Mafia Princess
wert!«
Doch er wusste, er konnte nicht rund um die Uhr geschützt werden, und irgendein Junkie mit Revolver könnte ihn jederzeit killen. Und würde das auch tun, unter Umständen für noch viel weniger Geld. Und dann waren da noch die jüngeren Gangster, die versuchen würden, ihn zu erwischen, teils aus Prestigegründen – um sich einen Namen zu machen, ihre cojones unter Beweis zu stellen –, teils des Geldes wegen. Sein Leben war in Gefahr.
Und Mafoda ging Dad immer mehr auf den Geist. Er versuchte zu verhandeln, wurde immer frecher. Er meinte, er würde den Auftragskiller zurückpfeifen, wenn die Di Giovines ihm einen gehörigen Batzen von den Einkünften der Piazza Prealpi gäben. Außerdem wollte er die Majoritätskontrolle über alle Drogenhandelsaktivitäten.
»Bring den Mistkerl um«, meinte Großmutter, als sie und Dad sich über die Bedrohung unterhielten, die von dem slawischen Gangster ausging. Großmutter hatte keinerlei Bedenken in dieser Angelegenheit. Sie wollte das Familienunternehmen schützen – aber auch ihren Sohn.
Allerdings wollte sie nichts übereilen. Wie ein gerissener Geheimagent wog sie ab und überlegte, wie man das Problem lösen und gleichzeitig in Zukunft mehr Profit erzielen könnte. Natürlich mussten Vorkehrungen getroffen werden, um Mafoda kaltzustellen, ihn unschädlich zu machen oder ganz auszuschalten. Auf Dad lastete großer Druck, sowohl die Polizei als auch die Slawen machten ihm Probleme. Mafoda spielte verschiedene Gruppen gegeneinander aus. Er sorgte für böses Blut zwischen Dad und einer großen Gangsterfamilie aus Apulien, dem Stiefelabsatz Italiens. Diese Gang handelte mit riesigen Mengen Drogen, und Mafoda hinterbrachte ihnen die eine Information, Dad eine ganz andere. Die Anführer der beiden Gangs begriffen, wie gefährlich der Slawe war; nicht nur für sie, sondern für ihre weltweiten Operationen. Mafoda war ein Wahnsinniger, zu allem fähig und verrückt genug, um an seine Unverwundbarkeit zu glauben.
Großmutter dagegen hielt er nicht für gefährlich. Großmutter? Diese Matriarchin, die wie eine alternde Hausfrau aussah? Was für eine Gefahr konnte schon von ihr ausgehen? Die wollte doch keinen Ärger, oder?
Großmutter ließ Mafoda eine Information dieser Art zukommen. Die Familie wolle kein Blutvergießen, es gebe genügend Geschäftsmöglichkeiten für alle, und Mafoda solle sich als Freund auf Lebenszeit der Familie Di Giovine betrachten. Seine Freunde seien die Freunde der Familie Di Giovine, seine Feinde ihre Feinde. Es sei der Beginn einer wunderbaren Partnerschaft.
Das war reinste malavita -Sprache, doch Mafoda begriff das nicht, er war blind vor Arroganz. Sein Vorgehen sah er als Triumph, als gutes Ergebnis. Er hatte, was er wollte, und das ohne Angst vor Repressalien seitens der Familie und der Polizei, wenn er Dad umbrachte. Er sollte feiern. Er würde feiern. Wie wäre es denn mit der Bar am Ende der Piazza, dem Hauptquartier des Imperiums, bei dessen Leitung er nun mitsprechen würde? Berauscht von seiner Selbstherrlichkeit und einer Flasche Rotwein zur Feier des Tages spazierte Mafoda zur Piazza Prealpi.
Großmutter wollte Dad aus dem Weg haben, ehe etwas Endgültiges passierte, wollte, dass er nach Amerika ging und die »Di Giovine Connection« in New York weiter ausbaute, wo die Familie viele Freunde hatte. Dad wollte aus ganz anderen Gründen nach New York. Das Geschäft war die eine Sache, die andere war Fanny, eine statuenhafte Frau. Sie war halb Marokkanerin, halb Italienerin und bot ihm eine exotische Abendunterhaltung. Seine Affäre mit Effie, Miss Paraguay, hatte er beendet, doch sie lief ihm ständig hinterher und ließ ihn auf ihre damenhafte Art wissen, dass er ihr das Herz gebrochen habe und sie beide für immer zusammen sein müssten.
Mit Fanny machte es in vielerlei Hinsicht bedeutend mehr Spaß. Sie sah nicht nur hinreißend aus, sondern hatte den zusätzlichen Vorzug, dass sie Geld lieber mochte als Fragen. Sie war die ideale Frau für Dad. Sie war nach New York gegangen und wohnte in Manhattan. Dad vermisste sie.
Großmutter verzweifelte allmählich an seinem Liebesleben und glaubte immer noch, er stehe im Bann von Miss Paraguay. Auch deshalb hatte sie einige Wochen zuvor den Plan gefasst, ihn nach Amerika zu schicken. Seit ich denken kann, hat meine Familie es immer geschafft, falsche Papiere für alle möglichen Zwecke zu bekommen. Jeder hatte seinen Preis. Es gab niemanden mit Einfluss, ob Beamter oder
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