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Macabros 076: Ruf ins Vergessen

Macabros 076: Ruf ins Vergessen

Titel: Macabros 076: Ruf ins Vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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unvermittelt.
    »Was ist mit ihr?« fragte Björn
überrascht.
    »Ich habe das ganz vergessen. Sie wollte mich heute abend
nach ihrer Ankunft in Spanien anrufen. Sie weiß nicht,
daß ich mit Chancer ein Treffen vereinbart hatte. Wenn sie hier
angerufen hat und der Kerl in seiner Trance hat möglicherweise
abgehoben…«
    Er unterbrach sich plötzlich. Mit einem Blick auf seine Uhr
entschied er, in der Urbanisation ›Las Jardines‹ in Rosas
anzurufen.
    Schließlich wollte er auch wissen, wie Alexandras Fahrt
verlaufen und ob sie überhaupt angekommen war.
    Der Zettel mit der Nummer in Spanien lag neben dem
Telefonapparat.
    Frank Morell drehte die Wählscheibe.
     
    *
     
    Im ›City-Hotel‹ war alles so wie immer.
    Doch der Schein trog.
    Was sich hinter der Tür von Zimmer 1109 in der elften Etage
des Hochhauses abspielte, darüber wußte niemand etwas.
    Eben wurde von innen die Klinke gedrückt und lautlos die
Tür geöffnet. Deutlich war zu sehen, daß im Apartment
kein Licht brannte.
    Es war stockfinster im Raum.
    Der Inder spähte vorsichtig durch den entstandenen Spalt. Der
Mann trug nun nicht mehr seinen cremefarbenen Anzug, sondern einen
blau-schwarzen, seidig schimmernden Hausmantel, um den er den breiten
Gürtel locker geschlungen hatte.
    Ajit Lekarim vergewisserte sich, ob der stille Korridor
menschenleer vor ihm lag.
    Dann lief er nach draußen, näherte sich der Tür
mit der Nummer 1108 und klopfte an.
    »Ja, bitte?« erklang Dr. Chancers Stimme überrascht
hinter der Tür. »Wer ist da?«
    »Ihr Nachbar. Gestatten Sie mir, Sie kurz zu sprechen?«
fragte Ajit Lekarim höflich.
    Der Schlüssel drehte sich von innen im Schloß. Dr.
Chancer öffnete die Tür und stand dem Inder gegenüber,
der sich heute abend in einem vermutlichen Anfall von
Lebensüberdruß aus dem Fenster stürzte und von
Mirakel gerettet wurde.
    Der Mann aus New York lächelte freundlich. »Womit kann
ich Ihnen dienen?«
    »Ich habe ein Problem… ich möchte nicht, daß
einer der Hotelangestellten etwas bemerkt.« Lekarims Blick wurde
plötzlich unstet. Der Mann schien zu befürchten, daß
jemand auftauchte. »Bitte, helfen Sie mir. Meine Verlobte ist
ohnmächtig geworden, ich weiß mir keinen
Rat…«
    »Ich wüßte nicht, wie ich Ihnen helfen
könnte«, entgegnete Dr. Chancer mit belegter Stimme.
»Sie braucht einen Arzt. Warum rufen Sie denn keinen?«
    »Es gäbe einen Skandal, verstehen Sie…« Mit
diesen Worten wandte Lekarim sich abrupt um, fuhr sich mit beiden
Händen durch sein dichtes, blau-schwarzes Haar und
schüttelte verzweifelt den Kopf.
    Der Inder verschwand in seinem Zimmer.
    Dr. Chancer war neugierig geworden.
    Der Mann war verzweifelt, er brauchte Hilfe. Seine labile
psychische Situation konnte bewirken, daß er
möglicherweise einen zweiten Selbstmordversuch unternahm.
    Dafür wollte Chancer nicht verantwortlich sein.
    Ajit Lekarim machte den Eindruck eines kranken Mannes. Er lehnte
sich gegen die Türfüllung, atmete schnell und flach und
fuhr sich mit einer nervösen Geste über die Stirn.
    »Wie ist es denn passiert?« erkundigte sich Chancer.
    »Sie ist krank…, sehr krank«, murmelte Lekarim wie
abwesend. »Sie braucht seit langem schon starke,
schmerzlindernde Mittel. Morphium, Opium… Sie hat sich in der
Dosis vergriffen. Ob absichtlich oder unbewußt, bleibt
dahingestellt…«
    Lekarim sagte es mit schwerer Zunge.
    Dr. Chancer schüttelte den Kopf.
    Da stutzte der Inder plötzlich. »Da kommt jemand…
schnell… kommen Sie herein, damit man uns hier nicht
sieht…«
    Es blieb dem Amerikaner keine Gelegenheit, in der Eile
festzustellen, ob Lekarim die Wahrheit sagte.
    Er machte zwei schnelle Schritte nach vorn, und schon schob ihn
der Inder in das dunkle Zimmer, zu dem die Tür wie durch
Geisterhand aufgerissen wurde.
    Chancer erhielt einen heftigen Stoß in den Rücken,
daß er nach vorn taumelte und befürchtete, in der
Dunkelheit zu stürzen.
    Doch plötzlich war da keine Finsternis mehr.
    Eine gelblich-braune Lichtsäule umhüllte ihn.
    Der Schein war plötzlich da. Ohne daß es dafür
eine vernünftige Erklärung ab. Aus Dr. Chancers Kehle drang
ein erschrecktes Gurgeln. Er versuchte aus dem Lichtfeld zu
kommen.
    Doch das ging nicht!
    Ringsum stieß er gegen unsichtbare Wände, die er nicht
zu überwinden vermochte.
    Im Lichtkreis zeigten sich flackernde Rechtecke, Quadrate,
kubusförmige Körper, deren Seiten perspektivisch verzerrt
waren. Die Flächen und Körper schwebten auf ihn zu und
hüllten

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