Männer unerwünscht (German Edition)
erwachte. Die Sonne schien hell durch das Zeltdach, und als ich mich umsah bemerkte ich, dass Steff und Bärbel bereits aufgestanden waren. Ich entledigte mich meines verschwitzten Anzuges und damit des grässlichen Traumes , und krabbelte aus dem Zelt.
Die anderen saßen nackt am Frühstückstisch. Ich gesellte mich dazu und biss genussvoll in ein dick beschmiertes Brötchen. In diesem Moment befuhr ein schnieker, sündhaft teu r er Metallicpfeil das Grun d stück nebenan. Das Schmuckstück musste mangels Platz direkt neben Uschis Rostlaube geparkt werden, was den Besitzer des Pfeils zu ärgern schien. Er warf unserer Ente giftige Blicke zu, als er sein gutes Stück mit einer Plastik-Halbgarage ab d eckte. Die Mega-Breitreifen schirmte er mit eigens dafür zugeschnittenen Teppichresten gegen die alles zersetzende Sonne ab.
Dem Pfeil entstiegen waren außer dem Fahrer noch eine ältliche Frau und ein junger, flotter Mann. Der Fahrer war sonnengebräunt, von kräftiger Statur und hatte sich mit einer auffälligen Armbanduhr, einem goldenen Panzerarmband und einer passenden Halskette geschmückt. An seinen Fingern trug er edle Si e gelringe. Sein Alter schätzte ich auf Mitte vierzig.
Die Frau war gute zwanzig Jahre älter. Ich vermutete, dass es sich bei ihr um die Mutter des Fahrers handelte. Ihre Haut war sehr faltig und dunkel gebräunt, ihr Gesicht eingefallen und ihr Körper extrem abg e magert. Sie hatte deutlich mehr Schmuck als ihr Sohn angelegt. Die ganze dürre Gestalt blinkte und glänzte vor lauter Klunkern. Ihre Haare waren pflaumenfarben getönt. Weil auch sie das Pförtnerhäuschen hatten bekleidet passieren dürfen, trug die Frau noch ihr zeitloses Ensemble im Madeleine-Stil.
„Herbert, sieh dir bloß mal den Raaaasen an!“ , quietschte sie mit hoher Stimme. „Der sieht ja furch t bar aus! So was Verwahrlostes aber auch! Du hattest doch jemanden engagiert, der sich um die Grun d stück pflege kümmern sollte, oder?“
„Heutzutage ist auf niemanden mehr Verlass“, stellte Herbert nüchtern fest. „Am allerwenigsten auf das Personal.“ Er lächelte seinem Begleiter entschuldigend zu.
Diesen schätzte ich auf ungefähr dreißig. Er war echt ein Flotter! Zu seinen hellblauen Jeans trug er ein weißes T-Shirt und außer einer sportlichen Armbanduhr keinen Schmuck. Er war groß, muskulös und hatte mittelbraune, kurzgeschnittene Haare. Vielleicht war sein Mund eine Spur zu breit , auf alle Fälle hatte er ein herzliches Lächeln. Dabei entblößte er eine Reihe blitzweißer, gerader Zähne. Und niedliche Grü b chen hatte er auch.
Interessiert und mit vollen Backen verfolgte ich das weitere Geschehen auf dem Grundstück nebe n an. Auch die drei Neuankömmlinge wurden von einer nackten Menschenschar empfangen. Allerdings ve r sammelten sich nicht ganz so viele Camper wie gestern Abend, das lag wohl an der ungünstigen Frü h stückszeit.
„Ach, da sind ja Beatrix und Herbert“, meinte Elsbeth, die gerade aus dem Vorzelt des Wohnwagens trat. Sie trug eine Isolierkanne vor sich her. „Was haben sie denn da für einen jungen Mann mitgebracht? Den habe ich hier noch nie gesehen.“
Der „junge Mann“ sah ziemlich verwirrt aus. Sein Blick wanderte von einer nackten Gestalt zur nächsten und blieb fassungslos an Herbert hängen. Der zog sich gerade Hose und Unterhose aus, die Schuhe samt Socken lagen im Gras. Beatrix knöpfte sich die seidene Bluse auf, und stand bald darauf faltig und runzelig-braun neben ihrem ebenfalls nackten Sohnemann.
Nun war nur noch einer vollständig bekleidet.
„Was soll das denn werden?“ , fragte er.
„Wir sind auf einem FKK-Campingplatz“, trällerte Beatrix.
„Hast du das noch nicht gemerkt?“ , fragte ihn Herbert dümmlich.
„Warum habt ihr mir das nicht vorher gesagt?“ , zischte der Bekleidete. Seine Augen sprühten zorn i g e Funken.
„Dann wärst du bestimmt nicht mitgekommen.“ Beatrix gacker te.
Gespannt knabberte ich an meinem Brötchen und ließ den Bekleideten nicht aus den Augen. Die nackte Horde wurde ungeduldig und begann wie bei mir gestern mit dem grässlichen Geklatsche und „A a auuusssziiiehhhnn!“-Gebrüll. Der Jeanshosen-Mann platzte bald vor Zorn. Ich glaube, ihm lagen eine Menge böser Worte auf der Zunge. Er konnte sich noch immer nicht zum Ablegen seiner Kleidung durchringen.
„Das ist hier so Sitte...“ Elsbeth versuchte das Geschrei von unserem Frühstückstisch aus zu übe r tönen, doch sie brach ungehört ab und
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