MacKenzie 02 - Bittersuesse Qual Der Liebe
neben ihr Lady Rhona, die ihre freudige Erregung kaum verbergen konnte. »Sie alle kommen - genau wie er gesagt hat!«
Zu gerührt, um etwas sagen zu können, nahm Caterine nur die Hand ihrer Freundin und drückte sie.
Die Kätner waren in der Tat gekommen, genau wie ihr Bräutigam vorausgesagt hatte, und so weit sie selbst die Lage überschauen konnte, hatten sie auch ihre Freunde und Familien mitgebracht.
Ihre Gefühle drohten sie zu überwältigen, als sie ihre Augen anstrengte, um etwas durch die Schwaden dichten Nebels, der über den gepflasterten Burghof zog, zu erkennen.
Ein Meer vertrauter Gesichter erwiderte ihren Blick.
Strahlende Gesichter, voller Stolz und ... Hoffnung.
Teure Gesichter der Menschen, die sie seit vielen Monaten nicht mehr gesehen hatte, die aber nun vom Fuß der Treppe zu ihr aufschauten. Oder ihr sogar vom fernen Torhaus aus noch lautstark alles Gute wünschten.
Caterine klammerte sich an Rhonas Hand, atmete tief die frostige Luft ein und kämpfte darum, ihre Stimme wiederzufinden.
»Sind es wirklich so viele?«, gelang es ihr schließlich trotz des Kloßes, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, zu fragen.
»Mehr als Sterne am Nachthimmel«, antwortete Rhona, und auch ihre Stimme klang verdächtig rau. »Und ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sie auch auf dem Damm zum Festland und auf dem Pfad zwischen den Klippen stehen ... falls meine Augen mich nicht täuschen.«
»Und«, fuhr sie fort und legte den Kopf ein wenig schief und tippte sich mit einem Finger aufgeregt ans Kinn, »falls meine Ohren mir nicht auch einen Streich spielen, ist das nicht die Kirchenglocke?«
Sie war es.
Ihre Klänge waren nur gedämpft und schwach, aber jeder einzelne Glockenschlag schlug deutliche und einladende Töne in Caterines Herz an.
Das Glockengeläut und die überschwängliche Freude ihrer Freundin erlösten sie von ihrem Dilemma, weckten dafür aber eine ganz und gar nicht ungefährliche Hochstimmung in ihr.
Und Hoffnung.
Doch wenn sie ehrlich wäre, müsste sie zugeben, dass diese Hochstimmung bereits den Sieg davongetragen hatte, seit er in den Hof geritten war, sich auf ein Knie vor ihr niedergelassen hatte und einen galanten Kuss auf ihre Hand gedrückt hatte.
Die Hoffnung war erst später dazugekommen, aber von Tag zu Tag stärker geworden.
»Komm, Mylady«, drängte Rhona da auch schon und begann sie die Treppe hinunterzuziehen. »Es wird Zeit.«
Aye, so ist es, und ich wünsche Euch alles Gute...
Die weibliche Stimme, dunkel und sinnlich, erhob sich über den Lärm der Menge, zart wie dahintreibender Nebel, aber auch so klar und deutlich, als wären die Worte direkt in Ca terines Ohr geflüstert worden.
Sie fuhr herum, um zu sehen, ob Rhona die Stimme auch gehört hatte, aber James hatte ihre Freundin schon am Arm genommen und geleitete sie nun zu einem wartenden Zelter.
Und nicht eine der ausgelassenen Stimmen der Dorfbewohner passte zu dem weichen, beinahe melancholischen Ton der Frau, die ihr soeben flüsternd ihren Segen erteilt hatte.
Ein Frösteln, das nichts mit dem kalten, bewölkten Nachmittag zu tun hatte, strich über ihren Rücken, aber Caterine reckte ihr Kinn gegen das Rätsel, zog ihren Umhang um sich gegen die Kälte und ließ sich von Eoghann auf ihr Pferd helfen.
Plötzlich begierig, die kleine Kirche oben an der Steilküste sowie den tapferen Beschützer, der sie dort erwartete, zu erreichen, hatte sie kaum ihre Zügel ergriffen, als eine fast unmerkliche Bewegung neben der zur See hinausgehenden Mauer ihre Aufmerksamkeit erregte.
Eine einsame Frau stand dort, bestechend schön und dunkelhaarig wie R hona, aber von hoch gewachsener Gestalt und gertenschlank.
Und seltsam still.
Und mehr von dem wirbelnden Nebel umhüllt als von dem Umhang mit Kapuze, den sie trug. Während Caterine sie noch anstarrte, hob die Frau grüßend ihre Hand, und dann strich sie mit den Fingern über ihre Wange, direkt unter ihren im Schatten liegenden Augen.
Als wischte sie ihre Tränen ab.
Die Haut an Caterines Nacken prickelte, und sie versuchte schon, ihr Pferd zu wenden, um zu der Frau zu reiten, aber im selben Moment gab Eoghann ihrer Stute einen Klaps aufs Hinterteil, und James erteilte den Befehl zum Aufbruch.
Als sie ihre Bemühungen gescheitert sah, ritt Caterine mit ihrem kleinen Gefolge unter dem hochgezogenen Fallgitter des inneren Torhauses hindurch. Doch bevor ihr Pferd sie zu tief in die Dunkelheit des tunnelähnlichen Gangs hineintragen konnte, drehte
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