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Machos weinen nicht

Machos weinen nicht

Titel: Machos weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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wir uns kennen gelernt haben! Andrjucha! Jetzt bist du mein bester Freund!«
    »Andrjucha?«
    »Ja. Ich meine – Borja. Du bist so ein prima Kerl!«
    »Borja?«
    »Ich liebe dich! Wie ein Mann, verstehst du? Ich glaube, Männerfreundschaft – das ist – das ist ...«
    »Was?«
    »Du verstehst – das ist ...«
    »Was?«
    »Hör mal, wie heißt du?«
    Ich holte mir aus dem Kühlschrank einen kostenlosen Sechserpack Dosenbier und stellte ihn vor mich. Auf den Dosen stand etwas auf Malaiisch geschrieben. Als der Sechserpack zu Ende war, holte ich mir einen neuen.
    Der riesige gelbe Mond am schwarzen Himmel sah aus wie ein halluzinogenes Trugbild.
    5
    H ast du Geld?«
    »Der große Buddha hat gesagt: Geld – das ist Heroin, Hämorrhoiden und Gonorrhö. Amen.«
    »Vielleicht können wir anschreiben lassen? He! Das ist ... Komm her!«
    »Warte. Lass das. Man wird uns noch hopsnehmen. Komm, wir gehen zum Campus.«
    »Wo ist meine Jacke? Habt ihr meine Jacke nicht gesehen?«
    »Was machen wir mit der Kröte?«
    »Hallo, Kröte! Was sollen wir mit dir machen?«
    »Meiner Meinung nach ist sie verfault. Riech mal, sie stinkt.«
    »Na und – sie stinkt! Wie soll eine Kröte schon riechen? Sag, man soll sie uns einwickeln. Wir setzen sie den Kasachen vor.«
    »Es war so eine – so eine gerade ...«
    »Eine rechte Gerade oder eine linke?«
    »Nein, meine Jacke.«
    »Die wäre besser schief. Würde hervorragend zu deiner Visage passen.«
    Der Morgen war zu Ende gegangen, noch bevor er begonnen hatte, und dann waren wir schon in China Town gesessen. Rein äußerlich unterschieden die Chinesen sich überhaupt nicht von den übrigen Einwohnern Kuala Lumpurs. Allerdings liefen einem auf Schritt und Tritt seltsame Frauen mit riesigen weißen Blumen im Haar über den Weg. Bei manchen waren die Blumen größer als der Kopf selbst.
    Das Chinesenviertel war mit einer Mauer von der Stadt abgegrenzt. Ein mit Drachen verzierter Bogen, der wollüstig seine mächtigen Schenkel spreizte, führte ins Innere. Wir blieben vor einem kleinen Restaurant mit offener Terrasse stehen.
    Die Kellnerin sah aus wie ein Schauspieler des Kabuki-Theaters. Ihr Gesicht war wie aus Elfenbein gedrechselt. Allerdings von einem Elefanten, der zu Lebzeiten viel geraucht hat. Damit wir am Tisch im Schatten saßen, gruppierte sie flink die Platten der beweglichen Überdachung um.
    Mir und Brigitta legte man die Speisekarte vor. Papauskas sagte, er wolle sich die Speisen persönlich ansehen. Die Kellnerin führte ihn in die Küche.
    »Wisst ihr, was ich bestellt habe? Kröte! Habt ihr schon mal Kröte gegessen?«
    »Was gibt es hier für Alkohol?«
    »Wodka. Chinesischen.«
    »Und wie viel hast du bestellt?«
    »Hört mal, ihr Russen, habt ihr ein Gewissen? Ihr werdet mich mit eurem Wodka noch umbringen.«
    Der Wodka war in schmierige Flaschen mit schief sitzenden Etiketten abgefüllt. Außer der gigantischen Kröte erschien auf dem Tisch ein ganzer Haufen Teller. Über die Terrasse krochen die Düfte Asiens. Sogar betrunken hantierte Brigitta noch geschickt mit den chinesischen Stäbchen. Mir gelang es nicht einmal jedes zweite Mal, etwas zum Mund zu transportieren.
    Als wir ausgetrunken und bezahlt hatten, stolperten wir wieder auf die Straße. Kamen an einem Schaufenster vorbei, in dem das Foto eines schmalen chinesischen Hinterns mit einem eintätowierten Drachen ausgestellt war. Papauskas strauchelte und fiel mit seinem ganzen langen Körper, ohne sich zu krümmen, auf ein Grüppchen Chinesen zu. Die wichen erschrocken zur Seite und starrten uns mit wildem Blick hinterher.
    »Hast du noch Kleingeld für einen Jeepney?«
    »Wozu brauchst du einen Jeepney? Gehen wir doch zu Fuß.«
    »Ich würde gern auf einem Kamel reiten. Gibt es hier Kamele? Sollen wir uns eins suchen?«
    Die Straße, die wir hinuntertrotteten, bestand aus Hunderten gleich aussehender Juwelierlädchen mit den gleichen Rolex-Uhren aus falschem Gold in den Auslagen. Dann stießen wir auf eine chinesische Apotheke. Auf dem Bürgersteig lagen Warenmuster: Büschel von Kälberschwänzen, Kolben mit getrockneten Seepferdchen, Gläser mit irgendwas in Spiritus Eingelegtem. Vielleicht den unschuldig gemeuchelten christlichen Säuglingen.
    Brigitta schaute sich um und verzog angeekelt das Gesicht. Manchmal stieß sie laut auf.
    »Wisst ihr, guys, ich vergesse dauernd – wie heißt diese Stadt eigentlich?«
    »Bist du verrückt? Kuala Lumpur!«
    »Nein, Lumpur, das ist das Land. Aber wie heißt die

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