Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi
gewohnt. »Geh in dein Lager und kümmere dich um deine Leute! Lass diese Menschen in Ruhe und halte dich fern von den Bergen und …«, und mit einem Schmunzeln setzte er hinzu »…und von Feuern.« Damit drehte sich Barshim um und wollte gehen.
Torben war so rasend wie noch niemals in seinem Leben. Er sprang so plötzlich nach vorne, dass keiner damit rechnen konnte. Im Laufen zog er ein Messer aus seinem Gürtel und stürmte auf Barshim zu. Von der Wucht des Aufpralls gingen beide zu Boden. Torben lag auf ihm und hielt ihm das Messer an die Kehle. Doch anders als erwartet, entdeckte er keine Spur von Furcht in den Augen seines Feindes, eher Kälte … eisige Kälte. »Ich werde dich dahin schicken, wo du hingehörst: in die ewigen Jagdgründe. Und deine Schamanin wird am nächsten Baum hängen und um ihr Leben winseln wie ein räudiger Hund«, spie er ihm ins Gesicht.
»Große Worte, doch kannst du diesen auch Taten folgen lassen?« Barshims Hand schnellte nach oben und umschloss das Handgelenk seines Feindes. Für wenige Sekunden kämpften sie still.
Ilias hielt die anderen Männer zurück. Sie durften sich jetzt nicht einmischen, sonst gingen sie das Risiko ein, dass ihr Anführer verletzt wurde.
Plötzlich spürte Torben genauso ein Messer an seinem Hals, wie das, was er Barshim gegen die Kehle gedrückt hatte.
»Bist du etwa so feige, dass du dich nicht traust, alleine gegen mich anzutreten?«
Barshim sprach etwas in einer Sprache, die Torben nicht verstand. Es dauerte noch einen Moment, doch dann wurde die Klinge zurückgezogen und jemand trat zur Seite. Torben richtete seinen finsteren Blick auf diesen Jemand, der es gewagt hatte, ihn von hinten anzugreifen.
Er war überrascht.
Eine bildhübsche junge Frau stand dort. Mit dunkelbraunen Haaren und Augen, für die er gestorben wäre. Doch sie starrte ihn nur verachtend an und in ihrer rechten Faust hielt sie fest umklammert den Dolch, dessen kalter Stahl eben noch Bekanntschaft mit seiner Haut geschlossen hatte.
Torben lachte. »Schickst du nun schon Weiber in die Schlacht?«
Barshim holte aus und Torben wurde von seinem Fuß am Kopf getroffen. Er verlor das Gleichgewicht und rollte zur Seite. Doch genauso schnell standen sie einander wieder gegenüber und belauerten sich wie Tiere. »Ich sage dir noch einmal: Geh zurück in dein Lager!«
Torben zögerte, ließ die Hand langsam sinken und wandte sich ab. »Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.«
Die Männer machten ihm Platz, damit er zu seinem Pferd zurückkehren konnte. Er saß auf. Das Tier stieg hoch auf, als er die Zügel hart zur Seite riss. »Alle werden euch jagen, denn ihr seid verflucht, weil ihr euch der schwarzen Magie zugewandt habt. Gott wird euch bestrafen! Ihr habt eure Seelen verkauft.« Damit trat er dem Tier in die Flanken und preschte über die Lichtung, dicht gefolgt von seinen Mannen, davon.
Barshim klopfte sich den Staub vom Mantel, als sei nichts gewesen. Doch als er in die Runde blickte, ahnte er, dass nichts mehr in Ordnung war. Zweifel stand den Menschen ins Gesicht geschrieben und alle warteten auf eine Erklärung.
Ilias sah ein, dass er helfen musste. »Torben redet Blödsinn. Er versucht, euch gegeneinander aufzuhetzen. Barshim und ich haben im Alleingang sein Lager verwüstet und weil er dumm genug war, auf unsere List herein zu fallen, versucht er es jetzt mit Ammenmärchen zu überspielen. Ihr werdet doch nicht so blöd sein, ihm zu glauben? Drachen, wie lächerlich ist das denn?«
Einer der Ältesten wandte sich Barshim zu. »Stimmt das, was Ilias sagt?«
Die Blicke der Freunde kreuzten sich. »Aus welchem Grund sollte er euch belügen?«
Damit drehte sich Barshim um und ging davon. Sein Kopf hämmerte und tat weh.
Die einfachen Leute der Berge hatten nun für lange Zeit Ruhe und nur das zählte. Wen interessierte da der eigene Verlust?
Cashimaé sah ihm nach. Er wollte im Moment allein sein, das war deutlich zu spüren und sie würde ihm diesen stillen Wunsch auch nicht abschlagen.
»Was hast du getan, Bredu?«, flüsterte sie ihm nach.
Kapitel 32
Tamin stand noch lange in den Hallen Natriells, als die anderen schon gegangen waren. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt betrachtete er zufrieden das Buch in der Mitte des Raumes. Glaubte Barshim allen Ernstes einen dermaßen großen Eingriff bewirken zu können, ohne dass es jemand bemerkte? Die Shalas griffen in der Welt der Menschen nicht ein, aber der Kreis war an einem Punkt angekommen, an
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