Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi
ergoss sich über ihre Schultern. Ihre Gestalt war deutlich weiblicher, als die von Cashimaé, und ihr Auftreten respekteinflößend. Volle warme Lippen, geradlinige Augenbrauen und eine grünblaue Farbe verliehen ihr eine kühle Schönheit.
»Breda, wir haben Besuch.« Sag bloß, dachte Cashimaé im Stillen und lächelte beide an. »Hast du den Raum hergerichtet, wie ich dich angewiesen habe?« Sie nickte. Er musterte sie eingehend. »Hm, ich weiß nicht, was du die Tage alleine hier gemacht hast, doch du siehst besser aus.«
Cashimaé biss sich auf die Lippe, um eine spöttische Antwort herunter zu schlucken. Es war zu spät, um wieder ihr lethargisches Auftreten zu spielen.
Tamins Abwesenheit hatte ihren Trotzkopf neu geweckt, auch wenn sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen.
»Dies ist Mineshka«, stellte Tamin seine Begleiterin vor. »Eine Priesterin Liyiells und Mitglied des Kreises. Ich will, dass du sie mit der Ehrerbietung behandelst, wie sie ihr zusteht.«
»Du hast eine Kopfblinde in deinem Haus?« Tamin ignorierte Mineshkas Bemerkung. »Geh und bring ihre Sachen hinauf. Sie wird uns lange Zeit Gesellschaft leisten.« Dieser Satz brachte ihm einen wütenden Blick der Priesterin ein.
Cashimaé mochte die Fremde nicht. Während sie die Treppe mit dem schweren Bündel hinauf stapfte, äffte sie Tamin nach. »Bring ihre Sachen hinauf.« Hohe Priesterin hin oder her, sollte sie nun zur Dienstmagd des ganzen Landes werden, oder was? Na, so toll konnte es auf Liyiell ja nicht sein, wenn man freiwillig Tamins Gesellschaft vorzog. Verärgert warf sie das Bündel aufs Bett, doch dann lachte sie leise vor sich hin. Wahrscheinlich handelte es sich um Tamins Liebchen, mit der er den Winter verbringen wollte. Wer da wohl den niedrigeren Stand besaß?
»Was lachst du?«, erklang Mineshkas Stimme in ihrem Rücken. Cashimaé fuhr herum. Ohne, dass sie es bemerkt hatte, war ihr die Priesterin gefolgt. Sie legte ihren Mantel ab und warf ihn über einen Stuhl, der neben der Tür stand.
»Nichts«, beeilte sich Cashimaé zu sagen.
Mineshka zog eine Augenbraue hoch. »So? Für ein Nichts, klang es doch recht belustigt.«
»Was geht es dich an?« Damit verließ Cashimaé das Zimmer. Mit offenem Mund starrte ihr die Priesterin nach. Cashimaé ging weiter ihrer Arbeit nach, doch als sie später das Haus mit einem Eimer Wasser betrat, wurde sie unfreiwillig Zeugin einer heftigen Diskussion zwischen Mineshka und Tamin. Hastig drückte sie sich in die Nische neben der Tür und lauschte.
»…ich mag nicht weiter darüber reden«, fauchte Mineshka.
»Mina, du weißt, dass keiner wissen darf, dass du hier bist. Ich gebe dir Asyl.«
»Und wenn schon!«
»Dein Volk interessiert sich dafür, wo du dich gerade aufhältst. Vor allem euer Kreisführer«, stellte Tamin trocken fest.
»Willst du mich erpressen?«
Tamins Tonart wurde sanfter. »Nein Mineshka, ich weiß, was er dir bedeutet. Gerade deswegen ist es wichtig, dass du alles wieder in Ordnung bringst.« Sie blieb ihm eine Antwort schuldig. Nur das Rascheln von Stoff war zu hören.
»Mina, dir ist doch klar, was du tun musst, wenn du jemals wieder nach Hause willst. Auch ein Magier ist nicht unverwundbar.«
»Ja, doch!« Sie klang verbittert.
»Hat er dir nicht genug angetan? Noch hat er nicht alle Macht erreicht.« Schritte erklangen und verstummten dann wieder.
»Eigentlich schon«, meinte Tamin.
»Ich verstehe es nicht.« Das war eindeutig die Stimme der Priesterin, die fortfuhr mit zitternder Stimme: »Warum bestrafen die Shalas ihn nicht?«
»Er schafft es irgendwie«, erklärte Tamin, »sich vor ihnen zu verbergen. Das kostet eine Menge Energie und das ist ein Wissen, das uns helfen kann. Denk nach! Wenn wir wissen, wo er ist und genügend Shalas in der Nähe sind, ist er angreifbar. Seinen anderen Schwachpunkt… nun, den besitze ich.«
»Welcher ist das?«
Tamin lachte leise. »Na, na, Priesterin, manchmal ist es besser zu schweigen. Ich weiß den Schwachpunkt und das reicht.«
»Pass auf, dass er deinen nicht herausfindet«, war ihre Antwort, die wütend klang. Damit rauschte sie hinaus und an Cashimaé vorbei, ohne sie zu bemerken. Die junge Frau holte tief Luft und trat dann ein. Tamin stand am Fenster und trommelte mit den Fingern der rechten Hand gegen den Rahmen.
»Was willst du noch?«, schimpfte er über die erneute Störung. Als er keine Antwort bekam, drehte er sich um. »Oh, Breda, verzeih! Ich dachte … egal … hast du gelernt,
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