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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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hinter einer formvollendet höflichen Fassade, die niemals eine Angriffsfläche bot. Einen so heftigen Ausbruch wie heute hatte sie sich in seiner Gegenwart noch nie erlaubt. Und erst recht nicht in Anwesenheit so vieler Drachen gegen ihn!
    Er wusste, dass Jalinas Anschuldigungen gefährlich werden konnten, wenn die anderen den Eindruck gewannen, dass sie recht hatte. Aufgeregtes Gedankengeflüster wisperte bereits durch den Raum und so öffnete Abrexar erneut seinen Geist, um die Wahrheit zu zeigen. „Ich selbst habe erst durch den Angriff am Dienstag vom zweiten Gefährtenpaar erfahren, also vor zwei Tagen. Da stand nämlich Lenir kurz davor, sich in dem Fahrstuhl in seine wahre Gestalt zu verwandeln, weil seine Gefährtin von Menschen gejagt wurde.“
    In der großen Halle der Goldenen herrschte betroffenes Schweigen. Jeder hier erkannte, dass eine Verwandlung in dem engen Raum den Tod der beiden gefangenen Drachen bedeutet hätte.
    Abrexar blickte Jalina direkt in ihre Augen, sendete jedoch an alle: „Als wir Jaromir und Lenir endlich aus ihrem Gefängnis befreit hatten, machte ich mich sofort auf die Suche nach den Verschwörern. Ich habe etliche Spuren verfolgt und in den letzten beiden Tagen nicht geschlafen, weil ich wissen wollte, wer für dieses Verbrechen verantwortlich ist.“ Dann deutete er eine Verbeugung an und fuhr fort: „Ich hoffe, dass du mein Versäumnis unter diesen Umständen entschuldigen kannst.“
    Zustimmende Gedanken etlicher Drachen erfüllten den Raum und so beschloss Abrexar, noch einen Schritt weiterzugehen.
    „Ich frage mich jedoch eines, Jalina, Hüterin von Recht, Wissen und Weisheit: Wie kommt es, dass du so gut über Gefährten Bescheid weißt, mir den Zugang zu den Archiven der Goldenen jedoch immer wieder mit der Begründung verwehrst, es gäbe dort keine Informationen über Gefährten zu finden. Die Tatsache, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass sich zwei Gefährtenpaare innerhalb kurzer Zeit an einem Ort finden, gehört nicht gerade zum Allgemeinwissen unserer Zeit…“
    Jalinas Gesicht erstarrte.
    Eine Sekunde lang befürchtete Abrexar, dass sie nun endgültig ausrastete.
    Doch einen Wimpernschlag später war Jalina wie ausgewechselt. Ihr Gesicht zeigte echtes Bedauern und Müdigkeit. Ihre leisen Gedanken erfüllten die prunkvolle Halle der Goldenen: „Abrexar, Truchsess der Schwarzen, es tut mir sehr leid, dass ich dich so angegangen habe. Es kann keine Entschuldigung für mein Verhalten eben sein, doch die Ereignisse der letzten Monate haben sich überschlagen. Nach all den Jahrhunderten haben wir endlich wieder ein Gefährtenpaar in unserer Mitte und doch mussten wir von der ersten Sekunde an um seine Sicherheit fürchten. Und gerade heute, wo wir uns wieder um Jaromir und Victoria sorgen, enthüllst du uns die unglaubliche Nachricht, dass nun auch noch ein zweites Paar unsere Welt bereichern wird.“
    Jalina blickte mit einem ehrlichen Lächeln in die Runde und sendete tief bewegt: „Kann das wirklich wahr sein? Haben wir so viel Glück? Ich bin überwältigt! Ich bin überwältigt vor Freude, aber auch vor Besorgnis. Wird es uns wirklich gelingen, die Gefährten zu schützen?“
    Dann sah sie Abrexar direkt an und neigte kurz ihr Haupt. „Abrexar, treuer Berater des Großen Rates der Goldenen und persönlicher Freund, bitte nimm meine Entschuldigung an. Selbstverständlich werde ich dir Zugang zu unseren Archiven gewähren.“ Die Königin der Goldenen lächelte hoffnungsvoll. „Vielleicht gelingt dir das, was uns Wissenshüterinnen trotz großer Anstrengungen in den letzten Wochen bis auf wenige, unbedeutende Ausnahmen nicht glücken wollte: Informationen über die Gefährten aufzuspüren.“
    Hier endete Abrexars Erinnerung. Er sah Jaromir und Victoria an und meinte leichthin: „Tja, eine solch aufregende Sitzung hat es im Großen Rat seit etlichen Jahrhunderten nicht mehr gegeben… der Rest war dann nur noch halb so interessant.“
    „Und Jalina hat es einfach so hingenommen, dass du sie vorgeführt hast?“, fragte Jaromir besorgt.
    „Nicht wirklich. Jalina war sauer – stinksauer, um genau zu sein. Ich begreife noch immer nicht, wie sie so die Kontrolle über sich verlieren konnte. Das passt so gar nicht zu ihr.“
    Der alte Schwarze kratzte sich nachdenklich am Kopf und fuhr fort: „Nach meiner Attacke hat sie ihre Fassung zurückgewonnen, wie ihr gesehen habt. Es war, als hätte sie mein Angriff wachgerüttelt. Tatsächlich habe ich nun Zugang zu

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