Macabros 123: Die Spuk-Ruine von Maronn
war groß.
Aber – es war vielleicht auch lohnend!
Das Reich der Geister und Schatten war kaum ergründet.
Von hier aus sickerten viele Einflüsse in die Welt der
Lebenden. Alle Bereiche des Daseins wurden gestreift. Und so war es
nicht verwunderlich, wenn auch die Menschen mit den
»Omega-Seelen« und Rha-Ta-N’my, die
Dämonengöttin, in und mit dem Reich der Schatten
fungierten.
Mit dem Geisterreich hatte auch Maronn zu tun, jener
rätselhafte Ort, mit dem die »Omega-Seelen« direkt zu
tun hatten. Seelen kamen aus dem Geistigen… und vielleicht war
gerade dies der Schmelztiegel, wo alles zusammenkam, den die
geheimnisvollen Eindringlinge aus einem unbekannten Winkel des
Universums brauchten, um ihre Brut in die Körper der Menschen zu
versetzen.
Tausende und Abertausende gab es inzwischen von ihnen. Sie lebten
als Menschen überall verstreut auf der Erde, ohne daß
jemand sie erkannte. Nur einer konnte sie entlarven: Doc Shadow, ihr
Feind, der ihnen in einem früheren Leben schon auf der Spur
gewesen war. Shadow hatte gewissermaßen einen
»Riecher« für sie. Und das allein war das eingegangene
Risiko wert.
Durch die spezielle Fähigkeit Doc Shadows,
»Omega-Seelen« aufzuspüren, und die gleichzeitige
Möglichkeit, im Schattenreich nach Gefahren durch diese und
Rha-Ta-N’my zu forschen, konnte man zwei Fliegen mit einer
Klappe schlagen.
Björn Hellmark überließ seinen Geist dem
pulsierenden Licht und wurde unfaßbar schnell in einen
tunnelförmigen Schlund gezogen, der aus wirbelnden Schatten
bestand.
Gleich darauf hatte er das Gefühl, über eine enge,
düstere Straße zu schweben, in der die verwaschenen
Umrisse schmalbrüstiger Häuser standen.
Die Fassaden waren flach und schwankten unter unsichtbaren
Luftbewegungen wie dünne Folie.
Hellmarks Bewußtsein war offen gegenüber allen
Einflüssen.
Hatte er eben noch eine große, endlose Einsamkeit
gespürt, wurde ihm plötzlich bewußt, daß er
beobachtet wurde.
Er war nicht mehr allein.
Fremde Einflüsse streiften ihn, und wispernde Gedanken
drangen in sein Bewußtsein.
»Wer bist du?« hörte er eine fremde Stimme in
sich.
Der telepathische Kontakt erfolgte in einer Stärke und
Klarheit, wie er ihn nie zuvor erlebt hatte.
»Ich heiße Björn.«
Er brauchte es nicht zu sagen.
Als die Frage erfolgte, reagierte er damit still mit einer
Antwort.
Anders war es auch nicht mehr möglich.
Denn er hatte keinen Mund, um zu reden, keine Stimmbänder,
mit denen er hätte seine Worte formen können.
Es war ein rein geistiger Kontakt.
Und doch nahm er bei diesem Kontakt auch gleichzeitig den
»Sprecher« wahr.
Björn brauchte keinen Kopf zu drehen, denn er hatte keinen,
besaß keine Augen, um zu sehen, und doch »sah« er auf
wunderbare Weise nach allen Richtungen gleichzeitig.
Er erkannte sich merkwürdigerweise sogar selbst.
Wie in einem Spiegel registrierte er die Aura, in und mit der er
sich wie in einer Blase bewegte.
Diese Blase hatte die Form des Körpers, den er verlassen
hatte und den in der Welt der Lebenden Doc Shadow jetzt bewegte.
Sein Geist wurde durch den Astralleib, den er jetzt besaß,
erkennbar.
Auf die gleiche Weise sah er auch den Fremden, der ihn
»angesprochen« hatte.
Der Mann war untersetzt und von kräftiger Gestalt.
Er hatte kurze Arme, stämmige Beine und einen respektablen
Bauch.
Die Haare waren fast schulterlang, wellig und besaßen einen
silbergrauen Schimmer.
Die Aura vermittelte sogar den Eindruck, daß der Unbekannte
Pausbäckchen hatte und von einer ausgesprochen heiteren Art
beherrscht war.
Die Gestalt glitt zwischen den silhouettenhaften, flachen
Hausfassaden der düsteren engen und gewundenen Straße auf
ihn zu.
»Wer bist du?« entwickelte sich in Hellmarks
Bewußtsein die Frage, und er merkte, daß er ein Neuling
in diesem Schattenreich war, weil er versuchte seine Gedanken
abzublocken und erst in eine bestimmte Form bringen.
Der andere handelte ganz anders.
Er ließ, nachdem er den Fremden registriert hatte, seinen
Gedanken freien Lauf.
Björns Geist wurde von einer Sekunde zur anderen mit Wissen
und Informationen versorgt, die in der Kürze der Zeit auch durch
ein geordnetes telepathisches »Gespräch« nicht
möglich gewesen wären.
Dieser Mann hieß Jerome Lord of Belbrook und stammte aus
einem Castle in den schottischen Highlands.
»Dwellyn-Castle war mein Zuhause, die schöne Tochter des
Schloßbesitzers, Patricia, meine Frau… Hast du Patricia
gesehen? Ich suche sie… bin schon zu
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