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Märchensommer (German Edition)

Märchensommer (German Edition)

Titel: Märchensommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Katmore
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draußen verschwamm vor dem Fenster. Wenn ich auch nur einen Finger hätte bewegen können, hätte ich mich wohl in diesem Moment bekreuzigt. So blieb mir nichts anderes übrig, als den Herrgott um ein schmerzloses Ende anzuflehen.
    Eine Feder streifte plötzlich über meinen Handrücken. Nein, keine Feder. Doch Julians Finger waren so sanft wie ein Flüstern auf meiner Haut. Ich wagte einen Blick nach rechts und stolperte in tiefblaue Augen.
    Vorsichtig löste er meinen Todesgriff von der Armstütze und schlang seine Finger durch meine. „Es ist alles okay.“
    Sein sanfter Ton verleitete mich dazu, ihm sogar zu glauben. Seine Berührung erfüllte mich mit Vertrauen und Trost und ließ keinen Zweifel offen, dass ich in Sicherheit war, solange er mich nur festhielt. Er drückte meine Hand. Ein sanftes Lächeln schlich sich in sein Gesicht, bei dem sich ein Mundwinkel etwas höher zog als der andere.
    Und da war er plötzlich. Mein fröhlicher Gedanke.
    Im nächsten Moment hob das Flugzeug vom Boden ab, und es fühlte sich an, als würde ich kurzzeitig taub werden. Wir schossen mit einer Leichtigkeit in die Höhe, die ich nie für möglich gehalten hätte. Ich atmete tief ein und aus, schluckte ein paar Mal und bekam schließlich auch meine Ohren wieder frei. Julian hielt meine Hand die ganze Zeit fest. Mir würde nichts passieren.
    Als ich meine Augen endlich von seinem Lächeln losreißen konnte, wagte ich einen kurzen Blick aus dem Fenster. London von oben zu sehen war schon etwas ganz Besonderes. Und wunderschön. Aber als die Stadt unter uns kleiner und kleiner wurde, kam auch die Gewissheit, dass mein bisheriges Leben, so wie ich es kannte, nun endgültig vorbei war. Ich wurde aus meiner Heimat gerissen und zur Sklaverei aufs Festland exportiert. Für unendlich lange sechs Wochen.
    Langsam löste ich meine verkrampften Finger von Julians Hand und zog sie zurück. Das war nun schon das zweite Mal, dass er mich auf diese seltsame Weise berührt hatte. Und genau wie beim ersten Mal, war mir ganz komisch warm dabei geworden. Unwahrscheinlich, dass er mitbekommen hatte, wie ich auf ihn reagierte. Umso besser. Ich würde vor Scham vergehen, wenn er es wüsste.
    Um seinem Blick auszuweichen, widmete ich meine übertriebene Aufmerksamkeit meinen schwitzenden Händen, die ich gerade an meiner Jeans abwischte.
    „Ich nehme an, du fühlst dich besser“, sagte Julian leise und vielleicht sogar ein wenig enttäuscht, lehnte sich vor und zog ein Buch aus seinem Rucksack, den er unter dem Vordersitz verstaut hatte. Er steckte seine Nase in die Seiten. In diesem Moment versuchte ich überall hinzusehen, nur nicht zu ihm, wobei ich mich verlegen räusperte, anstatt zu antworten.
    Neben mir stand ein Mann auf und holte ein weißes Kissen aus dem Gepäckfach. Er setzte sich wieder hin, stopfte das kleine Kissen hinter seinen Kopf und machte die Augen zu. Ich versuchte das auch … die Augen zuzumachen und den Flug zu verschlafen. Doch das war eine saublöde Idee, denn sobald ich sie geschlossen hatte, konnte ich mich plötzlich nur noch auf das wohlig warme Gefühl in mir konzentrieren. Mein Herz fühlte sich an, als hätte es jemand unter eine heiße Trockenhaube gesetzt. Whoa, war das komisch. Da sah ich mich doch lieber wieder im Flugzeug um, nur halt nicht auf meiner rechten Seite.
    Ich zog die Beine an, schlang meine Arme drum rum und stellte meine Füße auf den Sitz. Gleich fühlte ich mich ein wenig sicherer … vor dem seltsamen Effekt, den Julian ohne es zu wissen auf mich hatte.
    Wie der Kapitän es vorhergesagt hatte, ging der Wechsel von Fliegen über Land zu Fliegen über Wasser nicht ohne holprige Turbulenzen einher. Wir wurden ordentlich durchgerüttelt und das verdammte Flugzeug drohte jede Sekunde auseinanderzubrechen. Panik packte mich erneut am Genick, doch dieses Mal gab ich Acht darauf, dass meine zitternden Hände in meinem Schoß und außer Julians Reichweite lagen. Julian tat zwar immer noch so, als wäre er in sein Buch vertieft, doch ich bemerkte, wie er alle paar Sekunden besorgt zu mir rüber schielte. Solange das Beuteln und Schütteln andauerte, verdoppelte ich meine Anstrengungen, mich zu beherrschen und zumindest halbwegs ruhig zu wirken; von meinem Hyperventilieren mal abgesehen.
    „Mir geht’s bestens“, brummte ich. „Kein Grund schon wieder meine Hand zu halten.“
    Julian machte kurz die Augen zu, presste die Lippen aufeinander und ein kleines Grübchen erschien auf seiner Wange. „Wie

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