Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)
weißen Glühwein in der Kneipe Voltaire. Dann bestand er sein Doktorexamen. Nun begann die Komik des Ernsthaften und folgte auf den Ernst des Komischen, der vorausgegangen war« (15. Dezember 1850 an Madame Flaubert). – »In meinem 3. Teil, der voll sein wird mit ulkigen Dingen, will ich, dass man weint«, schreibt Flaubert am 9. Oktober 1852 an Louise Colet.
ein wenig in Erregung : Im Manuskript ging dieser Satz folgendermaßen weiter: »sodass sie ihren Hass auf Bovary am Ende nicht länger verbarg, und er gestand mehr oder weniger die kleinen Mätressen ein, die ihm dort so viele Enttäuschungen beschert hatten«.
– Débardeuses: Débardeur und Débardeuse waren im 19. Jahrhundert auf Boheme- und Karnevalsbällen sehr beliebte Masken im Kostüm eines Holz- oder Schiffsausladers mit blusig-flatterndem Seidenhemd und kurzer Samt- oder Atlashose. Die Débardeuse war auch eine Frau aus dem niederen Volk, mit breiten Schultern und lauter Stimme. Anständige Frauen verkleideten sich natürlich nicht als Débardeuse .
La Tour de Nesle: Das 1832 uraufgeführte Drama von Alexandre Dumas und Frédéric Gaillardet war schnell sehr populär geworden: es erzählt die Geschichte der Marguerite de Bourgogne, Gattin von Ludwig XI., und ihres Geliebten Buridan. Flaubert hatte es im Sommer 1835 gelesen und die kleine Erzählung Dernière scène de la mort de Marguerite de Bourgogne geschrieben, wahrscheinlich eine halb schulische, halb freiwillige Aufgabe für seinen Lehrer Gourgaud-Dugazon.
unter der Tanzenden Marianne: So wurde früher im Volksmund in Rouen eine Salome-Figur am Portal Saint-Jean genannt. Dieses Portal zeigt das Martyrium von Johannes dem Täufer und das Festmahl des Herodes Antipas, bei dem Salome tanzt. Um das Salome-Thema geht es auch in der Erzählung Hérodias (1877), und schon in seinen italienischen Reisenotizen von 1851 schreibt Flaubert Marianne statt Herodias, wenn er von Peruginos Fresken im Collegio del Cambio (Perugia) erzählt, die u. a. Szenen aus dem Leben von Johannes dem Täufer darstellen (siehe Œuvres complètes , Bd II, S. 701). Die Romanentwürfe zeigen deutlich, dass die »Tanzende Marianne« eines der Ausgangsbilder für die gesamte Szene war.
– die Sehenswürdigkeiten: Flauberts Beschreibung der Kathedrale von Rouen ist sehr getreu, nur die Weihwasserbecken, in denen sich das Mittelschiff spiegelt, stammen aus der Kirche Saint-Ouen. Bei dem Archäologen Alfred Baudry erkundigte sich Flaubert nach vielen Details die Kathedrale betreffend: »Sie sind der bezauberndste Mensch und feinste Kerl von der Welt. Ich habe Ihren Brief verschlungen, der mir seit zehn Tagen ungeheuer hilft. Ich arrangiere bloß, und Sie werden mehrere Ihrer Sätze wiederfinden. Es ist grandios!« (17. Februar oder März 1855).
mitsamt dem unsagbaren Reiz: Im Manuskript hieß es noch: »mitsamt der Poesie des Ehebruchs und dem unsagbaren Reiz«; siehe oben, S. 470, 590 und 614.
– blauen Glasfenster: Der Chorumgang enthält fünf besonders schöne Glasgemälde aus dem 13. Jahrhundert, darunter eine Darstellung des heiligen Julianus Hospitaliter, die Flaubert zu seiner Erzählung La Légende de saint Julien l’Hospitalier (1876) inspirierte; das Gemälde ist eine Stiftung der Fischhändlerzunft, deren Mitglieder im unteren Bildteil verewigt sind.
Diane de Poitiers: Sie wurde mit zweiunddreißig Jahren Witwe und bald darauf die einflussreiche Geliebte des zukünftigen Heinrich II., der neunzehn Jahre jünger war als sie.
– Gargouille: Ein feuerspeiender Drache, der im 7. Jahrhundert die Einwohner von Rouen in Angst und Schrecken versetzt haben soll und schließlich vom Bischof der Stadt, dem heiligen Romanus, besiegt wurde. In den Entwürfen erklärt Flaubert noch: »die Glasfenster von Jean Goujon, mit der Darstellung des Wunders der Gargouille«.
– der Helm: Die im 12. Jahrhundert begonnene Kathedrale erhielt ihre heutige Gestalt im 15. (durch Guillaume Pontifs) und vor allem im 16. Jahrhundert (durch Roland Leroux); der gusseiserne Turmhelm wurde jedoch erst ab 1827 aufgesetzt, nachdem ein Blitzschlag die alte Turmspitze 1822 zerstört hatte. Als Flaubert im Januar 1876 einen offenen Brief an den Gemeinderat von Rouen richtete – der keinen Platz für einen Brunnen mit einer Büste seines 1869 verstorbenen Freundes Louis Bouilhet zur Verfügung stellen wollte – , empfahl er den Gemeinderäten, sich nicht mit Literaturkritik zu befassen, sondern lieber »mit ernsthafteren
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