MacBest
Schönheit. Brach vielen Männern das Herz. Sorgte für einige Skandale, wie ich hörte. Aber Esme hat recht. Letztendlich ist ein Narr ein Narr.«
»Warum fragst du, Magrat?« Oma Wetterwachs musterte die junge Hexe.
»Oh …« Magrats Ohren glühten rot. »Eins der Mädchen im Dorf hat mich darauf angesprochen.«
Nanny räusperte sich, lächelte wissend und sah Oma an, die laut schniefte.
»Es ist ein solider Job«, sagte Nanny. »Das muß man zugeben.«
»Hm«, entgegnete Oma Wetterwachs. »Jemand, der den ganzen Tag über bimmelt. Kein geeigneter Ehemann, finde ich.«
»Ja, aber man weiß immer, wo er ist.« Nanny erwärmte sich langsam für dieses Thema. »Man braucht nur zu lauschen.«
»Jemand mit Hörnern auf dem Kopf verdient kein Vertrauen«, erwiderte Oma kategorisch.
Magrat stand auf, straffte die Gestalt und versuchte, ein paar Jahre älter zu sein.
»Ihr seid zwei dumme, einfältige Frauen«, sagte sie leise. »Und ich gehe jetzt nach Hause.«
Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und marschierte über den Pfad, der zu ihrem Heimatdorf führte.
Die beiden anderen Hexen blickten sich groß an.
»Na!« stieß Nanny hervor.
»Es liegt an den Büchern, die sie heutzutage lesen«, sagte Oma Wetterwachs. »Dadurch wird das Gehirn überhitzt. Du hast ihr Flausen in den Kopf gesetzt, stimmt’s?«
»Wie meinst du das?«
»Du weißt, was ich meine.«
Nanny erhob sich. »Ich begreife nicht, warum eine Frau ihr ganzes Leben lang allein bleiben soll, nur weil du das für richtig hältst. Außerdem: Wenn keine Kinder geboren würden, gäbe es uns nicht.«
»Keine deiner Töchter ist Hexe«, sagte Oma Wetterwachs und stand ebenfalls auf.
»Sie hätten es werden können«, verteidigte sich Nanny.
»Ja, wenn du bereit gewesen wärst, es ihnen zu überlassen. Statt dessen hast du sie dazu ermutigt, sich Männern an den Hals zu werfen.«
»Sie sehen gut aus. Man darf sich der menschlichen Natur nicht in den Weg stellen. Du weißt ja: Wenn du jemals …«
»Wenn ich jemals was?« fragte Oma Wetterwachs leise.
Sie starrten sich einige Sekunden lang an und teilten ein schockiertes Schweigen. Beide spürten es: eine Anspannung, die vom Boden ausdurch ihre Körper wuchs, die heiße, schmerzende Überzeugung, daß sie etwas angefangen hatten und unbedingt zu Ende bringen mußten.
»Ich habe dich schon als Mädchen gekannt«, sagte Nanny verdrießlich. »Du warst ziemlich hochnäsig.«
»Zumindest habe ich die meiste Zeit in der Vertikalen verbracht«, erwiderte Oma Wetterwachs. »Du hingegen hast das Waagerechte vorgezogen. Abscheulich. Alle haben die Nase über dich gerümpft.«
»Woher willst du das wissen?« zischte Nanny.
»Das ganze Dorf hat darüber geredet.«
»Das gilt auch für dich! Man hat dich Eisfräulein genannt, ha!« höhnte Nanny.
»Ich möchte mir nicht meine Lippen besudeln, indem ich deinen damaligen Spitznamen ausspreche!« rief Oma.
»Ach, tatsächlich?« kreischte Nanny. »Nun, dann will ich dir folgendes sagen, gute Frau …«
»Wag es bloß nicht, in dem Ton mit mir zu sprechen! Und ich lasse nicht zu, daß mich jemand als gute Frau bezeichnet …«
»Na schön!«
Erneut folgte Stille, und die beiden Hexen standen dicht voreinander, Nase an Nase. Diesmal war das Schweigen ein ganzes Quantenniveau an Feindseligkeit höher als das letzte – in der Hitze dieses Schweigens hätte man einen Truthahn braten können. Es wurde nicht mehr geschrien; die Ausdruckskraft lauter Schreie genügte jetzt nicht mehr. Die Stimmen klangen nun dumpf und drohend.
»Ich hätte eigentlich wissen müssen, daß es keinen Sinn hat, auf Magrat zu hören«, knurrte Oma Wetterwachs. »Die ganze Sache mit dem Hexenzirkel ist lächerlich. Dadurch lernt man nur die falschen Leute kennen.«
»Ich bin froh, daß wir dieses Gespräch geführt haben«, fauchte Nanny Ogg. »Jetzt ist wenigstens alles klar.«
Sie sah zu Boden.
»Und du bist in meinem Revier, gnä’ Frau.«
»Gnä’ Frau!«
Donner grollte in der Ferne. Der permanente Sturm von Lancre kehrte nach einem Ausflug zu den Vorbergen zurück, um für eine Nacht ein Gastspiel im Gebirge zu geben. Das letzte Licht der Sonne schimmerte blau durch die Wolken, und dicke Wassertropfen fielen auf die spitzen Hüte der beiden Hexen.
»Für diesen Unsinn habe ich überhaupt keine Zeit«, sagte Oma Wetterwachs scharf. »Ich muß mich um wesentlich wichtigere Dinge kümmern.«
»Ich auch«, behauptete Nanny. »Gute Nacht.«
»Nacht.«
Sie
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