Machtlos
ein wenig verschwommen. Sie nahm an, dass das daran lag, dass diese Erinnerung nicht Abrexar gehörte, sondern nur die Erinnerung einer Erinnerung war.
Alle Drachen blickten gebannt in die Mitte auf den riesigen, kreisrunden Sandplatz, der mindestens die Größe von zwei Fußballfeldern hatte. Aus zwei gegenüberliegenden Toren des Platzes trat nun jeweils ein Roter heraus. Beide kamen in der Mitte zusammen.
Grimmarr war leicht zu erkennen. Er war deutlich kleiner als sein Kontrahent, der narbenübersät und muskelbepackt auch ohne seine Drohgebärden schon jetzt bei der Gegenüberstellung wie der sichere Sieger aussah. Grimmarr stand dem Riesen regungslos gegenüber und ließ seinen Gegner keine Sekunde aus den Augen. Aus Sicht des roten Beobachters wirkte er schmächtig und chancenlos.
Aus dem Nichts tauchten plötzlich zwei weitere Rote auf und landeten neben Grimmarr und seinem Gegner. Die beiden Anwärter verneigten sich vor den „Kampfrichtern“ , wie Abrexar die Erinnerung kommentierte. Dann spreizten sie die Flügel und verneigten sich knapp voreinander. Die Kampfrichter stiegen wieder auf und auch Grimmarrs Kontrahent stieß sich kraftvoll vom Boden ab.
Einen Wimperschlag später feuerte der große Rote ein magisches Geschoss auf den noch immer am Boden hockenden Grimmarr. Das Projektil war riesig und von unglaublicher astraler Stärke. Doch einen Atemzug bevor es Grimmarr traf, drückte der sich gelassen ab und war plötzlich ein gutes Stück über der magischen Kugel. Die sprengte nur einen Wimpernschlag später einen beachtlichen Krater in den Sandboden.
Der Gegner feuerte erneut, doch der Adjutant hielt weiter auf den anderen zu und flog gleichgültig in die Multiexplosion. Gleißend hell sprühten die Funken über Grimmarrs Schild und nahmen dem Angreifer die Sicht. Er bemerkte Grimmarrs Klauen erst, als sie sich schmerzhaft in sein Fleisch gruben.
Sofort tauchte Grimmarr geschickt unter seinem Gegner ab. Der feuerte wütend hinter ihm her. Die Kraft des Strahls war erschreckend. Flammen ergossen sich wie ein wogendes Meer auf den Sandplatz und verebbten nur langsam.
Doch Grimmarr war rechtzeitig aus der Schusslinie verschwunden und tauchte plötzlich überraschend nah an der rechten Flanke des großen Roten auf, die er nun seinerseits mit einem kurzen aber hochenergetischen Flammenstrahl attackierte. Der Schild des Gegners brach zusammen.
Fuchsteufelswild heulte der große Drache auf, riss einen neuen Schild hoch und schleuderte Grimmarr einen mächtigen Feuerball entgegen. Bei seiner jetzigen Flugbahn konnte der Adjutant unmöglich ausweichen.
Und doch tat er es.
Die Kurve, die er flog, war aerodynamisch gesehen ein Ding der Unmöglichkeit und doch flog er sie und entging so dem verzehrenden Feuer.
Sein Kontrahent war für eine Sekunde fassungslos. Dieser kurze Augenblick reichte Grimmarr für einen weiteren präzisen Angriff.
So ging das wieder und wieder. Der große rote Drache feuerte mit brutaler Kraft, doch nie erwischte er den wieselflinken Adjutanten, was ihn rasend wütend und unvorsichtig machte. Grimmarr schien überall und nirgendwo zu sein. Er attackierte seinen Gegner auf unspektakuläre aber wirkungsvolle Weise.
Victoria sah genau hin, doch meist konnte sie nicht erkennen, wie Grimmarr von einem Fleck zum anderen kam. Es ging einfach viel zu schnell. Alles in allem erinnerte sie sein athletischer Kampfstil an einen Ninja. Er war so gewandt, dass der Kontrahent seine überragende Größe und Stärke gar nicht nutzen konnte.
„Was bei allen Dämonen macht er da?“, fragte Jaromir fassungslos.
Grimmarr hatte den Gegner soeben besiegt und Abrexar schirmte seinen Geist wieder ab.
„Tja“, antwortete Abrexar, „genau kann ich dir das auch nicht sagen… Auf alle Fälle hat er eine Möglichkeit gefunden, die seine körperlichen Nachteile im Kampf mehr als wettmachen. Die meisten Roten kommen damit nicht klar. Sein Kampfstil hebelt das aus, was sie verehren. Größe und körperliche oder auch astrale Stärke sind nicht das Mittel, um Grimmarr zu schlagen.“
„Warum stellen sie sich denn nicht um?“, wunderte sich Victoria. „Ich meine, die wissen doch nicht erst seit heute, wie Grimmarr seine Gegner schlägt, oder? Sie alle sind hervorragende Athleten. Warum kopieren sie ihn nicht?“
„Das ist eine interessante Frage“, erwiderte Abrexar. „Ich denke, es gibt zwei Gründe. Der erste liegt auf der Hand: Grimmarr ist in dem, was er tut, meisterlich gut. Ich bin mir
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