Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)
ggf. Empfänger.
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Ich danke allen, die mir mit ihrem Wissen bei den vielen Details dieses Buches helfen konnten. Von größtem Gewicht waren die Arbeiten des Centre Flaubert an der Université de Rouen und seines Leiters Yvan Leclerc; ergiebig war der von Nicole Caron und Danielle Girard erstellte »Index des noms propres«. Mein Freund Jean-Éric Green in Paris war wie immer eine unerschöpfliche Quelle an literarischer und sprachlicher Kenntnis. Wolfgang Matz hat zu dieser Madame Bovary mehr beigetragen, als man von einem Lektor rechtmäßig erwarten darf.
Cabrières d’Avignon,
Mai 2012
E. E.
Zu Sprache und Übersetzung
Flauberts Arbeit am Stil seines Romans, am Ganzen und an jedem einzelnen Wort, seine Manie, jeden Satz zur Prüfung immer wieder laut aus dem Fenster seines »gueuloir« zu brüllen, sind sprichwörtlich, und er hat sie selber oft beschrieben. Die neue Übersetzung dieses Romans muss also besondere Rechenschaft davon ablegen, wie sie sich zum Stil des Autors verhält, ob und auf welche Weise sie es für möglich erachtet, Flauberts extremen Anspruch auch in einer anderen Sprache wiederzugeben, und was sie anders macht als die zahlreichen Vorgänger. So möge erlaubt sein, etwas ausführlicher auf diese Fragen einzugehen als sonst üblich.
Die erste deutsche Übersetzung der Madame Bovary erschien bereits 1858, die bislang jüngste 2001; die früheste erschien allerdings nicht um des literarischen Wertes willen, sondern in dem Wiener Verlag A. Hartleben, der en gros Romane zu Unterhaltungszwecken produzierte; der pseudonyme Übersetzer hat insgesamt circa 120 Romane auf dem Gewissen, man wird sich fragen, wieviel Zeit er in Flauberts Meisterwerk investierte. Folgende Übersetzungen wurden bibliographiert und (mit einer Ausnahme) eingesehen: Dr. Legné (d. i. Dr. Engel?), 1858; Joseph Ettlinger, 1892; C. Feustel, 1896 (nicht eingesehen); René Schickele, 1907; Arthur Schurig 1911; Walter Heichen, »Erste vollständige deutsche Ausgabe«, o. J. (1911); Hedda Eulenberg, o. J. (spätestens 1917); A. Winterstein, o. J. (um 1920; Übs. identisch mit Legné, 1858); Ernst Sander, o. J. (1924); Karl Pfannkuch, 1925; Wilhelm Cremer, o. J. (ca. 1925); Ella Bacharach-Friedmann, o. J. (ca. 1930); Margarete Miltschinsky, o. J. (ca. 1930); N. Collin, o. J. (ca. 1932); Alfred Wolfenstein, o. J. (ca. 1946); Georg Carl Lehmann, 1948; Gertrud Dahlmann-Stolzenbach, 1952; Hans Reisiger, 1952; Albert von Streerbach, o. J. (ca. 1955); Walter Widmer, 1959; Hans W. Hoff, o. J. (ca. 1960); Ingrid Kollpacher, 1969; Wolfgang Techtmeier, 1969; Ilse Perker/Ernst Sander, 1972; René Schickele/Irene Riesen, 1979; Maria Dessauer, 1996; Caroline Vollmann (EA irrtümlich: C. Hasting), 2001. Genannt ist das gedruckte oder erschlossene Jahr der Erstveröffentlichung; mehrere Übersetzungen sind in wechselnden Verlagen immer wieder neu aufgelegt worden, zum Teil mit nicht ausgewiesenen Überarbeitungen. Dagegen sind die ad usum delphini zugerichteten Versionen, die gelegentlich als Übersetzungen bibliographiert werden (z. B. Männer um Madame Bovary , 1960, vom Übersetzer Oswald Richter-Tersik auf 192 Seiten reduziert), hier nicht aufgenommen. Geringfügigere Kürzungen (oder auch Verlängerungen!) finden sich in mehreren Übersetzungen.
Überprüft man diese Übersetzungen an dem Maßstab, den Flaubert selber für seinen Roman aufgestellt hat, so ist das Ergebnis niederschmetternd: Keine einzige Übersetzung scheint sich der Herausforderung überhaupt bewusst zu sein. Selbstverständlich finden sich unter diesen 27 Versionen auch solche, die den Roman flüssig und in geläufiger deutscher Sprache wiedergeben; es gibt allerdings erstaunlich viele Stellen, die allein sachlich noch niemals richtig übersetzt wurden. Aber auch die besten unter ihnen verfehlen die spezifische Qualität ganz und gar; gerade auch die berühmte und oft gelobte Übersetzung von René Schickele ist eher eine schöne, freie Nacherzählung als eine Übersetzung Flauberts.
So ist eine bemerkenswerte Feststellung unausweichlich: Wer dieses Schlüsselwerk der modernen Literatur nur auf deutsch zu lesen vermochte, wird weder die hohe Wertung seines stilistischen Ranges nachvollziehen können, noch überhaupt den ästhetischen Charakter, der diesen Ausnahmerang begründet. Dies sei hier pars pro toto an drei kleinen Stellen gezeigt, die damit auch zugleich den Anspruch dieser Neuübersetzung deutlich machen.
1. Satzbau : Die Stellung der Wörter
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