Macabros 068: Apokalyptas erste Version
nur einen Finger
rührte, wurde die Lampe blitzartig nach vorn gerissen und
knallte genau mit ihrem schweren, geschmiedeten Schirm gegen Tom
Jenkins’ Stirn, ehe der dazu kam, dem Kopf seitlich abzuwenden
oder in die Knie zu gehen, um den Zusammenprall zu verhindern.
Es gab einen dumpfen Schlag.
Jenkins’ Mundwinkel klappten herab, und dann ging er doch in
die Knie – allerdings nicht mehr freiwillig.
Instinktiv riß er mit der beginnenden Ohnmacht noch beide
Arme herum und versuchte sich am Schreibtisch festzuhalten. Mit
beiden Händen wischte er einige Utensilien von der Platte, so
daß die darüber hinwegrutschten, gegen die Wand und auf
den Boden knallten, auf dem auch Jenkins landete.
Jay McCansy wußte nicht mehr, wohin er den Blick wenden
sollte.
Irritiert starrte er auf den Jungen an der Wand und auf die
zurückpendelnde Lampe, dann auf seinen reglosen Kumpan am
Boden.
McCansy war in diesen Sekunden nicht in der Lage, auch nur einen
Finger zu rühren. Dann ging alles so schnell, daß auch er
dem Unheil nicht mehr ausweichen konnte, und der halbwüchsige
Mexikaner handelte klug und überlegt.
Die schmiedeeiserne Lampe wurde erneut nach vorn gerissen, diesmal
mit noch stärkerer Gewalt. Es gab einen harten, trockenen Knall.
Das drittletzte Kettenglied wurde in der Mitte gespalten, als ob es
eine gewaltige Axt mit ungeheurer Kraft durchschlagen hätte.
Die schwere Lampe flog genau auf McCansys Kopf zu, und auch der
kam nicht mehr zum Ausweichen. Das Objekt knallte auf seinen
Schädel, und rasselnd schlang sich die Kette um seinen Hals.
Jay McCansy machte eine halbe Drehung nach rechts, wollte
instinktiv noch von diesem gespenstischen Ort fliehen und warf sich
nach vorn.
Schlaff glitt seine Hand über den, Lichtschalter. Der wurde
ohne McCansys Absicht betätigt. Das Licht im Verkaufsraum
flammte auf.
Jay McCansy stolperte über seine eigenen Füße. Er
stürzte zu Boden und schlug mit dem Gesicht auf den steinigen
Untergrund. Klirrend kamen Lampe und Kette erst Sekunden später
zum Stillstand.
Der gefesselte Jeff Hutchinson hatte jede Einzelheit genau
beobachtet. Atemlos vor Überraschung und Verwunderung saß
er auf seinem Stuhl, den Kopf mal in Richtung der beiden auf
rätselhafte Weise außer Gefecht gesetzten Gangster
wendend, mal auf den Jungen blickend,’ der im wahrsten Sinn des
Wortes wie ein Geist aus dem Nichts aufgetaucht war.
Pepe stieß sich von der Wand ab und ging auf den Juwelier
zu. Lächelnd nahm er ihm den ’Knebel aus dem Mund.
Jeff Hutchinson nickte zuerst nur, während Pepe damit begann,
ihm die Fesseln zu lösen. »Du bist… ein guter
Junge…«, krächzte der New Yorker dann. Seine Stimme
klang spröde. Sein Mund war ausgetrocknet, und er
fürchtete, daß seine Zunge schwoll; dick und leblos wie
ein Stein fühlte sie sich an. »Ich weiß nicht…
wie du das… gemacht… hast. Aber nur auf diese…
Weise… war etwas gegen die beiden Burschen…auszurichten.
Wie kommst du… hier… herein? Fenster und Türen
waren… sind jetzt noch… verschlossen…«
»Ich komme durch die Wand, Sir«, sagte Pepe einfach.
»Ich kann es nicht erklären. Auf einmal war ich
da…«
»Und von wo bist du gekommen?«
»Von weit her, Sir«, erwiderte Pepe schnell. Es hatte
keinen Sinn, Jeff Hutchinson die Dinge plausibel machen zu wollen.
Die ganze Situation war schon phantastisch genug. Wenn er aber noch
anfing von Carminia, von Arson, dem Mann mit der Silberhaut, von den
Gärten des Hestus’ und dem Feuerland K’hor Shan, von
den unheilvollen Geistern des Dämonenfürsten Molochos zu
berichten – dann würde der Juwelier ihn für vollkommen
übergeschnappt halten.
Das Geschehen war ebenso mysteriös für ihn wie für
diejenigen, mit denen er hier zusammengetroffen war. Die Tatsache,
daß sich in Hestus’ Garten ein spiegelähnliches Etwas
befand, das die gleiche Wirkung wie der Spiegel der Kiuna
Macgullyghosh hatte, mußte er erst mal verdauen. Mit dem runden
Objekt inmitten des blühenden Palmenhains war etwas in Pepes
Leben gekommen, was ihn aufs äußerste
beschäftigte.
Wieso er gerade an diesem Punkt, an dem sich ein schreckliches
Verbrechen abzuzeichnen begann, ankam, wußte er auch nicht, so
sehr er sich auch das Gehirn zermarterte.
Sein Auftauchen hatte jedoch zur Folge, daß die Dinge wieder
ins rechte Gleis kamen und die Geschehnisse ohne Blutvergießen
über die Bühne gingen.
Er öffnete den draußen wartenden Polizisten die
Tür, so daß die Männer
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