Machine Gun Preacher -: Die wahre Geschichte eines Predigers, der bis zum Äußersten geht, um Kinder zu retten. (German Edition)
gehen, Wurzeln geschlagen hatte, empfand ich die Notwendigkeit, einen Ort zu schaffen, von wo aus die Arbeit getan werden konnte. 1995 kaufte ich ein 16 Hektar großes Grundstück auf der anderen Seite des Highways in der Nähe meiner Baufirma – 16 Hektar sanft geschwungenes Hügelland mit sandigem Boden und dicht bewachsen von Schatten spendenden hohen Bäumen. Im Sommer war dieses Grundstück kühl und frisch, und wenn der Schnee kam, wirkte es so märchenhaft wie ein Motiv auf einer Weihnachtskarte. Ich stellte mir einen Zeltplatz vor, wo sich Menschen treffen konnten, um in der Bibel zu lesen, zu beten und Gemeinschaft zu genießen. Im folgenden Jahr installierte ich ein Abwassersystem, und wir boten regelmäßig Zeltlager auf diesem Land an.
Ich beriet mich mit meinem Pastor Dean Krause, einem klugen Ratgeber und Mentor, der mich in meinem Wunsch, für Gott tätig zu sein, von Anfang an unterstützte, trotz meiner vielen Ecken und Kanten. Eines Tages traf er mich betend und emotional sehr aufgewühlt in der Kirche vor dem Altar an. Er kniete neben mir nieder, um mit mir gemeinsam zu beten. Als er mir die Hand auf die Schulter legte, spürte er mein Schulterholster mit der Pistole, die mein ständiger Begleiter war. Dann glitt seine Hand meinen Rücken herunter und ertastete eine weitere Pistole in meinem Hosenbund. Er blickte mich an, unterdrückte ein Lachen, und sagte: „Da bete ich nun mit einem Menschen am Altar, ich weine, bete und rufe mit ihm zu Gott – und er ist mit zwei Pistolen bewaffnet!“ So etwas hatte er noch nicht erlebt.
Gott schenkte mir die Weisheit, die Notwendigkeit zu erkennen, in Afrika eine Waffe zu benutzen, um sein Werk zu tun, die Fähigkeit, mit einer Waffe umzugehen, und den Glauben, eine Waffe in gefährlichen Situationen bei mir zu tragen. Er gestattete mir, sie zu benutzen, um mich zu verteidigen, damit meine Arbeit dort fortgesetzt wird. Ich glaube nicht, dass Jesus Christus Gewalt mag oder uns losschickt, um zu morden. Aber wir dürfen unsere Familien beschützen. Die Kinder in Afrika gehören zu meiner Familie. Jesus hat gesagt, dass jeder, der nicht für seine Familie sorgt, schlimmer ist als ein Untreuer.
Wer der Meinung ist, ein Pastor sollte keine Waffe mit sich führen, wenn er in den afrikanischen Busch zieht und Kinder rettet, den möchte ich fragen: Würden Sie diese Meinung auch vertreten, wenn es um Ihr Kind ginge? Wenn Ihr Sohn oder Ihre Tochter entführt worden wäre und Sie wüssten, wo sich das Kind aufhält und in großer Gefahr schwebte? Wenn dann jemand wie ich daherkäme und sagte: „Madam, ich kann Ihr Kind befreien. Ich bringe es morgen zu Ihnen nach Hause“, würden Sie dann sagen: „Nein, tun Sie das nicht. Ich lehne Gewalt ab“?
Oder würden Sie weinen und flehen: „Ja, bringen Sie es nach Hause.“ Während der Vorbereitung auf meine Arbeit sah ich keinen Grund, meine Waffen abzulegen. Je mehr ich lernte, desto mehr erkannte ich die Notwendigkeit, sie bei mir zu behalten.
1998 beantragte ich bei der Independent Assemblies of Pennsylvania eine Predigterlaubnis und verrichtete unter Aufsicht zwei Jahre lang meinen Predigtdienst. Danach unterhielt ich mich eines Tages mit Pastor Krause, und er sagte: „Sam, wir geben dir auch eine Lizenz.“ Ich fand das eine gute Idee, und seither habe ich eine Predigterlaubnis der Abundant Life Fellowship aus Phillipsburg in Pennsylvania. Dean ist immer noch mein Mentor, und bis zum heutigen Tag bin ich ihm und seiner Gemeinschaft als Pastor unterstellt. Wir tauschen uns sehr intensiv aus, und er sagt mir seine Meinung. Nicht immer stimmen wir in unseren Ansichten überein (ich glaube nicht, dass er jemals eine Waffe auf der Kanzel bei sich hatte), aber er ist immer für mich da.
Während jener Jahre wurde mein Leben in eine vollkommen andere Richtung gelenkt. Aber man könnte auch sagen, dass es gleichzeitig in alle Richtungen verlief. Gegen Ende des Jahres 1998 reiste ich, wie ich bereits erwähnte, zum ersten Mal in den Sudan. Im Laufe der folgenden drei Jahre kehrte ich immer wieder nach Afrika zurück, baute gleichzeitig meinen Campingplatz in Central City aus, begann mit dem Bau einer Kirche auf diesem Campingplatz und leitete meine Baufirma. 2000 fuhr ich mit der mobilen Klinik durch den Sudan und begann schließlich mit dem Bau des Waisenhauses in Nimule.
Am 19. August 2001 hielten wir unseren ersten Gottesdienst in der Kirche auf dem Campingplatz in Central City ab. Wir nannten sie die Shekinah
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