Madame Fabienne
Bühne. Sie könnten ihre Gage nehmen und wieder von hier verduften. Wie viel wohl das Haus an der Côte d'Azur kosten würde? Egal, sie hätten dann genug Kohle und auch genug Männer, da hatte Véronique schon Recht.
Sie musste ein bisschen grinsen: Schon bald könnte sie ihre Macht über Hasan ausbauen, und er würde seine Firma doch noch an die Öl- & Reifenfabrik verkaufen.
4
Jean Claude war wieder in der Fabrik und folgte einem der vielen Flure. Er würde beim Sicherheitsdienst berichten, was in der letzten Nacht vorgefallen war, und dann könnte er hoffentlich zurück an seinen Schreibtisch. Es war ganz schlecht, wenn er so lange fehlte: Die Kundschaft würde sich an Martin gewöhnen und den Kollegen vielleicht sogar besser finden als ihn, und das dürfte nicht passieren.
Es war schon sonderbar: Sonst empfand er seine Arbeit doch hin und wieder als langweilig, und jetzt wo es etwas andres zu tun gab, da vermisste er die übliche Routine.
Auf dem Flur kamen ihm immer wieder Leute entgegen. Einige von ihnen kannte er ein wenig und grüßte sie, indem er ihnen zunickte. Er musste gähnen und hielt sich eine Hand vor den Mund. Wie müde er war, aber das kam davon, wenn man nicht lange genug schlafen konnte.
Fabienne hatte gestern Nacht noch darauf bestanden, dass er sie durch die Stadt fuhr. Sie meinte, sie wolle sich noch ein bisschen umschauen. Was machte diese Frau eigentlich hier? Warum hatte man sie engagiert? Das wollte doch niemand preisgeben, zumindest bisher nicht.
Er kam zu den Büros, die der Sicherheitsdienst benutzte. Eine der Türen stand offen, und er ging ein Stück weit hinein. Bikem Taschkan war schon da und schenkte sich gerade eine Tasse Kaffee ein. Sie trug wieder ein schwarzes Hosenkostüm: Der Blazer war aufgeknöpft, und darunter sah man eine weiße Bluse. Ob sie wirklich eine Knarre bei sich hatte, wie man in der Kantine munkelte? Auch egal. Auf alle Fälle sollte er jetzt aufpassen, dass er nicht gähnen musste.
Offenbar hatte sie ihn nun bemerkt, denn sie wandte sich ihm zu: "Ah, Jean Claude, kommen Sie doch rein. Möchten Sie was trinken?"
Sie hatte ihn mit dem Vornamen angesprochen, ob das etwas zu bedeuten hatte? "Haben Sie einen Tee?"
"Leider nein."
"Und Wasser? Mineralwasser?"
Sie schenkte ihm eine Glas ein und wies dabei mit dem Kopf auf den Besucherstuhl, "Wie ist es denn gestern noch gelaufen?"
"Naja", er setzte sich. "Wir sind noch zu diesem Café gefahren."
"Welches Café?" Sie sah ihn an, und dabei fiel auf, dass sie grüne Augen hatte.
Er musste sich räuspern, "Das Café Maxi in der Innenstadt."
"Und?" Sie stellte das Glas mit dem Mineralwasser so auf den Schreibtisch, dass er danach greifen konnte. "Was ist denn dort passiert?"
Wie neugierig diese Bikem war. Er fuhr sich mit der flachen Hand über den Mund, "Naja, Madame Fabienne ist zunächst mal allein ins Café gegangen; ich sollte ja eigentlich im Wagen sitzen bleiben."
"Haben Sie was sehen können?"
"Zunächst nicht." Er trank einen Schluck aus dem Glas und spürte, wie ihm das Wasser durch die Kehle floss. "Aber ich bin dann auch ins Café gegangen, weil ich sehen wollte, was da los ist."
Bikem setzte sich nun auf ihren Drehstuhl und sah ihn an. Für einen Moment bildete sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht, offenbar gefiel ihr, dass er die Initiative ergriffen hatte. "Und dann?"
"Naja, zuerst saß sie nur an der Theke, und es ist nichts passiert. Im Café war viel Betrieb. Schließlich hat Madame Fabienne mit einem anderen Kunden ein Gespräch initiiert."
"Mit wem?"
Sollte er sagen, dass der Mann Hasan hieß. Fabienne hatte ihm den Namen genannt. "Tja", er trank noch mehr von dem Wasser und tat so, als überlege er. "Der Mann war vielleicht um die vierzig. Schlank, schwarze Haare und dunkle Augen. Anzug und Krawatte."
"Aha", Bikem fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe, und um ihren Mund formte sich wieder ein Lächeln. "Einen Moment." Sie wühlte eine Akte hervor und gab ihm ein Foto, "Ist er das?"
"D-das könnte er sein. Wie heißt denn der Mann?"
"Hasan Gündesch." An ihrer Stimme konnte man nun hören, dass sie neugierig war. "Und was ist dann passiert?"
Jean Claude zuckte mit den Achseln, "Nur wenig. Ich war zu weit weg, um hören zu können, was die beiden gesprochen haben. Sie waren vielleicht ne Minute oder zwei beieinander gestanden. Aus der Distanz sah es so aus, als würden die zwei sich gut verstehen."
"So?" Ihre grünen Augen glänzten, "Und dann?"
"Nichts weiter. Wir
Weitere Kostenlose Bücher