Macabros 066: Die Monsterstürme von Kh'or Shan
ließ resignierend die Schultern
sinken. »Ich denke, Sie haben recht, Brown. So lange man eben
nichts Näheres weiß, ist es für uns alle sicher das
Beste, wenn wir vernünftig sind. An mir soll es nicht liegen.
Doch von Ihrem Angebot möchte ich Gebrauch machen. Ich habe
Hunger wie ein Löwe und Durst wie ein Pferd.«
»Das sind ja schon zwei tierische Eigenschaften«, sagte
der dunkelhaarige CIA-Agent mit dem kantigen Gesicht. In diesem
Moment lernte Ted Morton seinen Gesprächspartner von einer ganz
anderen Seite kennen, und er mußte im stillen sein Urteil
über ihn revidieren.
Brown verfügte über einen merkwürdigen Schuß
Humor. »Wenn Sie jetzt noch anfangen zu singen wie eine
Nachtigall, Mister Morton, dann haften Ihnen schon drei tierische
Eigenschaften an. Vielleicht haben Sie Ihren Beruf verfehlt und
sollten als Künstler in einem Zirkus oder Variete
auftreten.« Er sagte es mit todernster Miene und ließ
Morton allein.
Der grinste still in sich hinein. Er hatte einen Plan. Ted Morton
ließ sich nicht wie eine Marionette behandeln, er handelte
stets selbsttätig. Schritt für Schritt ging er in Gedanken
sein Vorhaben durch und entdeckte einen wunden Punkt dabei. Wenn er
schon hier in diesem Militärhospital festgehalten wurde, dann
sollte das Ganze sich für ihn auch rentieren.
Vergnügt und zufrieden aß er die Speisen, die wenig
später in sein Zimmer gebracht wurden: Ein saftiges Steak, ein
herzhaft gewürzter Salat, gebratene Kartoffeln. Als Nachtisch
eine Cremespeise, mit Sahne verfeinert.
Außerdem hatte er ein Päckchen Kaugummi bestellt. Weil
er sie mochte, wie er Brown gestanden hatte…
Aber die galten einem ganz anderen Zweck…
*
Er fühlte seine Sinne schwinden.
Obwohl er alle seine noch ihm zur Verfügung stehenden
Kräfte einsetzte, war es ihm nicht möglich, sich aus der
Umklammerung zu lösen.
Die zuckenden, kraftvollen Muskelstränge umschlangen ihn
hauteng.
Macabros!
Nur dieser eine Gedanke durfte ihn jetzt noch mit Macht und
äußerster Konzentration erfüllen.
Wenn es ihm gelang, seinen Zweitkörper zu Hilfe zu holen,
dann hatte er vielleicht noch eine Chance, dem Grauen zu entfliehen
und möglicherweise auch noch seinem Freund Rani zu Hilfe zu
kommen.
Hunderte von Meilen vom Ort des unheimlichen Geschehens entfernt,
gab er Carminia noch einen entsprechenden Hinweis und ließ
Macabros dann aus den magischen Gärten des Hestus
verschwinden.
Björn setzte seine ganze Kraft ein, um seinen
Doppelkörper hier im Grenzgebiet zwischen Xantilon und
Kh’or Shan neu entstehen zu lassen.
Er schaffte es!
Da gab es plötzlich einen zweiten Björn Hellmark
außerhalb, der zuckenden, um sich greifenden Tentakel. Macabros
schwebte über dem gewaltigen Gallertberg, der aussah wie ein
bizarrer Turm, ein Turm, der sich nach oben hin verjüngte zu
einem runden, kopfähnlichen Auswuchs, um den sich ebenfalls
armdicke, schlauchartige Tentakel wanden, so wie jenes teleskopartige
Anhängsel, an dem das eine, einsame Auge wie ein Pendel hin und
her schwang.
Mit bloßen Fäusten rückte Macabros dem
Ungetüm zu Leibe.
Daß es da plötzlich einen zweiten Angreifer gab,
registrierte auch dieser plumpe Koloß.
Instinktiv wandte er seine Aufmerksamkeit dem zu, der noch frei
war, den er nicht umklammerte. Dies wiederum wirkte sich auf
Hellmarks Bewegungsfreiheit aus. Björn fühlte, wie der
Druck nachließ. Aber der Zwischenraum reichte nicht aus, um
sich den Tentakeln zu entwinden.
Der Mangel an Sauerstoff machte sich auf erschreckende Weise
bemerkbar.
Jede Bewegung wurde ihm zur Qual. Auch das Denken fiel ihm schwer.
Sein Hirn kam ihm vor wie ein dicker, lebloser Bleiklumpen.
Er konnte die Kräfte, die er eben noch in seiner Todesangst
mobilisiert hatte, nicht weiter aufrecht erhalten.
Björn Hellmark sackte weg in die Bewußtlosigkeit. Auch
darüber hinaus hätte sein Zweitkörper normalerweise
noch ein wandfrei funktionieren können. Macabros war nicht
unbedingt angewiesen auf den Wachzustand des Originalkörpers.
Schon mehr als einmal hatte sich gezeigt, daß Björn auch
im Schlaf von seinem Zweitkörper Gebrauch gemacht hatte, der
irgendwo in einem anderen Teil der Welt aktiv geworden war,
während er zu Hause im Bett lag.
Doch hier funktionierte nichts mehr.
Im Grenzbereich zwischen Xantilon und Kh’or Shan war es
ausgeschlossen, daß Hellmark seine besondere Fähigkeit
nutzen konnte.
Dem ersten massiven Angriff, den er mit Macabros ausführte,
folgte ein
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