Macabros Neu 01 - Der Leichenorden von Itaron
ihnen nichts anderes übrig als weiterzumarschieren, in der Hoffnung, auf Wasser. Oder wenigstens auf irgendetwas, das die ewige Eintönigkeit durchbrach.
2. Kapitel
Stunden später war es soweit.
Björn blieb stehen, packte Anna am Arm, so dass diese ebenfalls stoppte.
»Was ist?«
»Dort vorne … eine Bewegung.«
Anna versteifte sich, als habe sie Angst, auch die kleinste Regung könne dazu führen, dass sie entdeckt wurde. Wahrscheinlich sah sie sich bereits wieder in den Fängen von schrecklichen Knochenmonstern.
Die beiden duckten sich und beobachteten, was sich schätzungsweise hundert Meter vor ihnen in einer Mulde abspielte. Dort huschte eine Gestalt zwischen den Felsen entlang. Es handelte sich um ein gebückt gehendes Lebewesen. Ob es ein Tier war – oder ein Monster … Das vermochte niemand zu sagen. Auf die Entfernung war nicht zu erkennen, ob das Wesen stumpfgraue Kleidung trug, oder ob es sich um ein Körperfell handelte.
Björn fasste einen Entschluss. Er ließ Macabros hinter einem Felsen in der Nähe des fremden Geschöpfs materialisieren.
In der nächsten Sekunde hörte er, wie Anna geräuschvoll die Luft ausstieß. Sie begriff nicht, was sie sah, denn Björn hatte ihr bislang nicht erklärt, über welche erstaunliche Fähigkeit er verfügte. Ihr Blick ging von Björn zu Macabros und wieder zurück. Sie öffnete den Mund, doch Björn bedeutete ihr, still zu sein.
Gleichzeitig beobachtete er durch Macabros’ Augen das unbekannte Geschöpf. Es handelte sich um einen Mann. Er trug ein großes Stofftuch, das er in einer Art Toga um den Leib geschlungen hatte. Aus der Ferne hatte Björn diese Kleidung für ein Fell gehalten. Das stumpfe Graubraun des Stoffs passte sich gut der Umgebung an. Der Fremde verschmolz fast mit den Felsen.
Sein Äußeres erinnerte entfernt an einen primitiven Menschen. Er schlich in gebückter Haltung vorwärts. Sein Gesicht war breit und grobknochig, die Extremitäten etwas länger als normal. Im Moment schien er die Umgebung zu sondieren. In der rechten Hand hielt er einen Speer. Der Schaft war aus Holz gefertigt, die Spitze schien aus einem glänzenden Metall zu bestehen. So verharrte das Geschöpf, bis es plötzlich blitzartig zustieß.
Macabros hatte die Bewegung einen Meter vor dem Fremden nicht einmal gesehen, da hatte der schon reagiert. Mit dem Speer spießte er ein kleines, rattenartiges Tier auf, das zappelnd verendete und kurz darauf in einer Tasche verschwand, die der Mann zum Vorschein brachte. Danach verharrte er wieder bewegungslos.
»Er jagt«, erklärte Björn seiner Begleiterin, die nicht den Vorteil hatte, das Geschehen durch Macabros’ Augen beobachten zu können. »Also sind wir bei ihm genau an der richtigen Stelle … Dieser Mann weiß vielleicht, wie wir uns versorgen können. Und wenn er isst, wird er ohne Zweifel auch trinken. Ich werde zu ihm gehen.«
»Sei vorsichtig«, warnte Anna. »Dieser Kerl sieht irgendwie … merkwürdig aus.«
Björn lächelte still in sich hinein. Anna konnte nicht wissen, dass Macabros sich dem Fremden ohne jede Gefahr nähern konnte.
Macabros verließ seine Deckung und lief auf den Fremden zu.
Dieser ging sofort in Abwehrstellung. »Woher kommst du?« Er richtete den Speer auf Macabros.
»Ich bin nicht von hier. Mein Name ist Björn Hellmark.«
»Bjooorn Ehlllmark«, dehnte der Mann misstrauisch.
Ein solcher Name schien ihm noch nie untergekommen zu sein. Es war ja ohnehin schon merkwürdig genug, dass der Mann Macabros überhaupt verstehen konnte. Björn schob es auf die besonderen Gesetzmäßigkeiten, die auf Itaron galten.
»Was willst du hier?«, bellte der Fremde.
»Du hast viele Fragen«, sagte Macabros. »Zunächst ist eins wichtig – ich bin nicht dein Feind. Ich gehöre nicht zu den Dämonen.«
Der Fremde gab ein hohes Sirren von sich, vielleicht ein Lachen oder eine Verspottung. »Das sehe ich. Doch sag mir eins … Bist du den Kulariden wohlgesonnen? Oder sympathisierst du mit dem Leichenorden?«
Macabros beschloss, Ehrlichkeit walten zu lassen. »Von den Kulariden habe ich nie zuvor gehört, aber der Leichenorden ist mein Feind. Ich versuche meine Begleiterin vor dem Orden zu retten. Sie ist einem der Knochenmänner begegnet.«
Der andere stieß einen Ruf des Entsetzens aus. »Dann ist es zu spät für eine Rettung. Vergiss deine Begleiterin, egal wie schmerzlich es für dich ist. Das ist die einzige Möglichkeit, die dir bleibt, Fremder …«
Etwas in seinem Tonfall sagte
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