MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
Seneschall blieb vor Duncan und Linnet stehen, drehte sich einmal langsam im Kreis und hielt den zeremoniellen Kelch in die Höhe, damit jedermann im Saal ihn sehen konnte. Die Männer mit dem Stein hielten sich im Hintergrund und warteten, bis das Paar gemeinsam aus dem Kelch getrunken hatte, bevor sie den Stein weiter nach vorne trugen.
Jubelschreie ertönten, als Fergus den riesigen Pokal absetzte und ihn bis zum Rand aus dem Krug mit dem süßen Wein füllte.
»Warte, Fergus«, mischte Marmaduke sich ein und hielt den Seneschall am Arm zurück. »Der Wein könnte zu stark sein für Mylady. Was meinst du, sollen wir ihn nicht besser verdünnen, bevor sie davon trinkt?«
Fergus’ buschige Augenbrauen zogen sich zu einem unwilligen Stirnrunzeln zusammen, und er entriss dem Engländer seinen Arm. »Für eine Sassenach mag er vielleicht zu stark sein, aber nicht für jemanden aus unseren Highlands«, schimpfte er und goss das blutrote Gebräu in den Hochzeitskelch. »Ich habe ihn selbst für die Gelegenheit gemischt«, fügte er hinzu, als wolle er Marmaduke herausforde rn , ihm zu widersprechen.
Alle bis auf den englischen Ritter brüllten vor Begeisterung, als Linnets frisch gebackener Ehemann pflichtbewusst den unhandlichen Pokal an seine Lippen hob und daraus trank.
»Lass deiner Braut was übrig!«, rief jemand dröhnend aus dem Hintergrand der Halle. »Das wird sie ein bisschen beschwipst machen für die Hochzeitsnacht-Zeremonie!«
Hochzeitsnacht-Zeremonie? Linnets scharfes Einatmen ging in dem ohrenbetäubenden Gelächter und Gejohle unter, das den Saal erfüllte. Hitze durchflutete sie, als sie das Bild ihres nackten Ehemanns vor sich erstehen ließ. Sie sah ihn wieder rittlings auf sich hocken, spürte die steife Härte seiner männlichen Begierde zwischen seinen Schenkeln, die bewies, dass ihn die gleichen Empfindungen bewegten wie sie selbst.
Und dennoch hatte er ihr ganz unverblümt gesagt, er wolle sie nicht als wahre Partnerin ... als seine Frau.
Mit einer Offenheit, die sie zutiefst verletzt hatte, hatte er ihren weiblichen Stolz, von dem sie nicht einmal gewusst hatte, dass sie ihn besaß, mit Füßen getreten.
Und nun verlangten seine Männer von ihm, sie während einer Hochzeitsnacht-Zeremonie vor ihren lüsternen Augen in Besitz zu nehmen und zur Frau zu machen?
Eine neue Art von Kälte erfasste sie. Eine Kälte, die Furcht entsprang, der natürlichen Beklemmung einer Jungfrau vor dem ersten Mal.
Und Scham, falls er von seinen Männern dazu gezwungen werden sollte, sie zu nehmen.
Denn sie würde es nicht ertragen, wenn er mit sichtlichem Abscheu davor zurückschreckte, den Akt der Liebe mit ihr zu vollziehen.
»Du hast lange genug getrödelt, Duncan!«, brüllte plötzlich jemand. »Gib deiner Braut den Wein, lass sie trinken und mach sie dann endlich zu einer MacKenzie!«
»Ja, mach sie zu einer MacKenzie!«, stimmten andere ein.
Anzügliches Gelächter stieg zu der gewölbten Decke auf, und der Fußboden erbebte unter einem wütenden Chor stampfender Füße. Und so sehr sich Duncan auch bemühte, die unguten Erinnerungen zu ignorieren, erinnerte das fröhliche Treiben ihn doch an ein anderes Hochzeitsfest in einer anderen Zeit, die er lieber für immer aus seinem Gedächtnis verbannt hätte.
Eine Zeit, in der er jung gewesen war und geglaubt hatte, verliebt zu sein.
Nein, besessen.
Und diese sinnlose Hochzeitsstein-Zeremonie hatte ihm den Kummer nicht ersparen können.
Gott, er war so restlos betört gewesen von der Schönheit und der Anmut seiner ersten Frau, dass er ihre Verworfenheit nie für möglich gehalten hätte, wenn Sankt Petrus selbst ihn nicht gewarnt hätte.
Die Gedanken an Cassandra aus seinem Kopf verbannend, reichte er seiner zweiten Frau pflichtbewusst den schweren Silberpokal. »Trinkt, damit wir diesem albernen Getue ein Ende machen können«, sagte er schroffer, als es seine Absicht war.
»Ich trinke keinen Alkohol, Sir«, sagte sie, während sie den prachtvollen Pokal mit beiden Händen nahm, aber keine Anstalten machte, daraus zu trinken.
Ein derber Fluch entrang sich Duncans Lippen, bevor er sich daran erinnerte, dass sie die Tochter eines Trinkers war. »Ihr braucht nicht viel zu trinken, nur einen kleinen Schluck«, beruhigte er sie und wunderte sich über den Beschützerinstinkt, der in ihm erwachte, wenn er an ihren rüpelhaften Vater dachte. »Ich trinke den Rest.«
Er beobachtete genau, wie sie den Pokal an ihre Lippen hob und trank. Er
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