Magie
waren.
Abgesehen von Tiken, dem Sohn des Schmiedes, der in Mandryn zurückgeblieben war, hatten sich die Überlebenden Narvelans Leuten angeschlossen. Zu ihrer Gruppe gehörten jetzt einer der jungen Stallarbeiter, Ullan, der davongelaufen war, gleich nachdem Takados Angriff auf das Dorf begonnen hatte, und einige der Kinder, die sich erfolgreich versteckt hatten. Salia, die Tochter des Bäckers, hatte zu dem Zeitpunkt eine Schwester auf einem der Bauernhöfe besucht. Sie hatte doppeltes Glück gehabt, weil Takado und seine Verbündeten nach dem Angriff auf das Dorf auch viele der Bauern mit ihren Familien getötet hatten.
Tessia drehte sich um und entdeckte Salia, die neben einem mit Fässern und Säcken beladenen Karren herging. Sofort senkte die junge Frau den Blick und biss sich auf die Lippe. Sie wirkte schuldbewusst, aber das ergab keinen Sinn. Selbst
wenn Salia im Dorf gewesen wäre, hätte sie nicht verhindern können, was geschehen war. Ullan dagegen schien nicht die geringsten Probleme damit zu haben, dass er davongelaufen war.
Warum sollte er auch? , dachte Tessia. Wenn er geblieben wäre, wäre er ebenfalls gestorben. Wenn er kein Pferd genommen hätte und zu Narvelan geritten wäre, hätte es noch länger gedauert, bis die Nachricht von dem Angriff uns erreichte.
Sein Urteil über Hanara war jedoch vernichtend gewesen; er hatte gesagt, der Mann sei davongelaufen, um sich seinem Herrn anzuschließen. Aber niemand hatte Hanara mit Takado ins Dorf zurückkehren sehen, daher vermutete Tessia, dass er nichts Schlimmeres getan hatte, als der Stallbursche selbst - er war geflohen, um sich zu retten. Sie fragte sich, wo er jetzt sein mochte. Nachdem sich die Nachricht über einen sachakanischen Angriff verbreitet hatte, war es unwahrscheinlich, dass irgendjemand ihm helfen würde.
Sie waren einen sanften Hügel hinaufgestiegen, hatten aber jetzt dessen Kuppe erreicht, und auf der anderen Seite führte der Weg etwas steiler wieder nach unten. Dakon sah Tessia an und lächelte.
»Wir sind fast da«, murmelte er.
Jemand dicht hinter ihr fing die Worte auf und gab sie flüsternd weiter. Und scharrendes Geräusch störte die Stille der Nacht, als die Wagenfahrer gezwungen waren, wegen des Gefälles die Bremsen zu benutzen. Tessia lehnte sich im Sattel zurück, und ihr Rücken berührte die Tasche ihres Vaters, die sicher hinter ihr festgebunden war.
Am Fuß des Hangs wichen die Bäume zu beiden Seiten zurück, und eine Handvoll kleiner Häuser wurde sichtbar, in deren Fenstern freundliches Licht brannte. Männer und Frauen standen mit Lampen bereit, um sie zu begrüßen. Tessia hörte überall um sich herum erleichtertes Seufzen und Murmeln.
Einige von Narvelans Leuten waren vorausgeritten, um das Dorf von ihrer unmittelbar bevorstehenden Ankunft in Kenntnis zu setzen und den Dorfbewohnern bei ihren Vorbereitungen zu helfen. Ruhig und wohlorganisiert wurden die
Besucher auf die Häuser verteilt, wo behelfsmäßige Betten auf sie warteten. Die Tiere wurden in Pferche gebracht, die Wagen in den Schutz der Scheunen.
Die Magier und Meisterschüler fanden Quartier beim Dorfmeister, dessen Haus nicht viel größer war als das, in dem Tessia ihre Kindheit verbracht hatte. Nach einem herzhaften, aber einfachen Mahl zogen sich alle in ihre Betten zurück. Crannin und seine Frau Nivia stellten den Magiern ihr Schlafzimmer zur Verfügung und hatten zusätzliche Betten hineingezwängt. Der Dorfmeister und Jayan schliefen im Wohnzimmer auf dem Boden, während Tessia und die Ehefrau des Mannes sich das Kinderzimmer teilten. Sie sah keine Spur von den Kindern. Vielleicht kümmerte eine Nachbarin sich um sie.
Obwohl sie müde war, dauerte es lange, bis Tessia einschlief. Sie lag wach, lauschte auf den Atem der neben ihr schlafenden Frau und dachte über all das nach, was geschehen war, seit sie allein in Dakons Herrenhaus gegangen war und unwissentlich Magie eingesetzt hatte, um Takado abzuwehren.
Wenn sie nicht davongeschlüpft wäre, um ihren Vater zu beeindrucken, hätte sie ihre Fähigkeit dann dennoch entdeckt? Lord Dakon glaubte es. Aber vielleicht wäre es viel später passiert. Vielleicht wäre sie noch im Dorf gewesen, als Takado angriff. Vielleicht wäre sie dann jetzt ebenfalls tot.
Und nach Tikens Beschreibung zu urteilen, hätten Takado oder einer seiner Verbündeten mich vorher wahrscheinlich missbraucht. Aber vermutlich hätte ich dann auf die gleiche Weise reagiert und Magie benutzt, um mich zu
Weitere Kostenlose Bücher