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Macabros 102: Die Finsterlinge von Krosh

Macabros 102: Die Finsterlinge von Krosh

Titel: Macabros 102: Die Finsterlinge von Krosh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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erkennen, daß sich in
dieser Nacht kein Gast im Hoteltrakt aufhielt.
    Nirgends war ein Wagen abgestellt.
    Die meisten Fremden fuhren an der Hauptstraße weiter unten
vorbei, ohne zu ahnen, daß es hier noch eine Herberge gab. Alle
Hinweisschilder und Reklametafeln für das Hotel waren schon seit
geraumer Zeit verschwunden. Madame Fraque hatte sie entfernen lassen.
Sie ließ nur noch alte Kunden, die schon vor Jahren im Hotel
abgestiegen waren und das Haus und den Weg kannten, hier
übernachten. Aber ein solcher Gast war offensichtlich in dieser
Nacht auch nicht anwesend.
    Sie gingen an den Büschen entlang.
    Zielstrebig eilte Claudia um das Haus zum Hintereingang. Der
Bäcker folgte ihr. Er war noch nie hier gewesen, obwohl das
Hotel so nahe lag. Er kannte es nur vom Hörensagen und
wußte über die besonderen Fähigkeiten und Kenntnisse
der ältlichen Besitzerin Bescheid.
    In der Dunkelheit stand Claudia vor der Hintertür.
    »Es ist nicht zu fassen, Jean-Paul. Aber in der Tür ist
tatsächlich noch immer das gleiche Schloß. Und es ist
bestimmt fünf oder sechs Jahre her, seitdem ich hier
war...«
    Sie schob den Schlüssel ins Schloß und drehte ihn
zweimal um. Es knackte hart. Dann drückte Claudia die Tür
nach innen. Leise quietschten die Scharniere.
    Dunkelheit… Es dauerte einen Moment, ehe sich ihre Augen an
den stockfinsteren Flur gewöhnt hatten.
    Ein Fenster gab es nicht. Links und rechts nur Türen.
    Der Korridor war mindestens zwanzig Meter lang.
    Auf dem Boden lag Staub, und schlechte Luft schlug ihnen
entgegen.
    Jean-Paul Larusse stand auf der Schwelle und wiegte bedenklich den
Kopf. »Wollen wir hier wirklich übernachten, Claudia?«
fragte er unschlüssig. »Ich wüßte etwas
Besseres.«
    »Ich will nichts Besseres«, reagierte sie scharf, ohne
ihn ausreden zu lasen. »Ich will heute nacht hier sein. Hier -
und nirgendwo anders…«
    Zum erstenmal fiel ihr auf, daß es eigentlich von Anfang an
ihre Absicht war, in jener Nacht in diesem Hotel zu bleiben, ehe sie
die Fahrt nach Paris unternahm.
    Einen Moment stutzte sie.
    Was war es, das sie hierher zog? Das Gefühl von Sicherheit?
War es das Gefühl, daß sie bei Madame Fraque Geborgenheit
fand, wenn es hart auf hart ging und ihr Vater ihre Abwesenheit
vorzeitig bemerkte?
    Sie wußte es nicht.
    Sie machte sich auch keine weiteren Gedanken darüber.
    »Warte hier auf mich. Ich seh’ erst mal
nach…«
    Die Worte drangen ganz automatisch über ihre Lippen.
    »Aber – ich kann doch bei dir bleiben…«, erhob
Jean-Paul schwachen Protest.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich will erst sicher sein,
daß wir wirklich allein sind und das Zimmer, das ich meine
– auch frei ist…«
    Seine Hand zuckte zum Lichtschalter.
    Ehe Claudia Sevoir es verhindern konnte, betätigte er
ihn.
    In der Mitte des langen Korridors hing eine einzelne, altmodische
Lampe. Die schwache Birne flackerte ein einziges Mal auf und erlosch
dann wieder.
    »Was ist denn jetzt passiert?« wunderte sich der
Bäcker.
    »Wahrscheinlich ein Kurzschluß«, entgegnete das
Mädchen. »Aber – wir brauchen auch kein Licht. Ich
weiß, daß es in jedem Zimmer einen Kerzenständer
gibt. Liebe bei Kerzenlicht ist doch etwas Schönes,
Jean-Paul… Findest du nicht auch?«
    »Doch«, sagte er einsilbig.
    Sie wandte sich ihm zu und hauchte mit ihren
schöngeschwungenen Lippen einen Kuß auf seinen Mund.
»Bis gleich… Und probier’, während ich mich
umsehe, keine weiteren Lichtschalter aus. Bitte! Vielleicht
funktioniert schließlich doch noch einer – und dann sieht
man den Lichtschein, und aus unserem schönen Rendezvous wird
nichts.«
    »Aber findest du dich denn in der Dunkelheit zurecht?«
fragte er besorgt.
    Sie reagierte leise. »Ich kenne mich hier aus, als wäre
es mein Zuhause, Jean-Paul. Vergiß nicht, daß ich hier
viele Tage meines Lebens verbracht habe. Wenn mal ein
Überlandkabel gebrochen war, mußte man hier in dem
abgelegenen Haus auch ohne Elektrizität auskommen. Und das hat
funktioniert. Es ist nicht das erste Mal, daß ich mich durchs
Dunkel taste.«
    »Dann nimm’ wenigstens die Streichhölzer mit«,
bat er sie und drückte ihr eine Schachtel in die Hand.
    Claudia Sevoir tastete in der Dunkelheit des Korridors unter.
    Jean-Paul wunderte sich, daß sie keine der naheliegenden
Türen öffnete, um einen Blick dahinter zu werfen. Das hing
damit zusammen, daß sie offensichtlich einen bestimmten Raum
gewählt hatte.
    Plötzlich flammte in der Dunkelheit ein Streichholz

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