Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element
runder Gegenstand, der ganz entfernt an eine Offizierskappe erinnerte.
»Hier spricht Captain Squeel«, sagte der Fremde mit sehr hoher Stimme. »Bitte, teilen Sie mir Ihren Bestimmungsort mit!«
Captain Ramm machte einen sehr, sehr schlimmen Augenblick durch. Trotzdem paßte er sich der Situation mit bewundernswürdiger Schnelligkeit an. »Hier spricht Captain Ramm«, antwortete er. »Bitte, teilen Sie mir Ihren Bestimmungsort mit!«
»Sol Drei«, sagte Captain Squeel.
»Alpha Centauri Drei«, sagte Captain Ramm.
Einen Moment starrten die beiden Offiziere einander entsetzt an. »Aber Sie können nicht nach Sol Drei – dort ist kein Platz für Sie!« stieß Captain Ramm schließlich hervor.
»Aber Sie können nicht nach Alpha Centauri Drei – dort ist kein Platz für Sie!« rief Captain Squeel.
»Ich verlange den Grund Ihrer Reise zu erfahren!« konterte Captain Ramm.
»Ich verlange den Grund der Ihren zu erfahren!« quäkte Captain Squeel.
»Der Grund beider«, mischte sich Wells ein, »ist es, den ansteigenden Bevölkerungsdruck durch die Gründung neuer Kolonien zu erleichtern. Verstehen Sie denn nicht, Captain Ramm? Die sitzen im gleichen Boot wie wir!«
»Unmöglich! Zwei verschiedene Rassen auf zwei verschiedenen Planeten können doch unmöglich gleichzeitig die gleichen Bevölkerungskrisen durchmachen!«
»Das taten sie auch nicht«, sagte Wells. »Unser Schiff, das die überzählige Bevölkerung hinausträgt, hat die Hälfte seiner Reise schon hinter sich, während die ihre diesen Punkt noch nicht erreicht hat. Da unsere Geschwindigkeit der ihren fast gleich ist, bedeutet das, daß wir die Erde fast ein halbes Jahrhundert früher verlassen haben als sie Alpha Centauri Drei.«
Captain Squeels Bild verblaßte, als die Schiffe sich allmählich wieder voneinander entfernten. »Dann machen wir ja nichts anderes, als die Plätze zu tauschen«, sagte er in einer Art verzweifeltem Quäken.
Captain Ramms Gesicht wirkte wie der Niedergang und Zerfall des Römischen Reiches. »Ich fürchte, darauf läuft es hinaus«, stimmte er zu. Dann erinnerte er sich an seine würdige Stellung und sagte: » Bon voyage , Captain Squeel.«
» Bon voyage , Captain Ramm.«
Der Bildschirm wurde schwarz.
Schweigen breitete sich im Kommandoraum aus. Wells unterbrach es schließlich. »Ich kenne ein uraltes Kinderlied über eine alte Frau, die in einem Schuh lebte und so viele Kinder hatte, daß sie nicht mehr wußte, was sie tun sollte«, begann er. »Meines Wissens versuchte sie nie, das Problem zu lösen. Andernfalls wäre sie wahrscheinlich von der Annahme ausgegangen, daß irgendwo anders noch ein Schuh existierte, und sie hätte ihre überzähligen Kinder losgeschickt, um danach zu suchen. Glücklicherweise versuchte sie das gar nicht, denn wenn ihre überzähligen Kinder tatsächlich einen anderen Schuh gefunden hätten, dann hätten sie feststellen müssen, daß dieser von einer anderen alten Frau bewohnt war, die auch so viele Kinder hatte, daß sie nicht mehr wußte, was sie tun sollte. Eine alte Frau, die im Hinblick auf die Nachkommenschaft verantwortungslos gehandelt hat, kann von einer anderen alten Frau, die sich der gleichen Unzulänglichkeit schuldig gemacht hat, nicht erwarten, dafür zu büßen – und umgekehrt.«
»Aber wir können nicht mehr zurück«, sagte Niles.
»Natürlich nicht – und es besteht auch gar kein Grund dazu. Die Bevölkerung von Alpha Centauri Drei wird uns willkommen heißen, und zwar einfach deshalb, weil sie glauben wird, daß die Bewohner von Sol Drei ihre eigenen überzähligen Kinder auch gut aufnehmen. Aber beide Zivilisationen müssen erwachsen werden und ihrem Alter gemäß handeln.«
Das Gesicht des Kapitäns drückte Nachdenklichkeit und auch Trauer aus. »Dieser Fremde erinnerte mich an eine Ratte«, sagte er.
Wells lächelte. Für ihn war dies ein Augenblick höchsten Triumphs, und er genoß ihn sichtlich. »Für ihn sahen Sie vielleicht wie ein Meerschweinchen aus«, antwortete er.
Der Eindringling
Theodore L. Thomas
Max zog die letzte Leine straff und trat einen Schritt zurück, um seine Arbeit zu betrachten. Die Raketendüsen waren fest zugeklappt; das Schiff war geschützt vor dem peitschenden Regen und Wind. Eigentlich müßte es für die zehn Tage seiner Angeltour in Sicherheit sein. Er schleppte seine Ausrüstung den leichten Hang hinauf und wandte sich dem Wind entgegen. Er schloß die Augen und wartete, begierig auf den Anblick der
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