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Märchen aus China - Vollständige Ausgabe mit Anmerkungen in der Übersetzung von Richard Wilhelm

Märchen aus China - Vollständige Ausgabe mit Anmerkungen in der Übersetzung von Richard Wilhelm

Titel: Märchen aus China - Vollständige Ausgabe mit Anmerkungen in der Übersetzung von Richard Wilhelm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wilhelm
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er seinen siegreichen Feldherrn Dschong Tschong-Fu aus, an die Stelle des Mong Yüan zu treten. Am Abend zündete er Weihrauch an, spendete Wein und übergab die Seele dieses Feldherrn der Prinzessin.
    Am sechsundzwanzigsten des Monats kam aus dem Lager des Feldherrn die Nachricht, dass er am dreizehnten um Mitternacht plötzlich verschieden sei. Dschou Bau erschrak und sandte einen Mann, nach ihm zu sehen. Der berichtete, dass die Herzgrube des Verstorbenen noch nicht kalt sei. Auch sei der Leichnam trotz des heißen Sommerwetters von allen Spuren der Verwesung frei. So gab er den Befehl, ihn nicht zu bestatten.
    Eines Nachts erhob sich nun ein eisiger Geisterwind, der Sand und Steine aufwirbelte, Bäume zerbrach und Häuser einwarf. Das Korn des Feldes wurde alles umgeweht. Den ganzen Tag hörte es nicht auf. Schließlich ertönte krachend ein Donnerschlag, der Himmel wurde wieder klar, die Wolken zerstreuten sich. Um diese Stunde begann der tote Feldherr röchelnd auf dem Bett zu atmen, und als die Seinen nach ihm schauten, da war er zum Leben zurückgekehrt.
    Sie fragten ihn nun aus, und er erzählte: »Erst sah ich einen Mann in purpurnem Gewand auf schwarzem Pferd, der mit großem Gefolge herbei kam. Vor der Tür stieg er ab. Er hielt in der Hand eine Ernennungsurkunde und gab sie mir, indem er sprach: ,Unsere Prinzessin bittet Euch ehrerbietig, ihr Feldherr zu werden. Ich hoffe, Ihr lehnt nicht ab.‹ Dann tat er Geschenke hervor und häufte sie vor der Treppe auf. Jaspis, Brokat und seidene Kleider, Sättel, Pferde, Helme und Panzer türmte er im Hofe auf. Ich wollte ablehnen; aber er ließ es nicht zu und drängte mich, mit ihm einen Wagen zu besteigen. Wir fuhren hundert Meilen weit, da kam ein Zug von dreihundert gepanzerten Reitern mich einzuholen. Sie führten mich nach einer großen Stadt. Vor der Stadt war ein Zelt errichtet, in dem eine Musikbande spielte. Ein hoher Beamter kredenzte mir Wein zum Willkomm. Als ich die Stadt betrat, da standen die Zuschauenden wie Mauern gedrängt. Diener liefen ab und zu und überbrachten Befehle. Es ging wohl durch ein Dutzend Tore, bis wir an ein Schloss kamen. Dort ward ich gebeten, abzusteigen und die Kleider zu wechseln, um vor die Prinzessin zu treten. Die Prinzessin wollte mich als ihren Gast empfangen. Ich hielt die Ehre für zu hoch und begrüßte sie unten an den Stufen. Sie aber lud mich ein, bei ihr im Saale Platz zu nehmen. Aufrecht saß sie da von unvergleichlicher Schönheit, umgeben von geschminkten Dienerinnen in reichem Schmuck. Sie schlugen die Saiten und bliesen auf Flöten. Eine Schar von Dienern stand umher mit goldenen Gürteln und purpurnen Quasten, der Befehle gewärtig. Unzählbare Scharen standen vor dem Palast. Fünf, sechs Besucherinnen saßen im Kreise um die Prinzessin, und ein Feldherr führte mich auf meinen Platz. Die Prinzessin sprach zu mir: ,Ich habe Euch hergebeten, um Euch die Führung meines Heeres zu übergeben. Wenn Ihr die Kraft meines Feindes brecht, will ich Euch reichlich belohnen.‹ Ich sagte Gehorsam zu. Da wurde Wein herbeigeschafft und unter den Klängen der Musik das Mahl aufgetragen. Unter dem Essen kam ein Bote: ,Der Räuber Tschauna ist mit Zehntausenden zu Fuß und zu Pferd in unserem Lande eingebrochen und naht sich auf verschiedenen Straßen unserer Stadt. Rauch und Feuersäulen zeichnen seinen Weg.‹ Die Gäste alle entfärbten sich vor Schreck, als sie die Nachricht hörten. Und die Prinzessin sprach: ,Das ist der Feind, um dessentwillen ich Euch gebeten. Rettet mich aus meiner Not!‹ Dann gab sie mir zwei Schlachtrosse, einen goldenen Panzer und die Abzeichen des Feldherrn und verneigte sich vor mir. Dankend ging ich von ihr, berief die Führer, ließ das Heer antreten und zog vor die Stadt. An einigen entscheidenden Punkten legte ich Truppen in den Hinterhalt. Schon nahte sich der Feind mit großer Macht, unbesorgt und leichten Sinns, berauscht von seinen früheren Siegen. Ich schickte erst die untüchtigsten meiner Soldaten voran, die sich schlagen ließen, um ihn heranzulocken. Leichtbewaffnete traten ihm dann entgegen und zogen sich plänkelnd vor ihm zurück. So fiel er in den Hinterhalt. Pauken und Trommeln ertönten zugleich. Von allen Seiten schloss sich der Kreis, und das Heer der Räuber erlitt eine große Niederlage. Wie Hanfstängel lagen die Toten umher; doch gelang es dem kleinen Tschauna, durchzubrechen. Ich schickte leichte Reiterei ihm nach, die ihn vor dem feindlichen Feldherrnzelt

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