Macht: Thriller (German Edition)
aktiv, kann die Person auf der anderen Seite alle Ihre Telefonate mithören, alle Nachrichten mitlesen, eine Live-Übertragung schalten und sogar per GPS in Echtzeit feststellen, wo sich das infizierte Gerät gerade aufhält. Das einzige, was diese Person dazu braucht, ist ein internettaugliches Endgerät und eine Internetverbindung. Die Vertreiber bieten die Spyware ganz legal auf ihrer Homepage an. Für die Überwachung untreuer Ehepartner und unzuverlässiger Kinder, wie sie sagen.«
» Fuck !«
»Das hast du schön gesagt, Ian.« Wotruba ballte die Faust. »So viel dazu, dass der Gläserne Mensch nur Paranoia ist. – Jetzt wissen wir, woher der Scheißkerl die Infos gehabt hat, wo Ian den ganzen Tag über gewesen ist. Der Rest sind Fingerübungen für ihn gewesen. Hat in aller Seelenruhe im Archivspeicher die Gitterplatte entfernt, die Stromversorgung gehackt und uns von außerhalb das Licht ausgeknipst.«
»Soll ich das wegmachen?« Mitterlechner schaute von Wotruba zu Thorpe.
»Nein. Lassen Sie das bitte auf dem Gerät. Aber ich benutze ab jetzt wohl besser ein prepaid cell phone , wenn ich mit Ihnen allen telefoniere. – Das Blatt hat sich gewendet. Eine Strategie hat verloren, sobald sie bekannt ist! Wir können die App jetzt gegen ihn einsetzen!«
»Dein Wort in Abrahams Gehörgang! Das ist ein ganz ausgeschlafenes Kerlchen. Ein Verstand wie eine Rechenmaschine kombiniert mit einem erschreckenden Dachschaden. Und Gott oder der Teufel allein wissen, wer die Hintermänner sind.« Wotruba betrachtete den Goya und musste dabei unweigerlich an Gabriel Fuchs denken. »Das hier, das ist eine Warnung. – Speziell für uns, oder für alle Neugierigen? Ich weiß es nicht. – Kinder, ich hoffe, wir pirschen uns grade näher an die Monster heran und nicht umgekehrt.«
45
D ie Intercom in Barbara Bloombergs Büro in der Abteilung für wirtschaftlich/politische Angelegenheiten der US-amerikanischen Botschaft in der Boltzmanngasse knackste. Die Stimme von Miss Frederikson schnarrte durch den Lautsprecher. »Ma’am, ein Telefonat auf Leitung Drei für Sie. Mr. Puchner aus dem Innenministerium. Im Auftrag des Staatssekretärs.«
Bloomberg wandte den Blick von der Strudelhofstiege ab und schritt vom Fenster hinter den Schreibtisch. Sie knipste die Chippendale-Schreibtischlampe an, kontrollierte ihre Reflexion in der Schranktür gegenüber und zog die Kostümjacke straff. Sie legte die flache Hand auf ihren Bauch, atmete ein und aus und drückte die Taste am Apparat. Sie hob mit einem strahlenden Lächeln den Hörer hab. »Begrüße Sie, Mr. Puchner! Hier Bloomberg!« Ihre roten Lippen wurden zu einem Strich. »Nein, Mr. Puchner, eine Entschuldigung ist völlig unangebracht. Ich verstehe Ihre Situation völlig. Wir können das Abendessen mit dem Staatssekretär gerne zu einem anderen Zeitpunkt nachholen, wenn sich das mediale Interesse wieder gelegt hat. – Nein, da haben Sie völlig Recht! Ihre Partei darf nicht mit US-Agents in Verbindung gebracht werden, wenn einer ihrer EU-Politiker vor Gericht aussagt, sich von Spionen verfolgt zu fühlen.« Sie lachte, aber ihr Gesicht blieb todernst. Was für ein Kaspar! »Übermitteln Sie dem Staatssekretär, den Dank der Agency und meiner Regierung für die schnelle Hilfe mit Krubak und Deveraux.« Bloomberg legte die Stirn in Falten. Sie musste sich setzen. »Sie belieben zu scherzen? Was soll das bitte bedeuten: Das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung hat sich eingeschaltet und im Fall Fuchs um Amtshilfe bei der Bundesrepublik angesucht? – Dann pfeifen Sie den Officer eben zurück! – Nein, geben Sie mir den Namen des ermittelnden Beamten, bitte. – Ernst Wotruba? Klingt wie eine Figur aus › Ein echter Wiener geht nicht unter ‹ . Ich werde mich nie daran gewöhnen, dass sie hier wirklich so heißen. – Danke, ich kümmere mich wohl am besten selbst darum. – Pardon ?! – Natürlich hat dieses Gespräch nie stattgefunden! Auf Wiederhören, Mr. Puchner!« Bloomberg durchquerte mehrmals ihr Büro. Von einem plattfüßigen Streifenpolizisten durfte sie sich nicht kompromittieren lassen. Niemals! Zum Glück war ihr Mann schon an der Sache dran. Andernfalls konnte es hübsch hässlich werden. Bloomberg strich sich über den Rock und drückte die Intercom. »Miss Frederikson, in mein Büro!«
Es klopfte. Miss Frederikson, groß und blond, schlüpfte durch die Tür herein und hüstelte.
Bloomberg fuhr auf den Absätzen herum, klatschte mit
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