Männer unerwünscht (German Edition)
leider nur eine Dreiviertelstunde. Viel zu schnell gelangten wir an ein hölzernes Tor, auf dem g e schrieben stand: Campingclub Adam und Eva – Friedheimer See.
Wir durften vollständig bekleidet bis zu Elsbeths und Didis Mini-Grundstück durchfahren. Ich hatte schon befürchtet, dass wir uns vor den Augen des Pförtners entkleiden müssten und er die Klamotten bis zu unserer Abreise als Pfand an sich nehmen würde.
Eine Horde splitternackter Menschen empfing uns. Sie freuten sich offensichtlich sehr über unser Auftauchen.
„Endlich mal neue Gesichter hier!“ , riefen sie.
Nachdem wir uns gegenseitig vorgestellt und alberne Belanglosigkeiten zur Wetterlage ausgetauscht hatten, blickte uns die Menge erwartungsvoll an.
„Wie wär's, wenn ihr euch jetzt der störenden Kleidung entledigt?“ , schlug Elsbeth gutgelaunt vor.
„Klar doch“, erwiderte Uschi stellvertretend für uns alle und knöpfte ihre Bluse auf. Die anderen Schwestern schlossen sich umgehend an, ließen ebenfalls ihre Hüllen fallen und fanden überhaupt nichts dabei. Unschlüssig stand ich daneben. Alle Augen waren auf mich gerichtet. Ungeduldig sc harrte man mit den bloßen Füßen.
„Aaauuusziiiehnnnn!“ , schrie die Menge plötzlich im Chor. Mir fiel eine unförmige Frau mit wuchtiger Oberweite auf, die ihr Geschrei noch mit aufmunterndem In-die-Hände-Klatschen unterstrich. Sämtliches Fettgewebe geriet dabei in Wallungen. Die Campingkollegen folgten ihrem Beispiel, und schließlich klatsc h ten und hopsten alle im Takt zu ihrem Gebrüll. Schien so eine Art Ritual zu sein. Mannomann, war das ä t zend!
Erschrocken bemerkte ich, dass meine Schwestern sich bereits nahtlos in die Menschentraube ei n gefügt hatten. Ich stand immer noch vollständig bekleidet da und rang mit mir.
„Das ist hier nun mal so Sitte. Nackt unter seinesgleichen zu sein, ist eine phantastische Erfahrung. Hier zieht sich jeder aus, der Aufsichtsratsvorsitzende genauso wie die Bürogehilfin“, klärte mich Elsbeth beflissen auf. „Außer, wenn es das Wetter ganz und gar nicht zulässt.“
Ich betete für einen sofortigen Wetterumschwung.
„Na, wird’s bald?“ , rief ein faltiger Siebzigjähriger ungeduldig.
„Sie ziert sich ein wenig“, schnarrte eine dürre Endfünfzigerin.
„Da müssen wir wohl nachhelfen“, meinte ein grobschlächtiger Hohlkopf glucksend. Sofort traten ein paar Kumpels vor, um ihn zu unterstützen. Der Rest der Truppe lachte schallend, während sich die Typen tatendurstig die Hände rieben. Nee, bloß das nicht!
Mit vor Scham hochrotem Gesicht zog ich mir die Jeans runter. So lange es ging, behielt ich mein T-Shirt an, doch letztendlich musste auch das dran glauben. Ich stand nackt da. Komisches Gefühl. Ich wusste nicht, wohin mit meinen Händen. Und überhaupt.
„Na also, geht doch“, stellte ein krummbeiniges Männlein befriedigt fest.
Mit dem Ablegen des letzten Kleidungsstückes verloren die Camper schlagartig ihr Interesse an mir. Ich war zwar jetzt nackt, aber froh, nun wenigstens nicht mehr sämtliche Aufmerksamkeit auf mich zu le n ken. Hier fiel nur auf, wer angezogen war.
Es war ein warmer Abend, und wir sprangen in den See, nachdem wir die Zelte aufgestellt hatten. Nackt schwimmen, das hat was! Allerdings sieht einen da ja auch keiner. Das Wasser war kristallblau und herrlich kühl. Wir paddelten und planschten wie Kinder und ließen uns anschließend am Strand in den we i chen Sand fallen.
Später saßen wir rund um einen überdimensionalen Gemeinschaftsgrill, auf dem Würste und N a ckensteaks brutzelten. Dazu gab's Salate, Wein und Bier. Auf die unkomplizierte Art meiner Mitcamper ei n gehend, war ich bald sowohl mit dem walrossbärtigen Bauunternehmer Edmund Tölpel als auch mit der gepflegten Kosmetikerin Ingeborg per Du.
Gegen Mitternacht sprangen wir noch einmal in die Fluten. Meine Haut prickelte vom kalten Wasser, als wir durch die sternenklare Nacht zu unseren Zelten rannten. War ich froh über meinen Jogginganzug! Ich hätte mir sonst wirklich einen abgefroren.
Bärbel und Steff teilten sich mit mir das Zelt. Steff war genauso müde wie ich, Bärbel hingegen total aufgekratzt. Sie hatte einen unglaublichen Mitteilungsdrang, und s o erfuhren wir, dass Karl sich nun doch gegen das Wochenend-Seminar „Holz schnitzen für Anfänger“ und für seine Mama entschieden hatte. Kar l chen wollte bekocht und umsorgt werden, und Vicki musste ihren Mutterpflichten nachkommen. Ans Haus gefesselt hatte sie
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