Machtlos
dass es nicht gut für dich ist, wenn du jetzt schon für den Rest eurer Bindungsphase abtauchst. Hinter euch liegen ein paar echt harte Wochen und ich kann fühlen, dass du noch nicht bereit bist, deine Freunde oder auch dein Pferd hinter dir zu lassen. Das wird ohnehin noch früh genug kommen.“
Lenir nickte erleichtert. „Endlich bin ich nicht mehr der Einzige, der ihr das sagt.“ Dann seufzte er erneut. „Ich habe schon überlegt, ob nicht Narex für Kerstin Eskorte spielen könnte.“
„Die Idee ist gut. Ich bezweifle allerdings, dass er deine Verwandlung in einer Situation wie gestern unterdrücken könnte“, bemerkte Jaromir skeptisch.
Lenir lachte freudlos. „Du bist wohl der Einzige, der das kann, Jaro! Daran dachte ich aber auch gar nicht. Wenn er nur Alex von meiner Gefährtin fernhält, hätte ich schon viel gewonnen. Mit den anderen Typen komme ich klar – noch.“
Kerstin senkte schuldbewusst ihren Kopf.
Sofort ergriff Lenir ihre Hand. „Hey Süße, das ist doch kein Vorwurf gegen dich. Du kannst nichts dafür, dass du ihn noch … dass du ihn… also…“ Er konnte die Worte einfach nicht über die Lippen bringen.
„Dass ich ihn noch liebe“, flüsterte Kerstin niedergeschlagen und sofort begann die Luft um Lenir zu flimmern.
„Aber dich liebe ich mehr!“, rief sie und sah ihm fest in die Augen. „Das mit dir ist etwas ganz anderes. Trotzdem gehört Alex auch zu meinem Leben, auch wenn er jetzt Vergangenheit ist.“
Kerstin sah Victoria an und fragte hilflos: „Was sollen wir denn tun? Ich kann Alex nicht einfach aus meinem Kopf rausschneiden, selbst wenn ich das am liebsten machen würde. Und Lenni anlügen kann ich doch auch nicht und wenn ich es täte, würde er es sofort merken.“
Victoria runzelte nachdenklich die Stirn. Schließlich sagte sie: „Ich kann euch da nicht wirklich etwas raten, denn ich bin sicher kein Experte auf diesem Gebiet. Aber vielleicht könnte es helfen, wenn ihr beiden euch Kerstins Gefühlen für Alex stellt.“
Lenir knurrte. Die Luft um ihn herum flimmerte noch immer.
„Doch Lenir!“, beharrte Victoria. „Lass es zu. Versuche deine Gefährtin zu verstehen, auch wenn das weh tut. Wenn ihr beiden allein seid, kannst du toben, wüten und dich verwandeln, sooft du willst. Irgendwann wirst du alles gesehen haben und vielleicht sogar verstehen, warum Kerstin noch immer etwas für Alex empfindet. Auf jeden Fall können dich ihre Erinnerungen dann nicht mehr so unvorbereitet treffen wie gestern.“
Lenir schnaubte unwillig. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was das bringen sollte.
„Wenn du willst, dass Kerstin noch eine Zeit lang ihr altes Leben lebt, dann sehe ich keine andere Möglichkeit“, unterstützte Jaromir Victorias Vorschlag. „Wenn ich das gestern über Victoria richtig mitbekommen habe, kannst du es locker wegstecken, wenn anderen Typen Kerstin anbaggern. Das heißt, eure Bindung steht noch recht weit am Anfang. Hoggi meinte damals, dass die Bindungsphase normalerweise deutlich länger dauert als die drei Monate bei uns – eher so ein oder zwei Jahre…“
„Was?“, fragte Kerstin ungläubig. „Ich will mich nicht «ein oder zwei Jahre» verstecken müssen!“
„Das ist auch gar nicht nötig“, versuchte Victoria ihre Freundin zu beruhigen. „Die Phase mit der großen Eifersucht wird bei euch sicher auch noch kommen, aber so wie ich Hoggi verstanden habe, ist die eher kurz und deutet auf das Ende der Bindungsphase hin.“ Sie legte ihren Kopf schief und sah Lenir nachdenklich an. „Ich denke, wenn Alex nicht wäre, könntet ihr in den nächsten Monaten problemlos so weitermachen wie bisher. Du warst in der Disco total souverän. Aber Alex ist nun mal da und er hängt offensichtlich noch an Kerstin. Wir dürfen es auf keinen Fall riskieren, dass du dich in der Öffentlichkeit verwandelst.“
Lenir seufzte missmutig. Victoria hatte recht.
Er beruhigte sich wieder und grinste Kerstin schief an. „Also habe ich jetzt ein Date mit Alex in deinem Kopf… Dabei steh ich doch gar nicht auf Jungs.“
Kerstin lachte erleichtert. „Und das ist auch gut so.“ Dann küsste sie ihn bis die Luft um ihn herum erneut flimmerte.
Jaromir räusperte sich und Lenir brummte entschuldigend: „Das macht die Bindungsphase…“
„Ja, ja, ihr Turteltauben“, gab Jaromir gespielt streng zurück. „Wenn ihr wollt, können wir euch auch noch ein paar Tipps geben, was uns in der Phase geholfen hat und auch erzählen, was
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