Macabros Neu 02 - Athkrala - Seuchengezuecht des Molochos
viel. Sie war Anna Huber, nicht Björn Hellmark. Andererseits aber halfen diese neu gewonnenen Erkenntnisse ihr jetzt vielleicht, halfen, sie in dieser Zeit der Einsamkeit und Isolation in der Schwärze eines unbekannten Ortes vor dem Wahnsinn zu bewahren …
»Ich bin nicht wahnsinnig«, rief sie in die Dunkelheit.
Ihre Worte verwehten, und sie wunderte sich, dass sie überhaupt sprechen konnte.
Kaum hatte sie gesprochen, fühlte sie auch ihren Mund und dann den ganzen Kopf.
Die Lähmung fällt von dir, kroch ein finsterer Gedanke voller Bosheit in ihren Verstand. Sie hörte diese Worte nicht, doch sie hätten nicht klarer und deutlicher sein können, wenn sie gesprochen worden wären.
»Wer bist du?«, schrie sie.
Ich bin in dir und bald besitze ich dich … Ich bin Ath’krala … das eigentliche Herz des Seuchengezüchts … erschaffen vom herrlichen Molochos und bereitet für diesen Moment … und ich werde in dir Wohnung nehmen …
Anna bäumte sich auf.
Sie wusste, dass es wahrscheinlich bereits zu spät war und dass Ath’krala – jener innere Kern des Seuchengezüchts, der sich ihres Körpers bemächtigen wollte – am Ende siegen würde … aber der Überlebensinstinkt gebot ihr, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen und Hoffnung zu schöpfen.
Hilflos wurde sie Zeugin, wie das Seuchengezücht ihre Beine überwucherte. Wie in Zeitlupe schob es sich immer weiter vor, bedeckte schließlich auch ihre Hüften. Anna hatte keinen Zweifel daran, dass die unheimliche Kreatur auch in ihrem Körper bereits wütete. So wie er Teile ihres Blutes absorbiert hatte, war er umgekehrt durch ihre Haut in sie eingedrungen und höhlte sie von innen aus.
Noch bist du du selbst, sagte Ath’krala, aber bald werde ich dich übernehmen und deinen Leib lenken wie eine Marionette. Dein Geist aber wird für immer ausgelöscht werden … ich werde deine Seele fressen, wie ich deinen Körper vernichte …
Anna wollte es nicht hören. Aus Björn Hellmarks Erfahrungen wusste sie, dass es ein großer Fehler war, den Einflüsterungen der Dämonen zu lauschen. Wer ihnen einmal zuhörte oder wer sich gar bewusst an sie wandte, den verdarben sie, wickelten ihn in ein Gespinst aus Lügen, bis derjenige nicht mehr ein noch aus wusste und letztlich alles glaubte, was die satanischen Mächte ihm vorgaukelten.
Auch Molochos hatte stets Intrigen gesponnen …
Molochos …
Der Dämonenfürst, der auch Ath’krala erschaffen hatte.
Molochos, der von Björn Hellmark durch den Einsatz des Singenden Fahsaals vernichtet worden war.
Das war es – das konnte sie dem Unheimlichen entgegenschmettern! Das würde dem Herz des Seuchengezüchtes, das sich über das ganze Land ausbreitete, gar nicht gefallen.
»Dein großer Molochos ist tot«, keuchte sie und schickte gleichzeitig einen spöttischen Gedanken in Richtung des dämonischen Etwas, das sie überfluten wollte.
Sie spürte Wut und dumpfen, kreatürlichen Zorn in dem Wallen des dämonischen Geistes. Gleichzeitig jagte etwas wie Eis durch ihre Adern, drang zum Herzen vor, das gefrieren und splittern wollte …
»Tot ist er, tot!«, fuhr sie fort. Es spornte sie an, dass das Seuchengezücht auf ihre Worte reagieren. Sie hatte einen wunden Punkt Ath’kralas gefunden … »Björn Hellmark hat ihn vernichtet – derselbe Mann, der bereits unterwegs ist, um auch jenes lächerliche Erbe zu zerquetschen, das Molochos hinterlassen hat – dich! In ihm wirst du deinen Meister finden!«
Sie spürte die Verärgerung, die ihren Geist durchflutete. Ath’krala war empört über ihre Worte.
Gut so!
Jetzt blieb ihr nur noch zu hoffen, dass Björn Hellmark tatsächlich bereits auf dem Weg war und diesen Worten Taten folgen lassen konnte.
Der Hundertste erklärte Björn die Bedeutung seiner Aussage.
Ich werde durch das Wasser gehen. Ich benötige keine Luft zum Atmen, deshalb macht es mir nichts aus, den Fluss in voller Breite zu durchqueren. Du jedoch wirst schwimmen müssen …
»Nicht unbedingt«, murmelte Björn und versuchte sich auf Macabros zu konzentrieren. Es benötigte Energie, den Doppelkörper entstehen zu lassen und mit seiner Hilfe durch Teleportation auf das andere Ufer zu wechseln, aber noch mehr Kraft hätte es ihn vermutlich gekostet, die Stromschnellen schwimmend zu durchqueren.
Was hast du vor?
Björn antwortete nicht. Er versuchte sich nach wie vor zu konzentrieren. Aber irgendetwas stimmte nicht. Es war, als ob Macabros’ Entstehung durch irgendeinen fremden Einfluss
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