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Machos weinen nicht

Machos weinen nicht

Titel: Machos weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht!«
    »Was ist mit dem Barkeeper?«
    »Er hat Hasch! Bestimmt hat er welches! Los, wir fragen ihn nach Hasch! Wir kaufen Hasch bei ihm! Wir qualmen uns mit Hasch zu! Mit richtigem, oberscharfem Hasch! Von einem richtigen alten Hippie!«
    Die Mädchen zogen sich ihre T-Shirts über die Köpfe. Diese hellen Flecken waren ein Schleier, der mir von den Augen fiel. Ihre Titten, straff wie tadschikische Melonen, drängten aus den engen BHs nach draußen. Alle freuten sich, dass die Mädchen so schön waren, so gut... Ich lächelte allen gleichzeitig zu und winkte dem Barkeeper mit den Armen. Er sollte Bier bringen! Wir brauchten kein Hasch! All diese prächtigen Leute sollten Bier trinken und diese prächtige Musik hören! – und vergiss nicht diese Zwiebackkringel mit den dicken Salzkörnern! – sollen sie uns auf der Zunge zergehen! – mit unseren trunkenen Polypenfingern werden wir die Kringel zusammenscharren – alle auf einmal – und sie in den Mund stopfen! – wohin ist er bloß verschwunden nach dem letzten Glas? – er war doch eben noch hier! – und sie mit einem riesigen Schluck Bier hinunterspülen! – mit einem gewaltigen Schluck! – also, Alter, bring uns gleich ganz viel Bier auf einmal! – viele Gläser! – und ex!
    Diese Menschen, diese Backsteinwände, dieser höhnische Typ, der mich mit seiner Musik umbrachte. Es gab nichts Trennendes mehr. Ich bleibe für immer hier. Diese betrunkenen Trommeln waren der Donner des Jüngsten Gerichtes. Jetzt – jetzt sofort – beginnt das wirklich Wichtige!
    Was machte es, dass Kirill beim letzten Lied vom Stuhl gefallen war und alle Verstärker zugleich zu brummen begannen. Dass Schtschukin die Melomanin mit dem Strohhalm abschleppen wollte, aber Stattdessen einen fremden Tisch voll kotzte. Dass die Koreanerin mit jemand anderem verschwunden war. So und nicht anders musste es sein! Das war das beste Konzert – die beste Musik auf der Welt. Alles konnte nur so sein.
    * * *
    Später fragte ich Kirill, wieso er plötzlich wieder zu spielen begonnen hätte. Und meinte damit, wieder zu trinken, sich den Kopf zu rasieren, Stiefel zu tragen und all das.
    Ende Mai war er zu Hause gesessen und hatte ferngesehen. Hinter ihm lag ein endloser Winter. Die Bibel war mehr als zur Hälfte durchgelesen. Er hatte sich an sein neues Leben gewöhnt. Im Fernsehen lief eine Comedyshow. Ein lustiger Moderator in weißem Kittel schmatzte mit den Lippen und redete über georgischen Wein. »Wir öffnen die Flasche, und ach! Welch herrliches Bouquet!« Kirill saß da und lauschte. Draußen schien die Sonne. Es duftete nach Gras. Die Mädchen zogen leichtsinnige Shorts an. »Mag das Schaschlik ruhig noch ein Weilchen auf dem Teller liegen. Betrachten Sie das Glas. Trinken wir ein Schlückchen! Rollen den Wein auf der Zunge. Spießen mit der Gabel – hopp! – ein Stückchen heißes, gut gewürztes Fleisch auf!« Wein hatte er das letzte Mal vor der Fahrt nach Susdal getrunken. Er wusste schon lange nicht mehr, wie das ist – ein Schluck Wein auf der Zunge ... Saß da und lauschte. Als die Sendung zu Ende war, schaltete er den Fernseher aus und ging im Zimmer umher. In das geöffnete Fenster schaute ein frecher, saftiger Akazienzweig herein. Unsichtbare Vögel zwitscherten. Bemüht, nicht darüber nachzudenken, was er tat, nahm Kirill seine Jacke und ging aus dem Haus. Am nächsten Kiosk kaufte er sich eine Flasche Chwantschkara ... Genau eine Woche später saß er um sieben Uhr morgens in der Bar an der Rasjeschaja, kurz vor Ladenschluss. Ringsum lachten unbekannte Mädchen. Einer von ihnen zerschlug Kirill an diesem Morgen mit der Faust die Brille.
    Alle sagten, nach seiner Rückkehr sei er sogar noch besser geworden. Irgendwas hatte sich in diesen Monaten in ihm angesammelt. Im »Manhattan« machte Kirill mich mit dem Programmdirektor einer modischen Radiostation bekannt. Wir saßen an einem Tisch, auf dem kunstvoll eingekratzt war: »Wer Arsch sagt, muss auch Busen sagen.« Der Direktor meinte, eine so starke Show wie die von Kirill hätte er nicht einmal in Europa gesehen.
    Er probte, versuchte etwas aufzunehmen, trank, traf sich mit Sponsoren, war hinter den Mädchen her, malte – alles gleichzeitig. Eine Art wilder Entschlossenheit war in ihm. Wie bei einem schlechten Schüler, der eigentlich nur die Seite mit der Fünf aus dem Heft reißen will, aber zum Schluss die Aktentasche mit allen Büchern verbrennt und die Schuluniform mit dem Messer zerschlitzt. Jetzt sagte er

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