MacBest
kurze Pause ein, um die Hand zu wechseln. »Wer bist du schon, daß du entscheiden kannst, was witzig ist? Meiner Treu, sollen die Ungeschulten über die Späße von Laien kichern – es ist das Gelächter der Dummen. Laß dich nie, nie, nie wieder bei unerlaubter Heiterkeit erwischen!«
Der junge Narr kehrte in sein Zimmer zurück, um die dreihundertdreiundachtzig von der Gilde genehmigten Witze auswendig zu lernen. Das war schon schlimm genug. Aber später mußte er sich auch das noch weitaus schlimmere und wesentlich umfangreichere Glossar vornehmen.
Dann schickte man ihn nach Ankh, und dort stellte er in kahlen, kalten und düsteren Zimmern fest, daß noch andere Bücher existierten als nur das große schwere und in Messing gebundene Buch des unheimlichen Spaßes. Dort draußen gab es eine weite runde Welt mit vielen seltsamen Orten und Leuten, die sonderbaren Tätigkeiten nachgingen, zum Beispiel …
Gesang. Er hörte eine singende Stimme.
Vorsichtig hob er den Kopf und zuckte zusammen, als die kleinen Glocken an seinem Hut klirrten. Hastig hielt er die verdammten Dinger fest.
Noch immer sang jemand. Der Narr spähte behutsam durch das Mädesüß, das ihm ein ideales Versteck bot.
Der Gesang war nicht besonders gut. Die Sängerin schien nur das Wort ›la‹ zu kennen und benutzte es immer wieder. Die allgemeine Melodie deutete darauf hin, daß sie glaubte, man sollte unter gewissen Umständen ›lalala‹ singen, und offenbar hielt sie an der Entschlossenheit fest, den Erwartungen der Welt zu genügen.
Der Narr riskierte es, den Kopf noch weiter zu heben, und zum erstenmal sah er Magrat.
Sie hörte jetzt damit auf, befangen und unsicher auf der kleinen Wiese zu tanzen, versuchte ohne großen Erfolg, sich Gänseblümchen ins Haar zu stecken.
Der Narr hielt den Atem an. In langen Nächten auf harten Fliesen träumte er von solchen Frauen. Nun, eigentlich ließen sie sich kaum mit dieser weiblichen Person vergleichen, mußte er zugeben. Meistens stellte er sich Frauen vor, die von der Natur im Brustbereich großzügiger ausgestattet waren. Seine Wunschvorstellungen zeigten ihm auch keine roten spitzen Nasen und weniger zerzaustes Haar. Aber die Libido des Narren war intelligent genug, um den Unterschied zwischen Unmöglichem und Erreichbarem zu erkennen, und sie aktivierte rasch einige Filterelemente.
Magrat pflückte Blumen und sprach zu ihnen. Der Narr spitzte die Ohren und lauschte angestrengt.
»Hier haben wir Woll-Swertien«, trillerte sie. »Und da ist Melassen-Gänsefuß, gut für Ohrentzündungen …«
Selbst Nanny Ogg, die dem Rest der Welt recht aufgeschlossen und fröhlich gegenüberstand, hätte kaum etwas Schmeichelhaftes über Magrats Stimme sagen können. Doch der Narr glaubte, niemals etwas Wundervolleres gehört zu haben.
»Und fünfblättrige Falsche Alraune, ideal bei Problemen mit der Blase. Oh, und dort ist Des Alten Mannes Froschbiß. Wenn’s mit dem Stuhlgang hapert.«
Ein Glockenspiel erklang, als der Narr aufstand. Bisher hielt die Wiese nichts Gefährlicheres bereit als kleine Wolken aus hellblauen Schmetterlingen und einige freischaffende Hummeln, doch nun beobachtete Magrat, wie ein großer rotgelber Dämon aus dem Gras wuchs.
Er öffnete und schloß den Mund. Drei bedrohlich wirkende Hörner ragten ihm aus dem Kopf.
Eine drängende Stimme in Magrats Hinterkopf flüsterte: Du solltest jetzt weglaufen, wie eine verschreckte Gazelle. Es ist das anerkannt richtige Verhalten in einer derartigen Situation.
Der gesunde Menschenverstand widersprach. Selbst wenn Magrat einen Anfall von akutem Optimismus erlitt, verglich sie sich nie mit einer Gazelle, ob verschreckt oder nicht. Außerdem hatte die Sache einen wichtigen Nachteil: Wenn sie wirklich wie eine Gazelle fortlief, entkam sie dem Fremden aller Voraussicht nach.
»Äh«, sagte die Erscheinung.
Eine andere Art von Verstand – Magrat besaß eine Menge davon, obwohl Oma Wetterwachs glaubte, die junge Hexe habe nicht alle Tassen im Schrank – meldete sich ebenfalls zu Wort und wies darauf hin, daß nur wenige Dämonen mitleiderweckend klimperten und ziemlich atemlos wirkten.
»Hallo!« sagte sie.
Das Gehirn des Narren arbeitete fieberhaft. Er geriet allmählich in Panik.
Magrat vermied es, den traditionellen spitzen Hut zu benutzen, den ältere Hexen trugen, aber sie achtete einige grundlegende Regeln der Hexerei. Zum Beispiel: Es hat keinen Sinn, eine Hexe zu sein, wenn man nicht wie eine aussieht. In ihrem Fall
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