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Madame Fabienne

Madame Fabienne

Titel: Madame Fabienne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johnny70
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wir die Villa erst mal eine Weile observieren."
    Der andere brüllte: "Wir gehen sofort rein."
    Hector nickte und ließ den Audi wieder an. Er lenkte den Wagen durchs offene Eingangstor und fuhr dann auf die Villa zu; dabei hörte man nur, wie der Regen prasselte. Jean Claude lief der Schweiß über die Stirn: Was sollte er jetzt machen? Wenn ihm nicht gleich etwas einfiel, würde der Verrückte ihn umbringen, und er wollte doch leben. Er hatte doch noch so viel vor.

    *

    Fabienne holte den Reisekoffer und fing an zu packen. Sie beeilte sich, denn ihnen lief die Zeit davon. Als sie sich bückte, um einen Stapel Blusen aus dem Schrank zu holen, musste sie einen Moment inne halten: Wie erschöpft sie doch war! Im Schlafzimmer brannte nur die eine Stehlampe, und ein Streifen Licht fiel aufs gemachte Bett, wo ein Teil ihrer Kleidung lag; sonst füllte ein Halbdunkel den langen Raum.
    Man hörte, wie es draußen regnete. Manchmal frischte auch der Wind auf und ließ die Bäume rauschen, die auf dem Grundstück standen.
    Sie hielt sich mit einer Hand am Kleiderschrank fest und schloss die Augen, damit sie besser lauschen konnte: Aber nein, es war nur der Regen, der da draußen war. Doch jetzt kamen Schritte in ihre Richtung, und in nächsten Moment erschien Véronique auf der Türschwelle. Sie trug wieder das schwarze Hosenkostüm und eine Schirmmütze, die vom Regen nass war. "Ich muss noch tanken."
    "Bitte?"
    "Im Mercedes ist fast kein Benzin mehr."
    Fabienne legte noch mehr Klamotten in den Reisekoffer, "Das kannst du auch noch später machen."
    "Das ist schlecht. Wer weiß, was noch passiert."
    Sie sah Véronique fragend an.
    "Na, wenn dieser Hasan noch mal auftaucht, oder so..."
    "Ich habe ein ganz mieses Gefühl."
    "Du übertreibst." Véronique sah auf ihre Armbanduhr, "Ich bin auch gleich wieder da. Glaub mir, es ist so sicherer."
    "Also gut", Fabienne hörte auf zu packen und sprach nun leiser, "weißt du, was mir eingefallen ist?"
    "Was denn?"
    "Vielleicht hat Didier von der Öl- & Reifenfabrik erfahren, wo wir sind."
    "Was hätten die denn davon?"
    Fabienne zuckte mit den Achseln, "Dann müssten sie nicht bezahlen."
    "Das ist doch unwahrscheinlich. Niemand weiß, ob der Kauf tatsächlich klappt. Wir haben doch erst am Nachmittag bei Jean Claude Bescheid gesagt. Nein, nein."
    Véroniques Argumente klangen plausibel, und doch war irgendwas faul. "Beeil dich bitte und schließ die Haustür ab, ja?!"
    "Also gut". Véronique ging davon, und einen Moment konnte man noch ihre Schritte auf der Treppe hören. Draußen wurde der Regen heftiger, und das Prasseln übertönte alle sonstigen Geräusche. Es fühlte sich an, als wäre die Villa von Wasser umgeben. Wenn jetzt jemand käme, würde sie ihn wohl erst im letzten Moment bemerken.
    Wie müde sie war.
    Sie ging nach nebenan ins Esszimmer und suchte etwas zu trinken. Da die Vorhänge zur Seite gezogen waren, konnte man den dunklen Garten sehen. Die Äste bewegten sich, wenn der Wind aufkam, und am Nachthimmel zogen helle Wolkenfelder. Sie machte die Stehlampe an, und ein Streifen Licht fiel auf den langen Tisch, der ganz abgeräumt war. In einem der Vitrinen-Schränke fand sie eine Flasche Mineralwasser und nahm gleich einen Schluck daraus.
    Jetzt fühlte sie sich ein wenig besser.
    Einen Koffer hatte sie schon unten im Erdgeschoss, und den Rest würde sie so schnell wie möglich packen. Sobald Véronique vom Tanken zurück war, würden sie zu dem Bungalow in Oppau fahren, denn dort wären sie sicherer als hier.
    Sie ging wieder ins Schlafzimmer, und dabei fiel ihr Blick auf die kleine Statue aus Porzellan, die Reiterin und ihr Pferd. Jetzt hatte sie den Eindruck, als sei die Amazone in Bedrängnis und könne ihren Rappen nicht mehr richtig lenken— so hatte sie das bisher noch nie gesehen.
    Sie tat die Figur in ihren Koffer und gab darauf Acht, dass die Wäsche als Polsterung diente. Jetzt musste sie gähnen, so könnte sie das nicht durchhalten. Sie legte sich also auf den Boden, auf eine Stelle, die von dem Schein der Stehlampe nicht erreicht wurde. Vielleicht könnte sie nun ein bisschen Ruhe finden; sie streckte Arme und Beine aus und wartete auf den Schlaf.
    Nach einer Weile schlossen sich ihre Augen, und sie lauschte, wie ihr Atem kam und ging. Schon bald träumte sie, sie wäre am Strand. Die Wellen schlugen ihr um die Beine, und über ihr erstreckte sich der Winterhimmel. Das Wasser war so kalt, dass sie zitterte. Der Ozean versuchte, sie in die Tiefe zu

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