Männer unerwünscht (German Edition)
auf den Beifahrersitz fallen. Sollten sie selber sehen, was sie mit Angelo anstellten.
Holger fuhr gar nicht weit. Mitten in der Kuhstedter Walach ei schaltete er den Motor ab und stieg aus. Vielleicht muss er mal eben Pipi, dachte ich . Doch er riss die Beifahrertür auf.
„Los, rutsch rüber“, befahl er mir grinsend.
„Waaas?“ , fragte ich.
„Ans Steuer mit dir! Heute ist der Tag gekommen, an dem du Autofahren lernst.“ Das waren seine Worte. Er sollte sie bereuen.
Zögernd tat ich, wie mir geheißen. Bis zu diesem Augenblick hatte ich noch niemals am Lenkrad eines Autos gesessen. Geduldig erklärte mir Holger die Bedeutung und Handhabung eines jeden Hebels und Pedals. Vor lauter Aufregung brachte ich alles durcheinander. Er bewies eine Engelsgeduld, als er alles noch einmal von vorn erklärte. Und noch mal. Anschließend musste ich das Erklärte wiederholen. Jeden Schalter und dessen Funktion. Also – theoretisch hatte ich alles kapiert.
„Puh, das war aber eine schwere Geburt!“ Mein selbsternannter Fahrlehrer wischte sich den imag i nären Schweiß von der Stirn. „Und nun fahr los. Dreh den Zündschlüssel bis zum Anschlag. Rechten Fuß aufs Gaspedal, linken auf die Kupplung. Ersten Gang rein, Kupplung langsam kommen lassen ...“
„Ich glaube, für heute reicht’s“, meinte ich und klemmte beide Füße unter den Sitz.
„Na los, probier’s wenigstens einmal !“
Der Angstschweiß brach mir aus, als ich den Schlüssel drehte. Tatsächlich, der Motor brummte. Holger erklärte mir wie einem begriffsstutzigen Kind jeden weiteren Schritt noch einmal.
Ich ließ die Kupplung los, der Wagen machte einen Satz – und ging wieder aus. Noch mal von vorn! Das mit der Kupplung hatte langsam zu geschehen, erinnerte mich Holger.
Wagen an, Kupplung laaangsaaam ... siehe da – ich fuhr! Wahrhaftig, ich saß am Steuer eines Fli t zers und fuhr!
„Gib ein bisschen Gas“, forderte Holger.
Ich trat aufs Gaspedal. Der Wagen machte einen Satz, ging diesmal aber nicht aus, sondern wurde ziemlich schnell. Hui, hui ...
„Gas weg und die Kupplung treten. Ich schalte in den zweiten Gang.“ Blöde Erfindung, diese Gänge. Nach kurzem Sortieren fand ich meinen linken Fuß und latschte auf das Kupplungspedal. Holger legte den Gang gerade rechtzeitig ein, bevor ich das Pedal wieder losließ. Wieder hopste der Wagen lustig. Und wurde schneller.
„Du musst die Kupplung langsam kommen lassen“, wiederholte Holger lieb.
„Ja, ist klar“, antwortete ich abwesend. Oh, what a feeling! Dorissack im Rausch der Geschwindi g keit. Das war vielleicht klasse! Schon morgen würde ich eine Fahrschule aufsuchen und mich für den Fü h rerschein anmelden. Koste es, was es wolle! Gute Fahrschulen akzeptierten gewiss Ratenzahlungen.
„Achtung, Kurve!“ , rief Holger. Ich lenkte etwas zu impulsiv, doch er dirigierte das Steuer schnell wieder in die rich tige Position. Weiter ging‘ s. Den Zinnober mit der Kupplung noch mal. Holger traute mir sogar den dritten Gang zu! Siebzig Sachen hatten wir drauf, regis trierte ich mit einem Blick auf s Tacho. Die Steinchen auf dem Kuhstedter Schotterweg flogen nur so zur Seite, die Weiden und Ackerflächen rasten wie ein Film an mir vorbei.
„ Werd mal etwas langsamer“, bremste Holger meinen Enthusiasmus. „Da hinten ist der Weg zu E n de. Da musst du entweder scharf rechts oder links abbiegen. Geradeaus geht‘ s in den Graben.“
Schweren Herzens nahm ich den Fuß vom Gaspedal. Und nu?
„Bremsen! Aber vorsichtig, sonst kommen wir ins Schlittern! Und die Kupplung treten. Ich schalte runter.“
Die angekündigte Kreuzung kam rasch näher. Viel zu rasch.
Ich verwechselte Kupplung und Bremse und trat vorsichtig auf die Kupplung. Der Wagen wurde aber nicht wesentlich langsamer. Die Kreuzung ...
„Bremmmmsen!“ , rief Holger. „Rechter Fuß!
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