Macabros 035: Mirakel, Mann der Geheimnisse
um. Er sah die ernst blickende
Kaythen-Prinzessin, die auf der Schwelle stand.
Langsam drückte Amana die Tür zu. Björn und Rani
verschluckte der grüne Nebel, und als sie einen Schritt weiter
in Cavhs geheimnisvollen Garten gingen, erblickten sie dessen ganze
Schönheit.
*
Amana atmete tief durch.
»Ob sie es schaffen werden?« fragte sie leise, Antor in
die großen, klugen Augen sehend, in denen kein Mißtrauen.
»Ich hoffe es. Für sie. Sie waren gut zu uns. Wenn Cavhs
Geist noch nachwirkt und jener des Heiligen Vogels, werden sie eine
Botschaft erhalten. Sollte das nicht der Fall sein…« Er
zuckte die Achseln, und man sah ihm an, daß er zunächst
auch keinen Rat wußte.
»Dann werde ich etwas unternehmen«, bemerkte Amana mit
schwerer Stimme.
Antor wurde bleich. »Tu’ es nicht, Amana!« bat er
nur. Er war eingeweiht und wußte, was im Kopf der hübschen
Frau vorging, die eine so schwere Bürde zu tragen hatte.
»Es wird keinen anderen Weg für mich geben, Antor. Ich
stehe in ihrer Schuld. Ich kann es nicht ertragen, sie hier als
Gefangene zu erleben, wo sie doch frei sein sollten. Und sie sind
Gefangene, sie sind wie Vögel in einem goldenen
Käfig.«
»Du darfst die Kräfte nicht wecken!« ermahnte er
sie.
Sie schwieg.
»Es gibt Schlüssel, die öffnen keine Türen,
sondern sie bringen ganze Gebäude zum Einsturz!« ließ
er nicht locker.
Sie schwieg noch immer, wandte sich stumm um und ging langsam die
enggewundene Treppe empor.
Auf dem Gesicht der kleinen Frau stand Entschlossenheit, das zu
tun, was sie für richtig hielt. Und wenn sie ihr eigenes Leben
dabei aufs Spiel setzte.
*
Der BMW 520 glitt über die Autobahn Richtung Bad Homburg.
Frank Morell saß hinter dem Steuer.
Locker lagen die nervigen Hände des jungen Fahrers auf dem
Lenkrad.
Die Straße war feucht. Leichter Nieselregel fiel vom
Himmel.
Morell fuhr nicht schnell.
Er benutzte mit hundertzwanzig Stundenkilometern Geschwindigkeit
die mittlere Fahrbahn. Die Strecke war dreispurig ausgebaut.
Ganz rechts rollten die LKWs. Er überholt gerade eine
Kolonne.
Dann schien die nasse Fahrbahn wieder ihm zu gehören. Die
Scheinwerfer der entgegenkommenden Fahrzeuge jenseits des
Mittelstreifens spiegelten sich auf der Straße.
Morell verengte die Augen.
Er fuhr konzentriert. Sobald er diese Strecke sah, wurde er an den
Vorfall vor mehr als einem Jahr erinnert.
Nur wenige Kilometer vor der Abfahrt war es passiert.
Damals war strahlend blauer Himmel gewesen, früher Mittag.
Die Fahrbahn trocken. Mäßiger Verkehr.
Auf der linken dritten Fahrspur näherte sich in diesem Moment
ein Fahrzeug. Rasch wurden die Scheinwerfer größer. Der
Fahrer brauste mit hoher Geschwindigkeit heran.
Die Scheinwerfer blendeten auf.
Morell duckte sich leicht, weil die Scheinwerfer in seinem
Innenspiegel reflektierten.
Morell rückte die schmalrandige Brille zurecht.
»Der ist verrückt«, murmelte er vor sich hin.
»Weshalb der jetzt seine Scheinwerfer aufblenden
muß?«
Im gleichen Augenblick schlug eine Alarmglocke in Morell an.
Spannung erfaßte seinen Körper. Die Muskeln und Sehnen
reagierten.
Das fremde Fahrzeug auf der Überholbahn war nun dicht hinter
ihm und näherte sich mit der Kühlerhaube etwa der Höhe
seines Kofferraums.
Dann sah er es nicht mehr. Toter Winkel…
Morell warf den Kopf herum. Sein Körper befand sich in
fiebernder Erwartung.
Sein Gesicht wurde starr wie eine Maske, als er sah, wie das
fremde Fahrzeug bei hoher Geschwindigkeit auf seine Seite
herübergezogen wurde!
Es ging alles blitzschnell.
Er erfaßte: rechts zuckelte mit höchstens sechzig
Stundenkilometern ein schwerbeladener Lastzug mit Anhänger die
Fahrbahn entlang. Diesem Fahrzeug näherte er sich.
Ein Ausweichmanöver nach rechts kam in diesen entscheidenden
Sekunden nicht in Frage.
Er würde sonst voll in den Lkw brausen, und dann blieb nichts
mehr von ihm übrig.
Morell drückte das Gaspedal durch. Der Wagen machte einen
Satz nach vorn.
Er hörte es knirschen.
Die ganze Karosserie erbebte, und ein kreischendes Geräusch
dröhnte an Morells Ohr.
Das ihn attackierende Fahrzeug versetzte ihm einen Stoß. Die
Radkappen der Vorderräder berührten die Radkappen seiner
Hinterräder. Der BMW 520 wurde nach rechts gedrängt. Wie
ein Berg türmte sich der Lkw neben Frank Morell auf.
Alles Blut wich aus dem Gesicht des jungen Mannes. Kalter
Schweiß brach ihm aus.
Er kam dem Long-Vehicle gefährlich nahe, aber es gelang ihm,
die Spur
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