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Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Titel: Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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bezahlt.«
    Die Hälfte der Summe erhielt sie sofort, und als sie seine Rechnung begleichen wollte, sagte der Händler:
    »Es tut mir in der Seele weh, Ehrenwort, dass Sie eine so stattliche Summe auf einen Schlag hergeben sollen.«
    Sie starrte auf die Geldscheine; und über die unendlich vielen Rendezvous nachsinnend, die diese zweitausend Franc bedeuteten:
    »Wie? Was?« stammelte sie.
    »Oh!« sagte er mit gutmütigem Lachen, »auf Fakturen schreibt man, was man will. Ich weiß doch, wie’s zugeht unter Eheleuten!«
    Und er musterte sie unverwandt, während er in der Hand zwei lange Papierstreifen hielt, über die seine Nägel kratzten. Endlich öffnete er seine Brieftasche und legte vier Solawechsel zu je tausend Franc auf den Tisch.
    »Unterschreiben Sie mir das«, sagte er, »und behalten Sie alles.«
    Sie protestierte entrüstet.
    »Wenn ich Ihnen den Überschuss gebe«, erwiderte Monsieur Lheureux dreist, »erweise ich Ihnen doch nur einen Gefallen?«
    Dann nahm er eine Feder und schrieb unter die Rechnung: »Viertausend Franc von Madame Bovary erhalten.«
    »Was machen Sie sich Kopfzerbrechen, wo Sie in sechs Monaten den Restbetrag für Ihr Gemäuer kassieren und der letzte Wechsel von mir aus erst nach der Zahlung fällig wird?«
    Emma verhedderte sich ein wenig in seinen Kalkulationen, und die Ohren klingelten ihr, als fielen um sie herum Goldmünzen aus aufgeschlitzten Säcken klimpernd zu Boden. Schließlich erklärte Lheureux, ein Freund von ihm, Vinçart, Bankier in Rouen, werde die vier Wechsel diskontieren, anschließend könne er selbst Madame den Überschuss nach Tilgung der effektiven Schulden aushändigen.
    Doch statt zweitausend Franc brachte er nur achtzehnhundert, denn Freund Vinçart habe (was Rechtens sei) zweihundert abgezogen, für Provisions- und Diskontgebühren.
    Dann verlangte er so nebenbei eine Quittung.
    »Sie verstehen …, im Geschäftlichen …, bisweilen … Und mit Datum, bitte mit Datum.«
    Ein Horizont erreichbarer Träume öffnete sich nun vor Emma. Sie war klug genug, tausend Écu zurückzulegen, mit denen die ersten drei abgelaufenen Wechsel beglichen wurden; der vierte aber schneite durch Zufall an einem Donnerstag ins Haus, und der verstörte Charles wartete geduldig auf die Heimkehr seiner Frau, um Aufklärung zu erhalten.
    Wenn sie ihm von diesem Wechsel nichts gesagt hatte, dann nur, weil sie ihm häuslichen Ärger ersparen wollte; und sie setzte sich auf seinen Schoß, war zärtlich, gurrte, zählte all die unentbehrlichen Dinge her, die auf Kredit gekauft waren.
    »Du musst zugeben, bei der Menge ist das gar nicht teuer.«
    Charles, der sich keinen Rat wusste, suchte Hilfe beim unvermeidlichen Lheureux, und dieser versprach die Wogen zu glätten, wenn Monsieur ihm zwei Wechsel unterzeichnete, einer davon über siebenhundert Franc, zahlbar in drei Monaten. Um diese Verpflichtung erfüllen zu können, schrieb er einen rührseligen Brief an seine Mutter. Statt einer Antwort kam sie selber; und als Emma wissen wollte, ob er ihr etwas abgeknöpft habe:
    »Ja«, antwortete er. »Aber sie will die Rechnung sehen.«
    Am nächsten Tag, im Morgengrauen, lief Emma zu Monsieur Lheureux und bat ihn, eine neue Faktur auszustellen, die tausend Franc nicht überstieg; denn, würde sie die über viertausend vorweisen, müsste sie sagen, dass zwei Drittel schon bezahlt waren, und folglich den Verkauf der Liegenschaft eingestehen, eine vom Händler gut eingefädelte Transaktion, denn sie kam tatsächlich erst später ans Licht.
    Obwohl der Preis jedes einzelnen Artikels sehr niedrig war, fand die alte Madame Bovary die Ausgaben naturgemäß übertrieben.
    »Ging es nicht ohne den Teppich? Mussten die Sessel neu bezogen werden? Zu meiner Zeit hatte man einen einzigen Sessel im Haus, für die betagten Leute, – so war’s wenigstens bei meiner Mutter, und die war eine rechtschaffene Frau, glaubt mir. – Es kann nicht jeder reich sein! Kein Besitz übersteht die Verschwendung! Ich würde mich schämen, wenn ich mich so verzärtelte wie ihr! und dabei bin ich alt, müsste umhegt werden … Nichts als Plunder! nichts als Firlefanz! Was! Seide als Futterstoff, für zwei Franc! … wo man doch Jakonett findet für zehn Sou, und sogar für acht Sou, der ist genausogut.«
    Emma, zurückgelehnt auf der Causeuse, erwiderte so ruhig wie möglich:
    »Ho! Madame, jetzt reicht’s! jetzt reicht’s! …«
    Die andere nörgelte weiter, prophezeite ein Ende im Armenhaus. Schuld an allem war

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