MacAllister 6 Die schottische Wildkatze
sich wegzugehen, obwohl es ihr schwer fiel.
Sie wusste nicht, warum sie ihn besänftigen wollte. Da war etwas an ihm, das sie gegen alle Vernunft anzog. Nie zuvor hatte sie so für einen Mann empfunden. Sicher, da waren Männer wie Bracken, die sie in Bezug auf Äußeres und Wesen ansprechend fand. Männer, die sie zum Lachen brachten und die äußerst attraktiv waren. Aber ihr wurde nicht heiß davon, sie nur anzusehen. Sie wollte ihren Schmerz nicht lindern, wenn sie traurig waren; und auch nicht zu ihnen gehen, weil sie das Gefühl hatte, sie machten sich Sorgen.
»Geht es dir gut?«, fragte Bracken, als sie ins Lager kam.
Plötzlich verstand sie Lochlans Vorliebe fürs Schweigen. »Danke, es ist alles in Ordnung.«
»Du siehst aber nicht so aus.«
»Aber selbstverständlich tue ich das. Wenigstens geht es mir so gut, wie es jemandem gehen kann, der auf der Flucht ist. Alles in allem denke ich, ich wirke recht glücklich.«
Er lachte. »Das habe ich immer schon an dir bewundert.«
»Was?«
»Deine Fähigkeit, an jeder Lage das Beste zu erkennen und nichts so schwer zu nehmen, egal wie übel es aussieht. Das ist ein Talent, um das ich dich beneide.«
Cat lächelte. »Das ist lieb von dir. Ich finde, ihr alle zeigt unter Druck große Stärke.« Sie ging an ihm vorbei zu Julia und Bryce, die gerade einen behelfsmäßigen Spieß über dem Feuer befestigten, um die Hasen zu braten. Cat machte sich ohne viele Worte daran, ihnen zu helfen.
Nachdem sie fertig waren und sich das erlegte Wild an dem Spieß über dem Feuer befand, zog Bryce eine kleine Holzflöte hervor und begann zu spielen.
Sie schloss die Augen und lauschte auf die einfachen Noten, ließ sich die Sorgen von ihnen vertreiben. Sie wusste nicht, warum, aber Musik hatte sie schon immer beruhigt. Sie öffnete die Augen und lächelte den jungen Mann an. »Du hast großes Geschick.«
Er hielt lange genug inne, um ihr zuzulächeln. »Danke, Cat.« Dann setzte er sein Spiel fort.
Cat hielt Julia die Hand hin. »Komm, lass uns tanzen.«
Sie erhob sich, ohne zu zögern, klopfte sich den Schmutz von ihrem Rock. Lachend nahm sie Cats Hand, sodass sie sich zusammen im Kreis drehen konnten.
Lochlan blieb stehen, als er zum Lager zurückkam und die Frauen tanzen sah. Der Anblick von Cat, wie sie sich bewegte, bannte ihn an Ort und Stelle. So etwas hatte er nie zuvor gesehen. Anders als die Tänzer bei Hofe wiegte und wand sie sich wie eine Verführerin. Wenn Salome so getanzt hatte, konnte er gut verstehen, dass ein Mann alles tun würde, um sie zu gewinnen.
Der Klang ihres Lachens und ihres Liedes streichelte seine Ohren. Wenn sie wirbelte, hob sich der Saum ihres Kleides, gewährte einen Blick auf das Paar wunderbarster Beine, das er je gesehen hatte.
Catarina tanzte völlig sorglos, ohne Regeln. Alles, was zählte, war ihre Freude.
Ihr Lächeln warf ihn um, als sie zu ihm kam, ihm die Hände entgegenstreckte. »Komm, mach mit, Lochlan.«
Nie in seinem Leben wollte er etwas lieber tun, aber er konnte nicht. Er wusste nicht, wie, und ganz gewiss wollte er sich vor anderen nicht zum Narren machen. »Nein danke.«
Sie schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Komm, Mylord. Sei nur einen Augenblick lang ungezwungen.«
Er sah zu Bracken, der sie unverhohlen interessiert beobachtete. »Nein, Catarina.«
Sie verdrehte die Augen und ging zu Bracken, der ihre Einladung annahm und sich mit derselben Ausgelassenheit bewegte wie sie und seine Schwester.
In dem Augenblick hasste Lochlan ihn. Aber noch mehr hasste er in Wahrheit sich selbst. Er hätte ebenso einfach tanzen können. Doch er gestattete es sich nicht.
Du siehst wie ein Tölpel aus, Junge. Männer tanzen nicht. Nur Frauen tun das, Männer, die keine echten Männer sind, und Hofnarren. Wenn du willst, dass sich eine Frau über dich lustig macht, dann bitte, geh nur. Glaub mir, sie kümmert nur, wie sich ein Mann auf dem Schlachtfeld schlägt und wie seine Vorstellung im Bett ist.
Sein Vater hatte recht. Außerdem war nach dem einen Mal, als er getanzt hatte, die Frau, die er liebte, mit einem anderen ins Bett gegangen.
Lochlan verzog bei der Erinnerung das Gesicht. Um Maire zu gefallen, hatte er sich erniedrigt, aber das war nicht genug gewesen. Nie wieder würde er so tief sinken. Die Menschen konnten ihn als das nehmen, was er war, und wenn das nicht gut genug für sie war, dann war er besser ohne sie dran.
So begnügte er sich damit, den anderen beim Tanzen zuzusehen.
Bis er merkte, dass die
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