MacKenzie 02 - Bittersuesse Qual Der Liebe
auch nur den Versuch zu machen, seine Wut zu zügeln.
Der Seneschall verschränkt seine dürren Arme vor der Brust und erwiderte mürrisch seinen Blick.
Und sagte nichts.
Duncan blickte zu der gewölbten Decke des Saals auf und begann zu zählen.
Nachdem einige Minuten verstrichen waren - und er selbst sich etwas besser unter Kontrolle hatte -, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder seinem grauhaarigen Seneschall zu. »Das Bett - und meine Dame - waren hier, bevor ich vor einer Stunde zu meinen Runden aufbrach«, sagte er, und seine tiefe Stimme klang schon etwas ruhiger.
Ein kleines bisschen ruhiger.
Aber noch lange nicht ruhig genug, um der Zunge des alten Fergus Antworten zu entlocken.
Duncan stieß einen tief empfundenen Seufzer aus. »Sooo, Fergus, wie ich sehe, hast du im Saal für eine bemerkenswerte Ordnung gesorgt«, sagte er und bemühte sich, die gewinnende Art eines gewissen einäugigen Burschen im Umgang mit den Dienstboten zu imitieren, indem er Fergus lobte und eine Hand auf die knochige Schulter des Seneschalls legte.
»Und ich habe gesehen, dass du auch den R est von Strongbows Plunder zum Boot hinuntergebracht hast, für unsere letzte Fahrt nach Bai...«
Duncan brach ab und blickte mit schmalen Augen zu dem erst kürzlich geleerten vorderen Teil der Halle.
Kein einziges Möbelstück, keine Kisten, keine Ballen, rein gar nichts blockierte mehr den Eingang.
Alles war fort... aufgestapelt in Eilean Creags größter Galeere, wo es seinen Abtransport abwartete.
Ein ungutes Gefühl in Duncans Magen gesellte sich zu der merkwürdigen Enge in seiner Brust, und ihm wurde heiß und kalt zugleich, als ihn eine jähe Erkenntnis überflutete.
Er zwang sich, seinen Blick von dem tadellos aufgeräumten Eingangsbereich abzuwenden und Fergus wieder anzusehen.
Das leichte Zucken eines Muskels am Kinn des alten Mannes verriet Duncan die Wahrheit: Sein Bett und seine Dame befanden sich in ebendiesem Augenblick auf der Galeere, eingekeilt zwischen dem Rest von Strongbows Haushaltswaren und all seinem anderen Kitsch und Plunder.
In Erwartung ihrer Abreise nach Balkenzie.
In schamloser Missachtung seiner Befehle.
»Bei-allen-Heiligen-und-Aposteln ! « Duncan machte seinem wilden Zorn mit einem einzigen ohrenbetäubenden Brüllen Luft.
»Es war ihr Wunsch.« Fergus wagte es doch tatsächlich, sich von dieser hundsgemeinen Tat zu distanzieren. »Ihr wisst, wie überzeugend sie sein kann, und sie schwor, es wäre höchste Zeit...«
»Höchste Zeit?« Diese Worte brachten Duncans Blut erst richtig in Wallung. »Zeit für das Kind? Und um sich und unser Kleines in ein Boot zu setzen ?«
Fergus schüttelte den Kopf. »Nein, Zei t für den Sassenach zurückzukeh ren.«
»Und sie gedenkt diesen glorreichen Tag in Balkenzie zu erwarten?« Duncan fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Und du hast ihr bei dieser Eskapade auch noch geholfen?«
»Sie sagte, wenn ich es nicht täte, würde sie einen anderen Weg finden, dorthin zu gelangen.«
Mit mühsam erzwungener Buhe unterdrückte Duncan seine Wut. »Und das Kind?«
Zum ersten Mal an diesem Morgen lächelte der Seneschall.
Ein Furcht erregender Anblick ... sein Grinsen, bei dem all seine Zahnlücken sichtbar wurden, war einfach schauerlich.
»Das Kind, ein gesundes, strammes, wie sie mir versichert hat, aber sie bat mich, Euch noch nichts davon zu sagen, wird in Balkenzie geboren werden«, erklärte Fergus, und seine schmale Brust blähte sich auf voller Stolz darüber, der Überbringer solch privater Nachrichten zu sein.
»Sie hat die Geburt gesehen dank ihrer Gabe«, fügte er hinzu, und der feuchte Glanz in seinen Augen war ein unverkennbares Zeichen, wie erfreut er war, dass Linnet MacKenzie ihm ihre Geheimnisse anvertraut hatt e . »Ihr werdet bald ein neues Kind haben, mein Junge.«
Duncan ließ vor Erleichterung die Schultern sinken, und sein Herz schwoll vor Freude an. Ein gesundes, strammes Baby, Junge oder Mädchen, war die kurze Bootsfahrt über den Loch Duich durchaus wert.
Und es war es auch mehr als wert, dass er wie ein Narr dastehen würde, wenn er seine eigenen Befehle ignorierte.
»Dann komm, du alter Bussard«, gab Duncan sich geschlagen. »Wir wollen die Dame doch nicht warten lassen.«
Und so machten Duncan MacKenzie, der gefürchtete Herr von Eilean Creag, und sein wie ein Narr grinsender Seneschall sich auf den Weg zu dem kleinen Landungssteg der Festung, um die Überfahrt über den See zu Sir Marmadukes Balkenzie Castle
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