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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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antwortete. »Heilkundig ein wenig, aber nicht studiert, wenn es das ist, was Euch interessiert.«
    Kramer legte die Hand auf sein Buch. »Nicht jeder, der Großes tut, muss notwendigerweise studiert sein«, sagte er vieldeutig. Richard war sich sicher, dass er von sich selbst sprach.
    Da Kramer nicht vorzuhaben schien, ihn in Ruhe zu lassen, konnte er die Gelegenheit genauso gut nutzen, um ein bisschen mehr über diesen Mann herauszufinden. Wer wusste schon, wozu es einmal gut sein mochte?
    Er aß einen weiteren Bissen. »Seid Ihr es? Studiert, meine ich.«
    Das Gesicht des Mönches leuchtete förmlich auf bei dieser Frage. »Aber ja! Ich studierte die Philosophie und bin Doktor der Theologie.«
    »Der Königin der Wissenschaften«, murmelte Richard.
    »Die über allen Artes liberales steht, ja.« Mit neu erwachtem Interesse musterte Kramer ihn. »Ihr seid ein gebildeter Mann! Wollt Ihr mir nicht doch von Euren Erfahrungen mit Hex …«
    »Nein.« Richard leerte seine Schüssel und kümmerte sich nicht darum, dass ein missmutiger Ausdruck über Kramers Gesicht huschte. So viel Widerwillen empfand er gegen diesen Mann, dass er seinen Vorsatz, etwas mehr über ihn in Erfahrung zu bringen, lieber wieder aufgab. »Ich muss mich auf den Weg machen.« Er stand auf. Einige derharten Haferkörner hingen ihm zwischen den Backenzähnen, und er versuchte, sie mit der Zunge dazwischen hervorzupulen.
    Kramer lehnte sich zurück. »Ich sehe schon, Euch gelüstet es nicht nach Reisegesellschaft.«
    Richard, der schon seinen Hut gegriffen hatte, hielt inne. Fragend sah er den Mönch an.
    »Nun, wie gesagt bin ich auch auf dem Weg nach Nürnberg. Wir könnten zusammen reisen! Ich hätte dann Gelegenheit, Euch ein wenig mehr über mein Buch zu erzählen.«
    Richard war drauf und dran, dieses Angebot abzulehnen, doch in diesem Moment betraten Dietrich und seine Gefährten die Schankstube und entdeckten Richard. Randolf, der Hüne, steuerte direkt auf ihn zu.
    »Sterner!«, rief er, als seien sie gute alte Bekannte. »Wie schön, Euch noch hier anzutreffen! Wir dachten, Ihr seid längst auf der Weiterreise.«
    Richard ging unter dem begeisterten Schulterhieb des Hünen fast zu Boden. Er warf Kramer einen Seitenblick zu und bemerkte dessen amüsierten Gesichtsausdruck. »Ich bin schon so gut wie weg«, sagte er.
    »Vielleicht können wir uns Euch anschließen?«, fragte Dietrich.
    Richard betrachtete den verletzten Arm des Spielmannes. Auf den ersten Blick sah alles gut aus.
    »Aber ein Patrizier wie Ihr ist bestimmt mit dem Pferd unterwegs, oder?«, setzte Dietrich hinzu. »Da könnten wir nicht mithalten.«
    Richard nickte. Zum Glück, dachte er grimmig.
    Zwei Stunden später lag das Gasthaus weit hinter ihm, und er war bestens im Bilde über die verschiedenen Arten von Hexen, die es gab, und über die besten Methoden, herauszufinden, ob eine Frau eine Hexe war oder nicht.
    Zu seinem Bedauern hatte nämlich sein Pferd angefangen zu lahmen, kaum dass er die Gaststätte verlassen hatte. So war er gezwungen gewesen, abzusteigen und es am Zügel zu führen. Was zur Folge hatte, dass Kramer und die Spielleute, die sich dem Mönch angeschlossen hatten, ihn nach kurzer Zeit einholten. Im Laufe der vergangenen zwei Stunden hatte Dietrich nicht nur das Gespräch auf Kramers Buch gebracht – sehr zu dessen Begeisterung, sondern er hatte auchbegierig zugehört, wie der Mönch über all die Scheußlichkeiten darin dozierte.
    »Und dann«, sagte Kramer gerade, »gibt es in meinem Buch noch ein Kapitel, in dem die verschiedenen Methoden, eine Hexe zu bestrafen, erläutert werden.«
    Randolf stieß Luft durch die Nase. Seit Kramer von einer Grausamkeit zur nächsten sprang, war die Miene des Hünen immer finsterer geworden, und Richard vermutete, dass der Mann das Ganze ebenso widerlich fand wie er selbst.
    »Und das alles habt Ihr aus eigener Erfahrung niedergeschrieben?«, fragte Dietrich.
    Kramer nickte. »Ich war einige Zeit in Trient, außerdem in Ravensburg und … Innsbruck.« Er presste die Lippen aufeinander, bevor er die letzte Stadt hervorbrachte. »Leider sind die Menschen nicht überall wachsam genug für die immer größer werdende Gefahr, die ihnen durch die Hexen droht.«
    In Innsbruck, vermutete Richard, hatten sie ihn offenbar zum Stadttor hinausgejagt. Diese Vorstellung bereitet ihm ein stilles, überaus finsteres Vergnügen.
    »Wie viele … Hexen …«, Dietrichs Stimme kiekste an dieser Stelle, »… habt Ihr schon

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