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Madame Fabienne

Madame Fabienne

Titel: Madame Fabienne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johnny70
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gekommen, aber wenn der Chef vom Sicherheitsdienst etwas von ihm verlangte, musste er es wohl auch machen.
    Direkt vor ihm befand sich der Bahnhof mit seiner Glaskuppel, rechts von ihm das Walzmühl-Center, und links konnte man in der Ferne noch ein Stück von der Mundenheimer Straße sehen; dort stand auch ein Hochhaus, das im Erdgeschoss Läden hatte.
    Die Sonne schien aus einem blauen Himmel, und es gab ein gutes Tageslicht; aber es war immer noch kalt, und man merkte gleich, dass sie noch Winter hatten.
    Jean Claude schlenderte zu einem Aufgang, der zu den Gleisen führte. Hier waren einige Passanten unterwegs, aber niemand schien ihn zu beachten. Vielleicht lag es daran, dass diese Fabienne gar nicht wusste, wer sie fahren würde. Er ging also noch mal zurück zum Wagen und holte dieses Pappschild, auf dem "Öl- & Reifenfabrik" geschrieben stand.
    Was wäre eigentlich, wenn diese Frau gar nicht auftauchen würde? Dann müsste er wohl warten, mindestens eine Stunde, oder es würde Ärger geben, wenn er so frühzeitig wieder in die Fabrik käme.
    Sonderbar war ja, dass man ihm gar nicht gesagt hatte, was diese Fabienne eigentlich für die Fabrik machen sollte. Bestimmt war es etwas Besonderes, sonst würde man sie doch nicht abholen. Es könnte natürlich auch sein, dass sie hier fremd war und den Weg nicht finden würde. Egal, er stellte sich so, dass er den Bahnhof und das Walzmühl-Center sehen konnte; immer wieder kamen Leute vorbei, doch niemand schien ihn zu beachten.
    Wie diese Fabienne wohl aussah? Gute Frage.
    Ihm fiel nun eine braunhaarige Frau auf, die neben ihren Reisekoffern wartete. Sie trug ein graues Hosenkostüm und hatten einen Mantel über dem Unterarm hängen. Vielleicht war sie das ja? Er hielt das Pappschild in ihre Richtung, doch die Fremde reagierte nicht darauf.
    Nun kam eine dickleibige Passantin auf ihn zu und betrachtete ihn, ohne dabei etwas zu sagen. Ob sie das war? Nein, die Frau ging weiter und verschwand in Richtung Bahnhof. Wie lange sollte er denn noch warten? Auf seinem Schreibtisch würden sich bestimmt die Akten stapeln. Hoffentlich hatte einer der Kollegen wenigstens die Anrufe angenommen. Und wenn nicht? Das würde er alles später noch erledigen müssen, verdammter Mist.
    Die Braunhaarige kam nun ein Stück weit auf ihn zu und betrachtete ihn. Er konnte ihren prüfenden Blick auf sich spüren, ob das nur Zufall war? Sie war ein bisschen kleiner als er und sah fit aus, bestimmt machte sie regelmäßig Sport. Ihre Haare waren zu einem Schweif gebunden und glänzten ein wenig in der Sonne.
    Sollte er sie ansprechen?
    Irgendwie war ihr Blick auf einmal unangenehm, aber er würde jetzt trotzdem etwas unternehmen. Er hielt das Schildchen so, dass sie es gut sehen konnte, "Öl- & Reifenfabrik. Sind Sie Madame Fabienne?"
    Die Frau schwieg. Als er sich schon abwenden wollte, gab sie ihm ein Handzeichen, "Sie kommen von der Öl- & Reifenfabrik?"
    Was für ne blöde Frage, das hatte er doch eben gerade gesagt. Er ging noch näher auf die Frau zu, und dabei fiel ihm auf, wie gebräunt ihr Gesicht aussah— offenbar kam sie aus der Ferne, wo es ein wärmeres Klima gab als hier. Er sprach mit sachlicher Stimme, "Natürlich. Sind Sie Madame Fabienne?"
    Sie schwieg.
    "Ich soll Sie fahren."
    "Wo ist denn ihr Auto?"
    Er wies mit dem Kopf auf den weißen Opel, "Dort drüben."
    "Also gut", sie schüttelte ihm die Hand. "Ich bin Fabienne."
    Na endlich. "Mein Name ist Lang, Jean Claude Lang. Ich heiße Sie ganz herzlich in Ludwigshafen willkommen." Sie gingen zu dem Opel, und er lud ihr Gepäck ein. Es war so schwer, dass er mit beiden Händen anpacken musste. Vielleicht sollte er ein Gespräch anfangen, oder? Natürlich, das wäre höflich. "Hatten Sie eine gute Reise?"
    Sie zuckte nur mit den Achseln.
    Seltsame Antwort. Die Frau war überhaupt irgendwie ein bisschen sonderbar, aber dafür sah sie ja super scharf aus— ob er bei ihr Chancen hatte? Was für Ideen ihm schon wieder durch den Kopf gingen! Er würde diese Frau fahren, und mehr nicht.
    Er schloss den Wagen auf, und sie stiegen ein. Als er den Motor anließ, sah er in den Rückspiegel und suchte ihren Blick. Warum sagte sie denn nichts? Ihm ging das jetzt auf die Nerven. "Waren Sie schon mal in Lu?"
    "Lu?"
    "Das ist die Kurzform für Ludwigshafen."
    "Ich verstehe."
    Jean Claude parkte aus und musste gleich darauf an einer roten Ampel halten. Irgendwie kam es ihm so vor, als beobachtete die Frau ihn. Ob sie seine Gedanken lesen

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