Macht: Thriller (German Edition)
kodierte.«
»An wen?«
»Ich wusste, dass Sie das fragen würden, Chefinspektor.«
»Freu dich und kauf dir an Lutscher, Mitterlechner! – An wen ging die Message?«
Mitterlechner setzte sich und klappte den Laptop auf. »Also ich hab das Signal zurückverfolgen können. Mit unsrer Software gar kein Problem. Aber bei einem Virtual Private Server auf den Cayman Islands ist dann Ende der Fahnenstange gewesen. Auf den Servern der Kaimaninseln sind neben etlichen Bank- und Finanzunternehmen auch noch ein paar Pornoseiten registriert. Anders gesagt: Ich habe keine Ahnung, wohin die Nachricht versendet worden ist. Das war eine verdammt gute Arbeit, das muss einem der Neid lassen. Aber den Trojaner hab ich rausgemacht. Die Rechnung dafür schick ich dann wohl ans Staatsarchiv.« Er grinste.
»Jetzt sind wir im Grunde so schlau wie vorher. – Trotzdem, gute Arbeit, Mitterlechner.« Wotruba seufzte und gab Josephine den Goya zurück. »Na, den Darm entleert?«
»Hahaha!« Udo machte ein säuerliches Gesicht und setzte sich neben Mitterlechner. Bei Steuben meldete sich nur die Mailbox.
Die Uniformierten kamen aus dem Portierkämmerchen und winkten Wotruba zu sich.
»Und? Was haben wir?« Der Chefinspektor überflog die Notizen der Beamten. »Ein Techniker von der Wien Energie ? Hat gesagt, er muss die Sicherungskästen kontrollieren? – Das ist ein Witz, oder?«
»Leider nein, Chefinspektor. Der Mann hat alles sorgfältig in das Besucherbuch eingetragen. Zumindest der Portier hat’s geschluckt.«
»Die Leut werden auch immer blöder!« Wotruba verstummte und runzelte die Stirn. »Im NHM als Araber, hier als Elektriker von den Stadtwerken.« Er gab dem Gruppeninspektor den Notizblock zurück und fuhr sich über den Kopf. »Ich bin mal im Stasi-Museum in der › Runden Ecke ‹ in Leipzig gewesen. Da haben sie genau solche Verkleidungen in den Vitrinen gehabt. Total bescheuert irgendwie. Tiefste Provinz, sag ich euch. Aber wie es aussieht, klappt’s. – Ian Thorpe hat gesagt, der Typ, den wir suchen, ist ein Piefke. – Vielleicht sogar ein Ossi? – War der Techniker vom Portier ein Piefke? Hat er mit Akzent geredet?«
»Nein. Von einem Akzent oder Dialekt hat er nichts gesagt. Da wäre ihm nichts weiter aufgefallen. Wir haben ausdrücklich nachgefragt, ob’s ein Ausländer gewesen ist.«
»Was hat der Portier gesagt? Wörtlich!«
»Also wörtlich hat er gesagt: Ich mich entschuldigen, aber für mich alle Leute, was Deitsch reden, klingen gleich. – Ist selber ein Tschusch.«
»Suuper! – Danke, Kollegen!« Wotruba schielte auf die Eingangstür. Eine Zigarette? Nein! Später. Er schlurfte zurück an den Kaffeehaustisch und plumpste auf den Stuhl. Über die Sache mit dem Verwandlungskünstler musste er erst einmal eine Nacht schlafen.
Thorpe pustete in den Kaffeebecher und gesellte sich zu den anderen. »Ist das der Junge?«
»Ja, das ist der Kapazunder. Der Bua hat einen Chip im Arsch. Gib ihm das Handy, Ian.«
»Oh, ein BlackBerry . Dass die auch noch jemand benutzt.« Mitterlechner steckte den Akku hinein und schloss das Gehäuse. »Das USB-Kabel haben Sie nicht zufällig dabei?«
» Sorry. – Der Kongress diskutiert gerade den Umstieg von BlackBerry auf Apple oder Samsung. Die Sicherheitseinstellungen haben sich entsprechend verbessert.«
»Na, danach werden die Aktien und Marktanteile von BlackBerry noch tiefer in den Keller rasseln.« Mitterlechner versenkte sich in seine Tasche und tauchte mit einem Kabel wieder auf. Er schloss das Smartphone an den Laptop an und knackte mit den Fingern. »Muss ich etwas Besonderes beachten? Das Ding explodiert nicht, wenn ich mich einlogge? Oder?«
»Mir ist dergleichen nicht bekannt.« Thorpe kicherte und nahm einen Schluck Kaffee. »Sie auch, Josephine? Soll ich Ihnen auch einen bringen?«
»Danke, das ist sehr reizend von Ihnen, Ian. Lieber nicht.« Josephine lächelte und winkte ab.
Gernot schnaufte.
»Oha!« Mitterlechner zog die Brauen hoch. »Ist Mrs. Thorpe sehr eifersüchtig? – Ich meine, hat Ihre Frau Gemahlin Grund zu der Annahme, dass Sie fremdgehen?«
» Pardon ?!« Thorpe zog sich einen Stuhl näher. »Ich bin nicht verheiratet!«
»Na, dann weiß ich auch nicht. Jemand hat auf Ihrem Smartphone die App einer Spyware aus dem Internet installiert.« Mitterlechner drehte den Bildschirm zu Thorpe. »Das ist die App von mSpy . Die Software kann sich jeder mit Kreditkarte aus dem World Wide Web downloaden. Ist die App einmal in Ihrem Gerät
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