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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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»Ihr hattet sicherlich einen anstrengenden Tag«, begann er und hielt kurz inne, um Flechner Gelegenheit zu geben, bestätigend zu nicken. Dann fuhr er fort: »Ich werde Euch auch gar nicht lange aufhalten. Alles, was ich von Euch brauche, ist die Erlaubnis, eine Frau ins Lochgefängnis werfen zu lassen. Nichts Besonderes, nur eine …«
    »Worum geht es genau?«, unterbrach Flechner ihn. Seine Augenbrauen hatten sich gesträubt, während Silberschläger gesprochen hatte.
    »Um eine Frau namens Katharina Jacob, sie steht in dem Verdacht, etwas mit den drei Morden zu tun zu haben, die …«
    Wieder unterbrach Flechner ihn. »Ihr redet von den Menschen, denen die Kehlen aufgeschlitzt wurden?«, fragte er mit leiser Stimme. Seine Augenbrauen sträubten sich noch mehr, und jetzt erschien auch eine Falte zwischen ihnen.
    Silberschläger nickte. »Ich …«
    »Herr Lochschöffe!« Noch immer war Flechners Stimme leise, aber sie hatte jetzt einen schneidenden Tonfall, der Silberschläger durch Mark und Bein ging. »Ihr wollt mir weismachen, dass die Verhaftung einer Verdächtigen in einer Mordserie, die Nürnberg schon seit mehr als drei Wochen in Atem hält, eine Kleinigkeit ist?« Er beugte sich vor, dabei umfassten seine Hände die Lehnen seines Stuhles. »Ich rate Euch dringend davon ab, noch einmal zu versuchen, mich für dumm zu verkaufen! Worum geht es Euch wirklich?«
    Silberschläger hielt die Luft an, dann ließ er sie durch die Nase entweichen. In einer Ader an seinem Hals pochte der Ärger darüber, so angegangen zu werden. »Verzeiht«, murmelte er. »Ich dachte, ich kümmere mich um diese Angelegenheit, um Euch die Arbeit abzunehmen. Nur darum bezeichnete ich die Sache als Kleinigkeit …«
    Flechner lehnte sich wieder zurück. »Mir war bis jetzt nicht bewusst, dass es Euch nach meinem Stuhl gelüstet«, sagte er. Sein Tonfall war nun wieder sachlich, doch da war ein Ausdruck in seinen Augen, der Silberschläger sagte: Unterschätzt mich nicht!
    »Dem ist nicht so.« Silberschläger schüttelte den Kopf. »Es ist nur …« Er hätte sich ohrfeigen können. Fieberhaft überlegte er, wie er aus dieser Sache wieder rauskommen sollte.
    Doch Flechner kam einer Antwort zuvor. »Wusstet Ihr, dass meine Tochter an diesem Wochenende Verlobung feiert? Ich sollte in diesem Augenblick zu Hause sein und mit dem Bräutigam einen kleinen Umtrunk einnehmen, und was mache ich stattdessen? Ich renne den ganzen Tag lang durch die Stadt und versuche, den Befehl des Rates zu befolgen und die Bußprediger zu kontrollieren, die neuerdings die Stadt unsicher machen.«
    Silberschläger neigte leicht den Kopf. »Eine Plage«, bestätigte er, doch zu seiner Verblüffung schaute Flechner ihn finster an.
    »Findet Ihr? Ich glaube eher, dass wir froh sein müssen über diese Männer. Sie sind die Einzigen, die den Leuten den Spiegel vor die Augen halten und ihnen zeigen, dass es an der Zeit ist, Buße zu tun und umzukehren.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Nun, nicht umsonst mehren sich die Anzeichen, dass der Satan auf Erden wandelt und mit aller Macht danach trachtet, die Menschheit zu verderben.« Flechner blickte im Zimmer umher, als fürchte er, Satan leibhaftig in einer der Ecken stehen zu sehen. Er wirkte jetzt richtiggehend angespannt, fast panisch.
    Erstaunlich, dachte Silberschläger. Er hatte nicht gewusst, dass der Stadtrichter unter einer solchen Angst vor dem Teufel litt. Kurz spielte er mit dem Gedanken, Flechner zu erzählen, Katharina Jacob sei eine Hexe. Doch bevor er noch überlegt hatte, wie er es am besten anfing, damit der Stadtrichter tat, was er von ihm wollte, wischte Flechner das Hexenthema mit einer ruppigen Handbewegung vom Tisch. »Bevor ich entscheiden kann, ob diese Frau Jacob ins Lochgefängnis wandert«, sagte er und blinzelte zweimal schnell nacheinander, »brauche ich mehr Hinweise, dass sie wirklich in die Morde verwickelt ist. Besorgt mir diese, und ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Silberschläger wollte den Mund aufmachen und etwas sagen, aber Flechner wedelte in Richtung Tür. »Das war es fürs Erste!«, sagte er kühl.
    »Aber …«
    »Auf Wiedersehen, Herr Bürgermeister! Schließt die Tür hinter Euch, wenn Ihr rausgeht.«
    Nur wenig später stand Silberschläger in der Gasse an der Frauentormauer und starrte an der hoch aufragenden Fassade des Fischerhauses empor. Die Art und Weise, wie Flechner ihn aus seinem Kontor geworfen hatte, brannte noch auf seiner Seele. Wenn er blinzelte, sah er

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