Mach mich Glücklich!
sich ziemlich unreif vor. Deshalb genoss sie die Aussicht umso mehr, da es das quälende Gefühl der Unentschlossenheit linderte, die Launen der Natur zu beobachten und zu sehen, wie sich die einzelnen Elemente in dem einen Augenblick harmonisch ergänzten und im nächsten gegenseitig zu überbieten suchten.
»Dachte ich mir doch, dass ich Sie hier finde.«
Lily sah auf und lächelte Jessica zu, als ihre neue Freundin ein Bein über den Liegestuhl neben ihr streckte und sich auf das Polster fallen ließ. »Ja, was soll ich sagen?« Ihr Lächeln wurde verträumt. »Die Sonne ist so angenehm warm, und sehen Sie sich nur mal diese Aussicht an.«
»Es ist schön hier, nicht wahr?«
»Hm-hm.«
Die nächste halbe Stunde verbrachten sie in freundschaftlichem Schweigen, nur von Zeit zu Zeit wechselten sie ein paar belanglose Worte. Schließlich sah Lily auf ihre Uhr und setzte sich widerstrebend auf. Ein paar Augenblicke lang blieb sie auf der Kante des Liegestuhls sitzen, dann erhob sie sich mit einem Seufzer des Bedauerns, dass sie ihr gemütliches warmes Eckchen verlassen musste. »Ich sollte besser mit dem Abendessen anfangen.«
Jessica warf einen Blick auf ihre Uhr. »Sonst haben Sie immer später angefangen, oder?«
»Ja, aber ich brauche heute etwas mehr Zeit.« Sie grinste Jessica an, die mit einer Hand ihre Augen abschirmte und sie ansah. »Soll ich Ihnen zeigen, wie man Risotto macht?«
»O ja. Gerne.« Jessica folgte Lily über die Verandatreppe. Als sie um die Ecke bogen und die windgeschützte Rückseite des Hauses verließen, wurden sie von einem Windstoß erfasst, der in Jessicas dichte Locken fuhr, sodass sie aussah wie Medusa mit ihrem Schlangenhaupt.
Sie seufzte genervt auf und versuchte, ihre Haare mit beiden Händen zu bändigen, aber der Wind entriss ihr immer wieder einzelne Strähnen und wehte sie ihr ins Gesicht. »Ich kann es gar nicht mehr erwarten, endlich zum Friseur zu kommen.«
Lily sah sie grinsend an, während sie auf die Küchentür zueilten. »Nächste Woche haben Sie einen Termin, oder?«
»Falls nicht jemand anders absagt, dann komme ich früher dran. Bitte, lieber Gott«, sagte sie in übertrieben flehendem Ton, als sie durch die Tür traten und sie hinter sich zuschlugen, um den Wind auszusperren, »lass bald jemanden absagen.«
Sie ernteten viele Komplimente für das Risotto, das sie nicht lange danach servierten, insgesamt war das Abendessen jedoch eine ungemütliche Angelegenheit. Zach versuchte ein weiteres Mal, Mrs. Beaumont dazu zu bewegen, das FBI zu benachrichtigten, aber sie wollte nichts davon hören. Zach blieb höflich, doch Lily wusste, dass er gereizt und verärgert war, und nachdem sie die Küche aufgeräumt hatte, machte sie sich auf dem Weg zu seinem Zimmer.
»Alles in Ordnung?«, fragte sie, als er die Tür auf ihr Klopfen hin öffnete.
»Sie treibt mich in den Wahnsinn, Lily« Er zog sie ins Zimmer, und sobald er die Tür hinter ihr zugemacht hatte, fing er an, auf und ab zu laufen. »Es ist ja nicht so, dass wir es uns nicht zweimal überlegt hätten, ob wir das FBI einschalten sollen. Rocket hat nämlich herausgefunden, dass der hier vor Ort zuständige Special Agent ganz wild auf Schlagzeilen ist, aber -«
»Das kapier ich nicht«, unterbrach sie ihn, wenn sie auch gegen seinen Rücken sprechen musste, da er sich bereits wieder umgedreht hatte und auf den Schreibtisch auf der anderen Seite des Raums zusteuerte. »Wenn das so ist, warum versuchst du dann, Mrs. Beaumont zu überreden, das FBI zu informieren?«
Er wandte sich um und lief mit finsterer Miene in ihre Richtung. »Weil sie das nicht weiß, und ich wollte sehen, wie sie reagiert. Für gewöhnlich ist es ein großer Fehler, die Behörden aus einer solchen Sache herauszuhalten, und eigentlich müsste ihr klar sein, dass sie Glynnis und David ernsthaft in Gefahr bringen könnte, wenn sie nicht anruft.« Seine verspannten Schultern zuckten unruhig. »Ich komme einfach nicht dahinter, ob sie wirklich glaubt, dass der Entführer ihnen etwas antut, wenn sie die Polizei einschaltet - oder ob es genau das ist, worauf sie zählt.«
Lily dachte daran, wie sie in einer der letzten Nächte in seinen Armen gelegen hatte, während er ihr von den Nachforschungen seines Freundes Rocket berichtete. Die Vorstellung, jemanden verdächtigen zu müssen, noch dazu diese reizende, verstörte Frau ... »Gott, ist das alles furchtbar.«
»Wem sagst du das. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hat mich vorhin Coop
Weitere Kostenlose Bücher