Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
Vom Netzwerk:
ihn für das erbärmliche Begrüßungskomitee entschädigen.
    »Hm.« Albert klemmte sich beides, Pastete und Krug, unter den Arm. »Der Neue ist Augustiner. Hoffen wir, dass er es mit dem Fleischverbot nicht so ernst nimmt.«
    »Pass auf, dass du sie nicht zerdrückst!«, befahl Bertha, und sie schaffte es gerade noch, ihm einen warnenden Klaps auf den Hinterkopf zu verabreichen, bevor er mit seinen merkwürdig schlenkernden Schritten davoneilte.
    Nachdem die Spielleute in der Nacht den Weinkrug geleert hatten, den der Wirt ihnen unwillig hingestellt hatte, waren sie zu Richards Erleichterung zu müde gewesen, um noch weiter mit ihm zu plaudern. Sie hatten Reuther um ein Nachtlager gebeten und sich von der Lüge des Wirtes, er habe keine freien Zimmer mehr, nicht beirren lassen. Am Ende einigte man sich darauf, dass die fünf Männer in der Scheune übernachten, dafür jedoch am nächsten Morgen ein Frühstück in der Schankstube erhalten sollten.
    Als Richard kurz nach Sonnenaufgang den Raum betrat, war von den Spielleuten noch keine Spur zu sehen. Nur Kramer saß bereits auf demselben Platz wie am Abend zuvor. Im hellen Morgenlicht, das schräg durch ein Fenster in die Gaststube fiel, sah er wesentlich älter aus als am gestrigen Abend. Richard schätzte, dass er über fünfzig sein musste. Wie am Tag zuvor las der Mönch in seinem Buch, und ebenfalls wie am Tag zuvor spielte er dabei mit den seltsam kräuseligen Haaren an seiner Schläfe.
    Richard suchte sich diesmal einen Platz ein Stück von dem Mönchentfernt. Er wollte ein rasches Frühstück zu sich nehmen und sich dann wieder auf den Weg machen. Heute endlich, dachte er, würde er noch vor Einbruch der Dämmerung Katharina wiedersehen.
    Ein Kribbeln erfasste sein Genick, rann von dort abwärts durch seinen ganzen Körper. Er genoss es.
    Reuther kam, fragte ihn nach seinen Wünschen, und als Richard ihn um Fleisch und Brot bat, teilte er mit, dass es nur Haferbrei zum Frühstück gebe.
    Richard verzog das Gesicht. »Warum fragt Ihr mich dann, was ich will?«
    Reuther verflocht die Finger miteinander. »Für den Fall, dass Ihr Haferbrei bestellt, hätte ich sagen können: Selbstverständlich, hoher Herr!« Er grinste schelmisch, und in diesem Moment erinnerte er Richard an Niklas, den Wirt eines Gasthauses, das er früher gern besucht hatte. Himmel, er hatte nicht nur Katharina und Arnulf, seinen besten Freund, vermisst in den letzten Monaten, sondern sogar den leicht schmuddeligen, zwielichtigen Besitzer der »Krummen Diele«!
    Richard nahm seinen Hut ab und legte ihn neben sich auf den Tisch. »Also dann Haferbrei.«
    »Kommt sofort!« Eilfertig marschierte Reuther zurück in die Küche, wo Richard ihn nach Giesela bellen hörte.
    »Hattet Ihr eine gute Nacht?« Kramers Stimme riss Richard aus den Gedanken, in die er versunken war, nachdem der Wirt ihn allein gelassen hatte.
    »Wie man’s nimmt!«
    »Ich hörte schon, Ihr habt wahre Heldentaten vollbracht.« Lächelnd betrachtete der Mönch Richard, und der musste sich zusammenreißen, nicht missmutig die Augen zu verdrehen.
    Er zuckte die Achseln. »Nur einen verrenkten Ellenbogen wieder eingerenkt.« Er hatte nicht die geringste Lust auf ein Gespräch mit dem Mann. In der vergangenen Nacht, nachdem er Dietrich geholfen hatte, hatte Richard eine Weile lang wach gelegen, und dabei hatte er unter anderem auch über Kramer nachgedacht. Wenn es stimmte, was dieser Mann behauptete, wenn er wirklich der Verfasser des Hexenhammers war und sich nicht nur mit fremden Federn schmückte, dann wollte Richard mit ihm lieber nichts weiter zu tun haben.
    Kramer lachte. »Wenn man den Worten des Wirtes Glauben schenken kann, dann war das eine wahre Herkulesarbeit.«
    Reuther kam und stellte eine Schale mit dampfendem Brei vor Richard hin. Er legte einen Löffel daneben, dann wünschte er »Guten Appetit!« und zog sich wieder zurück.
    Richard nahm einen Löffel Brei, pustete darauf, bevor er dem Mönch antwortete. »Keine Herkulesarbeit! Wenn man weiß, wie man anpacken muss, ist es sogar recht leicht.«
    Er spürte, wie Kramer ihn aufmerksam musterte. »Dann seid Ihr heilkundig?«
    Richard steckte den ersten Löffel in den Mund und kaute kopfschüttelnd. Etliche der Körner waren noch hart, und es schien, als habe Reuther Hafer zugegeben, als die eine Hälfte des Breies bereits halb fertig gewesen war. Der Mann mochte guten Kirschwein herstellen, als Koch jedoch taugte er nicht viel.
    Richard schluckte, bevor er

Weitere Kostenlose Bücher