Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele
Kann ich dir vertrauen, Justin?“
„Klar doch. Ich meine, ja, Sie können mir vertrauen.“
„Gut.“ Er lächelte. Justin konnte sich nicht erinnern, dass Vater ihn je angelächelt hatte, aber es gab ihm ein ziemlich gutes Gefühl. „Ich wusste, dass du vertrauenswürdig bist. Du bist ein guter Mann, genau wie dein Bruder Eric.“ Er beugte sich mit ernster Miene wieder vor. „Dass du etwas Besonderes bist, Justin, wusste ich, als du meinen Test überlebt hast.“
Justin sah ihn forschend an und suchte nach Anzeichen, ob Vater wusste, dass er ihn eigentlich ausgetrickst und seine Zeit bei Campern verbracht hatte. Doch Vaters Blick blieb warm und freundlich.
„Was ich dir jetzt sage, solltest du nicht mal gegenüber deinem Bruder erwähnen: Ich wusste seit deinem Auftauchen im Lager, dass du von Gott geschickt wurdest.“
„Von Gott geschickt?“
„Ja. Du bist nicht wie die anderen. Du siehst und verstehst. Du lässt dich nicht leicht zum Narren halten.“
Vielleicht konnte der Mann ja wirklich Gedanken lesen. Justin schluckte und nickte.
„Du wurdest von Gott geschickt, um integraler Teil unserer Mission zu sein. Gott hat mir mit dir einen Gefallen getan. Du bist ein Segen.“
Justin wusste nicht, was er dazu sagen sollte, aber er ... ja, Teufel auch, er fühlte sich als etwas Besonderes. Er hatte nie gehört, dass Vater jemand anders ein solches Lob zollte.
„Deshalb möchte ich, dass du in die Reihen meiner Krieger eintrittst. Ich habe das Gefühl, dass du ein ganz besonderer Krieger sein wirst.“ Er beugte sich weiter vor und senkte die Stimme. „Ich brauche deine Hilfe, Justin. Es gibt Leute, die mich vernichten wollen, sogar hier in den eigenen Reihen. Willst du mir helfen?“
Justin wusste nicht viel über Vaters Krieger, außer dass sie eine besondere Behandlung genossen und Belohnungen bekamen. Eric war ein Krieger und ausgesprochen stolz auf diesen Titel. Justin konnte sich nicht erinnern, dass ihm mal jemand gesagt hatte, er brauche ihn. Gebraucht zu werden war ein gutes Gefühl, ein verdammt gutes sogar.
Vater wartete auf eine Antwort.
„Ja“, erwiderte Justin, und es kam ihm leicht über die Lippen. „Ja, ich denke, ich kann Ihnen helfen.“
„Gut. Ausgezeichnet.“ Lächelnd schlug er Justin aufs Knie und lehnte sich im Sessel zurück. „Brandon und ich bringen eine Gruppe zur Initiation nach Boston. Ich möchte, dass du mitkommst.“
„Sicher, klar.“ Er hatte keine Ahnung, auf was er sich da einließ, aber vielleicht war es gut, eine Weile von Alice fortzukommen. Einfach nur, um alles zu überdenken, was Vater ihm erzählt hatte. Außerdem freute er sich irgendwie auf diese neue Sache. Eric würde mächtig stolz auf ihn sein. „Wegen Eric“, sagte er, „haben Sie eine Ahnung, wann er zurückkommt? “
„Könnte jeden Tag sein“, erwiderte Vater. Doch er blickte zum Fenster hinaus, als sei er mit den Gedanken bereits weit fort.
37. KAPITEL
John F. Kennedy-Gebäude,
Boston, Massachusetts
Als die Wache Eric Pratt mitteilte, er habe einen Besucher, wusste Eric, Vater hatte jemanden geschickt, um ihn zu töten. Er setzte sich an die dicke Glastrennwand, starrte auf die Tür und wartete, wer sein Scharfrichter werden sollte. Sein bester Freund Brandon kam herein, wartete, damit die Wache ihn abtastete, und winkte ihm zur Begrüßung zu. Er setzte sich auf den gelben Plastikstuhl und rutschte so nah wie gestattet an die Trennwand heran. Brandon war glatt rasiert, das wilde rote Haar war mit einer Art Gel gebändigt und an den Kopf geklatscht. Er lächelte Eric zu und nahm den Telefonhörer auf.
„Hallo, alter Knabe.“ Brandons Stimme war gedämpft, obwohl er ihm genau gegenüber saß. „Behandeln sie dich gut hier drin?“ Sein Blick wanderte überall hin, nur nicht zu Eric, und da wusste er es. Es war Brandon, der das Todesurteil überbringen würde.
Nach den Verhören der ersten Tage, bei denen er eisern geschwiegen hatte, war er in Einzelhaft gekommen. Denen war offenbar nicht klar, dass sie ihm genau das gaben, was er wollte: in Ruhe gelassen werden. Monatelang von Menschen umgeben, immer in Begleitung zu sein, egal, wohin man ging, da war die Einzelzelle keine Strafe, sondern Belohnung. Aber das würde er Brandon nicht sagen, sonst hätte der noch mehr Grund, ihm den Tod zu wünschen.
„Mir geht es gut“, erwiderte Eric, obwohl sein Tonfall seine Aussage nicht bekräftigte, aber das war ihm gleichgültig.
„Wie ich hörte, ist das Essen hier drin noch
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