Magie
Klage über die lange Reise und die harten Lebensbedingungen zu hören. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Töchter mächtiger Familien aus Imardin, die mit allem Luxus aufgewachsen waren, den man für Geld kaufen konnte, genauso gut mit dieser Situation fertig werden würden.
Dennoch sollte ich häufiger fragen, wie es ihr geht. Es kann ihr nicht leichtfallen, die einzige junge Frau unter so vielen jungen Männern - von denen viele noch Knaben sind - zu sein. Noch dazu, wenn diese Männer mit der Überzeugung aufgewachsen sind, dass Menschen ihrer Herkunft kaum besser sind als Diener.
Sie und Jayan schienen jetzt besser miteinander zurechtzukommen. Er glaubte nicht, dass große Zuneigung zwischen ihnen herrschte, aber keiner der beiden behinderte oder verärgerte den anderen, und bei praktischen Aufgaben wie der Errichtung
von Zelten halfen sie einander ohne Zögern. Darüber war er erleichtert, denn das Letzte, was sie jetzt brauchten, wären Streitereien, die eine ohnehin angespannte, unerfreuliche Situation noch schwieriger gemacht hätten.
Wenn er das Gleiche doch nur von den Magiern hätte sagen können. Seufzend richtete Dakon seine Aufmerksamkeit wieder auf die Debatte.
Die Kleidung sachakanischer Frauen hatte Stara stets fasziniert und empört. Zuerst wickelten und banden sie sich ein langes, rechteckiges Tuch auf eine Weise um den typisch breiten, sachakanischen Brustkorb, dass Schultern und Beine unbedeckt blieben. Das wäre in Elyne als skandalös empfunden worden. Dieses Tuch war in lichten Farben gehalten und geschmückt mit Stickereien und allen möglichen Dekorationen, angefangen von Perlen über Münzen bis hin zu Muschelschalen. Und wenn sie sich hinauswagten, bedeckten sie es mit einem kurzen Cape aus einem dicken Stoff, das am Hals zugebunden wurde.
Der kurze Umhang verbarg die nackten Beine nicht und klaffte an der Vorderseite auf, um die in buntes Tuch gekleidete Brust zu enthüllen, sodass Stara sich fragte, warum man es überhaupt trug. Aber die Wahrheit war, dass es ohnehin kaum benutzt wurde, weil die Frauen sich selten aus den Mauern ihres Hauses hinauswagten, es sei denn in geschlossenen Wagen, wenn sie Freundinnen besuchten. Man erwartete von ihnen, dass sie die Blicke von Männern mieden.
Weitaus praktischer wäre es gewesen, wenn sie ein einziges züchtiges, aber weibliches Gewand trügen, wie die Frauen es in Elyne taten. Aber Stara musste zugeben, dass sie die bunten Brusttücher liebte. In Elyne trug niemand so leuchtende Farben. Sie waren erheblich bequemer als die elynische Frauentracht, und sie selbst sah gut darin aus.
Als seien die Wickeltücher noch nicht Zierde genug, trugen Sachakanerinnen außerdem eine Menge Schmuck. Ihre Brust, ihre Handgelenke und die Knöchel waren häufig mit Perlen, Muscheln oder Ketten geschmückt. Das dunkle Haar der
Sachakanerinnen brachte ihren prachtvollen Kopfputz besonders gut zur Geltung. All das hieß Stara mit weiblicher Freude willkommen, nur ein Aspekt missfiel ihr.
Die weibliche Gewohnheit, die Hälfte des eigenen Körpergewichtes an Schmuck zu tragen, schloss auch das Durchbohren verschiedener Körperteile ein. Vora hatte ihr erzählt, dass die meisten Sachakanerinnen mehrere Ohrringe in jedem Ohr trugen, mindestens einen Ring in der Nase und sogar Ringe in den Augenbrauen, den Lippen und dem Nabel.
Stara hatte sich zur großen Bestürzung der Sklavin kategorisch geweigert, sich von Vora Löcher in irgendeinen Teil ihres Körpers stechen zu lassen.
Ich möchte Vater nicht raten, ihr das befohlen zu haben, dachte sie. Es schert mich nicht, wie wenig es wehtut, es ist barbarisch.
Bei dem Gedanken an ihren Vater krampfte sich ihr Magen vor Nervosität zusammen. Sie hatte während der ganzen Woche nichts von ihm gesehen. Während der ersten Tage hatte sie sich nichts dabei gedacht und vermutet, dass er beschäftigt wäre. Aber als die Woche sich ihrem Ende näherte, stieg langsam Ärger in ihr auf. Nachdem sie ihn so viele Jahre lang nur bei gelegentlichen Besuchen gesehen hatte, wollte sie ihn jetzt besser kennenlernen. Gewiss wünschte er sich das Gleiche. Nach vier Tagen schickte sie Vora mit der Bitte um ein Treffen zu ihm, aber er antwortete nicht.
Am vergangenen Morgen hatte sie Voras Warnung, dass es unpassend sei, ignoriert und ihre Gemächer verlassen, um sich auf die Suche nach ihm zu machen. Als sie die Räume ihres Vaters erreicht hatte, hatte ein Sklave versucht, sie daran zu hindern einzutreten. Aber da
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