Männerküsse: homoerotische Geschichten (German Edition)
sie nicht festhalten.
Er stellte sich mir als Sean McKenzie vor und erzählte, dass er früher hier gewohnt und dieses Haus niemals vergessen habe. Wir kamen ins Plaudern und ich folgte begierig all seinen Ausführungen. Seine Aussprache hatte einen ganz eigenen, vornehmen Klang und seine Worte wirkten teilweise antiquiert. Seine Kleidung dagegen war schlicht und modern; einfache Jeans mit einem Hemd und einer Daunenweste. Die Sachen sahen meinen eigenen ungewöhnlich ähnlich. Ich vermutete, er würde in der Nähe an der Universität studieren, denn er mochte höchstens Mitte zwanzig sein.
Als er hinter mir meine kläglichen Versuche bemerkte, die Rosenbüsche wieder aufzupäppeln, ging er voraus in den Garten. Er suchte aus dem Schuppen entsprechende Utensilien heraus und machte sich daran, die Büsche zu stutzen und zusammenzubinden sowie die Erde aufzulockern und zu düngen. Erfreut sah ich zu, wie er freimütig hantierte und mich für einen Moment zu vergessen schien. Er ging in seiner Tätigkeit auf und ich wusste, dass hier draußen auch einer seiner Lieblingsplätze gewesen war.
Ich nutzte die Gelegenheit, ein wenig Gesellschaft zu bekommen, und lud ihn zum Tee ein. Als wir auf der Terrasse saßen, löcherte ich ihn mit Fragen über das Haus. Sean übte eine Faszination auf mich aus, für die ich nicht gewappnet war. Das Lächeln, das sich bis in seine Augen stahl, die Blicke, die mich betrachteten, als würde er mich kennen, die kleinen Berührungen der Hände, die mich an etwas erinnerten, das ich nicht benennen konnte.
Ich hatte noch nie viel von Ausreden oder Beschönigungen gehalten, also fragte ich ihn ganz direkt, ob er einen Job gebrauchen könnte. Das Haus war zwar wunderschön, aber mühevoll in der Unterhaltung, zu zweit würde vieles leichter von der Hand gehen.
Sean sagte zu. Fortan sahen wir uns jeden Tag. Er war morgens bereits in der Küche, wenn ich nach unten kam. Es roch stets nach köstlichem Kaffe und frischem Brot. Wir verschönerten den Garten, pflanzten neben den Rosen Obstbäume an. Wir verliehen der Hausfassade einen neuen Anstrich und entrümpelten das Dachgeschoss. Sean war stets bis in den späten Abend bei mir. Er brachte mir heiße Schokolade an den Schreibtisch und konnte anhand meiner Launen abschätzen, was ich zum Abendessen wollte. Ich bezahlte ihn für seine ausgezeichnete Arbeit sehr großzügig. Jedoch schien es so, als wenn Sean es nicht als Arbeit auffassen und nicht mal das Geld benötigen würde. Nie bekam ich mit, wie er nach Hause fuhr. Niemals hörte ich ein Auto oder ein Fahrrad die Einfahrt herauffahren. Er schien einfach zu verschwinden und am nächsten Morgen wieder aufzutauchen. Ich war zu sehr von ihm eingenommen, um es sonderbar zu finden.
Der Traum, den ich vor ein paar Wochen hatte, wiederholte sich. Nacht für Nacht. Meine Fantasie zeigte mir Sean und mich in den erotischsten Posen. Ich wusste, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Und da Schüchternheit nicht eine meiner hervorstechendsten Charaktereigenschaften war, wagte ich den ersten Schritt.
Ich saß in der Bibliothek und recherchierte für einen neuen Roman. Sean hatte uns Limonade aus frisch gepressten Orangen zubereitet und brachte zwei Gläser. Wir genossen die Erfrischung und schauten durch das Panoramafenster in den angrenzenden Wald. Dann nahm ich ihm unvermittelt sein Glas ab und stellte beide zur Seite. Ich legte ihm den Arm um die Taille und drängte ihn an eins der hohen Regale. »Was ist? Küsst du mich jetzt endlich?«
Seine Antwort fiel deutlich aus. Er krallte sich mit den Fingern in meine Haare am Hinterkopf und zog mich ungestüm zu sich heran. Der erste Kuss turnte mich enorm an und ich wurde augenblicklich hart. Seine Zunge war begierig und drang forschend in meinen Mund ein. Etwas unbeholfen vielleicht, aber nicht weniger sexy. Ich schmeckte den Fruchtsaft an seinen Lippen und massierte unsere Zungen aneinander, bis er nach Luft schnappen musste. Ich konnte meine Liebhaber schon immer atemlos küssen. Heiß hauchte er mir ins Gesicht. Auch ich lächelte ihn schnaufend an und stupste mit meiner Nase gegen seine. Wir schlangen die Arme umeinander. Ich spürte, wie das Regal nachgab und hörte ein Buch neben mir zu Boden fallen.
Grinsend und uns aneinander festklammernd stolperten wir zu dem alten Sessel hinüber und ließen uns hineinfallen. Unser Stöhnen wurde fortan vom Knirschen des Leders begleitet. Ich schob meine Hände unter Seans Pullover und zog ihm das T-Shirt
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