MacAllister 6 Die schottische Wildkatze
anerkannte.
»Ich passe gut auf sie auf«, erklärte Bryce mit ernster Miene. »Wenn sie Arger macht, dann werfe ich sie zu Boden und fessle sie.«
Jetzt empfing er Catarinas tadelnden Blick. »Du kleines Aas. Das vergesse ich dir nicht.«
Er strahlte erfreut.
Lochlan zügelte sein Pferd, während Bryce die beiden jungen Frauen von der Straße weg in ein Versteck führte. Sobald er sich davon überzeugt hatte, dass sie nicht zu sehen waren, ritt er mit Bracken weiter zu den Händlern.
Wie vorausgesagt warteten unweit der Kreuzung drei Wagen von Kaufleuten mit unterschiedlichem Angebot. Lochlan blieb bei dem ersten stehen. Es gab Metallwaren, eine Auswahl kleiner Schwerter. Die könnten sich als nützlich erweisen.
Nachdem er abgesessen war, nahm er eines der Schwerter und wog es in seiner Hand, prüfte die Balance und die Klinge. Es war keine kunstfertige Arbeit, sondern eher wie die Waffen, die einfache Fußsoldaten benutzten. Kaum geeignet für einen Ritter, aber es war das Beste, was sie bekommen konnten, bis sie Rouen erreichten.
Lochlan zahlte den Händler, ging dann zum nächsten weiter.
Bracken hielt die Pferde, als Lochlan ihm das Schwert reichte. »Danke.«
»In Rouen besorge ich ein besseres.«
»Glaubt mir, das hier ist für mich die beste Waffe im ganzen Königreich.«
Lochlan verstand genau, was der andere damit meinte. Wenn einem etwas genommen worden war, dann war jeder Ersatz willkommen.
»Hättet Ihr gerne ein hübsches Stück Stoff für Eure Dame?«, rief eine Alte von ihrem Wagen her. »Wir haben die feinsten Gewebe, die man finden kann, Mylord. Kommt und seht.«
Lochlan musste grinsen. »Wir brauchen ein Pferd, gute Frau.«
»Ein Pferd, sagt Ihr?«, fragte ein Mann, der gerade hinter dem Wagen hervorkam. »Nun, ich habe kürzlich eines eingetauscht von dem letzten Mann, der mit mir ein Geschäft gemacht hat. Was könnt Ihr mir dafür geben?«
»Münzen ... wenn das Tier etwas wert ist.«
Der Mann bedeutete ihm, hinter den Wagen zu kommen, wo drei Pferde angebunden waren. Das größte war ein Brauner mit einer weißen sternförmigen Blesse. »Es ist ein Wallach«, erklärte der Mann. »Ein bisschen unterernährt, aber trotzdem insgesamt gesund.«
Lochlan wechselte einen abwägenden Blick mit Bracken. Der Mann hatte recht, das Pferd brauchte ein paar regelmäßige Mahlzeiten, aber davon abgesehen schien es kräftig zu sein. »Was denkt Ihr?«
Bracken zuckte die Achseln. »Bettler können nicht wählerisch sein.«
Das stimmte natürlich. Lochlan zog seine Börse hervor, um den Mann zu bezahlen. Als er die Zügel nahm, bemerkte er, wie Bracken in den Schatten trat, weil Reiter näher kamen.
Der Händler warf dem Adeligen, der angeritten kam, einen verstohlenen Blick zu. Es war ein untersetzter Mann, der wenigstens fünfundvierzig Jahre alt war. Es war mühelos anhand der Reaktion des Händlers abzulesen, dass er mit ihm schon zu tun gehabt hatte und ihn nicht schätzte.
»Guten Tag, Mylord«, grüßte ihn der Händler, aber der Adelige rümpfte nur die Nase, wandte verächtlich den Kopf ab und ritt weiter.
»Dem Himmel sei Dank, dass er nicht angehalten hat«, erklärte die alte Frau leise. »Letzte Woche hat er uns alle Gewinne abgenommen, als Steuern, hat er gesagt. Aber ich kann sehen, dass er neue Stiefel trägt und einen pelzbesetzten Waffenrock, während wir fauligen Kohl essen müssen.«
Lochlan bewegte sich erst, als der Mann vorüber war, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Sobald er außer Sichtweite war, nahm Bracken das Pferd und kam zu den anderen zurück.
»Ein Freund?«, erkundigte sich Lochlan.
»Eher ein ... wohlverdienter Kunde.«
Lochlan grinste. »Das Mittagessen von letzter Woche?«
»Vor zwei Nächten, genau genommen. Kürzlich genug, um recht sicher zu sein, dass er mein Gesicht erkennen würde.«
»Handle ich mir etwa Schwierigkeiten ein, indem ich Euch mit nach Rouen nehme?«
»Vermutlich schon.«
Lochlan schüttelte den Kopf. Er sollte Bracken und seine Familie ihrem Schicksal überlassen, aber er war nicht dieser Typ Mann. Bracken musste sein Leben wieder in geregelte Bahnen bringen, und das würde nicht gelingen, sollte er gefasst und für die Verbrechen gehenkt werden, die zu begehen er gezwungen war.
»Dann halten wir uns besser weiter im Wald.«
»Ganz meine Meinung. Man weiß nie, wo mehr von meinen Kunden lauern und nur darauf warten, meiner habhaft zu werden.« In seinen Augen stand ein schadenfrohes Glitzern.
»Ihr genießt das zu
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