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Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Titel: Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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trommelt Silja auf die Platte ihres Schreibtischs, während Sven zum dritten Mal das Protokoll mit den Aussagen Fred Hübners liest und mit den Notizen Bastians zur Vernehmung von Jens-Uwe Behrmann vergleicht.
    »Das ist doch zum Mäusemelken«, entfährt es Sven plötzlich. »Die beiden Kerle behaupten tatsächlich das genau Entgegengesetzte. Ich komme mir vor wie in einer Comedy-Show. Der eine will den Schlüssel schon seit einer Woche aus der Hand gegeben haben, der andere will ihn erst heute Nachmittag bekommen haben. Der eine sagt, sie hätten sich gestern Nacht um Mitternacht vor der Haustür getrennt, der andere sagt, es sei am Strand und schon hell gewesen.«
    »Hat sich die Spurensicherung eigentlich schon aus der Wohnung von Behrmann gemeldet?«, fragt Silja, ohne mit dem Trommeln aufzuhören.
    »Ja, vorhin. Rote Haare haben sie da jede Menge gefunden, ungewöhnlich viele übrigens im Duschsieb. Außerdem sind sie natürlich auf alle möglichen Fingerabdrücke gestoßen. Und ein bisschen Blut gab’s auch. Im Schlafzimmer am Bettpfosten. Aber es sind wohl eher homöopathische Dosen, und bis sie wissen, von wem das stammt – na ja, du kennst ja die Durchlaufzeiten im Labor.«
    »Allerdings. Aber dieses Warten macht mich einfach irre. Außerdem arbeitet die Zeit gegen uns. Hast du gehört, was der Anwalt von Behrmann am Telefon zu Bastian gesagt hat?«
    »Die Sache mit dem Nachspiel? Meinst du das?«
    Silja nickt.
    »Das sagen sie immer. Dafür werden diese Typen doch bezahlt.«
    »Aber so ein Politiker hat Verbindungen. Und wenn Bastian Jens-Uwe Behrmann tatsächlich ohne Grund eingebuchtet hat, dann kann es ihn die Karriere kosten.«
    »Du bist aber plötzlich sehr mitfühlend. Wo ist er eigentlich?«
    »Wer? Bastian? In der Nordseeklinik. Lässt sich die Hand untersuchen.«
    »Ah, gut. Hab ich gar nicht mitgekriegt.«
    Silja verzieht das Gesicht. »Kein Wunder. Er wollte da natürlich nicht hin. Aber der eine Finger wurde schon ein bisschen steif, und da hab ich ihn erpresst.«
    »Echt?« Grinsend sieht Sven von seinen Unterlagen auf. »Erzähl.«
    »Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Ich hab ihm gesagt, wenn er innerhalb von zwei Stunden in die Notaufnahme geht, dann geh ich innerhalb von zwei Tagen mit ihm Essen.«
    »Na, das ist dir sicher ziemlich schwergefallen.« Der spöttische Unterton in Svens Stimme ist nicht zu überhören.
    »Ich bin eben ein barmherziger Engel, wusstest du das nicht?«, kontert Silja und fügt nach einer kurzen Pause hinzu: »Und wenn ich nicht gleich irgendetwas dafür tun kann, damit wir in diesem bescheuerten Fall endlich weiterkommen, dann werde ich verrückt.« Spontan springt sie auf und läuft zur Tür. »Ich klappere jetzt alle Kneipen und Imbissbuden um den Bahnhof herum ab und frage nach, ob sich jemand an Behrmann und Hübner erinnern kann.«
    »Bleib hier. Das macht schon die kleine Brönne. So eine Jungkommissarin muss auch mal was allein tun dürfen.«
    »Hast ja recht.« Kraftlos kehrt Silja wieder zu ihrem Schreibtisch zurück, ruhelos gleitet ihr Blick über die Aktenstapel, bis er an der Plastiktüte mit dem Safeschlüssel hängenbleibt, die noch immer neben ihrem Rechner liegt.
    »Ich hab’s. Ich stöbere jetzt jeden einzelnen Filialleiter dieser Banken auf. Und wenn ich ihnen bis ins Bett nachkriechen muss. Und dann sollen sie gefälligst ihren Arsch hochkriegen und mir sagen, zu welchem Safe dieser Schlüssel gehört.«
    »Morgen früh hast du das Ganze in einer halben Stunde erledigt, jetzt kann es dich die ganze Nacht kosten«, wendet Sven ein.
    »Ist mir egal. Ich will einfach nicht mehr warten.«

Donnerstag, 23. Juni, 23.19 Uhr,
Nordseeklinik, Westerland
    »Zum Glück ist nichts gebrochen, wie gesagt, aber eine Zerrung tut oft mehr weh als alles andere.« Leutselig klopft der Notarzt dem Hauptkommissar auf die Schulter. »Wenn Sie die Hand ein paar Tage ruhig stellen, wird das schon wieder. Und die Schnitte und Risse sind nur oberflächlich, die verheilen ganz von allein. Nur der Verband sollte regelmäßig gewechselt werden.«
    Bastian Kreuzer nickt und will sich gerade für die Behandlung bedanken, als sein Handy klingelt. Er fischt den Apparat mit der linken Hand aus der Jackentasche und nimmt den Anruf an.
    »Sagen Sie mal, Kreuzer, sind Sie verrückt geworden?«, ist das Erste, was er hört.
    Bastian verdreht die Augen und verabschiedet sich mit einer stummen Geste von dem freundlichen Notarzt.
    »Guten Abend, Frau von Bispingen, ich

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