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Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
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wollenen Hemd herausschauten, dick von Muskeln.
    Die Wachen entfernten sich noch weiter.
    Arlo kannte den alten Aberglauben, nach dem die Berührung eines Henkers, und war sie noch so flüchtig, einem das Mal des Todes auf die Seele brannte, sodass man nicht mehr lange zu leben hatte.
    Tapfer fixierte er die schmalen Augenschlitze seines Henkers. Ein kurzes Glitzern von Pupillen, dann fischte der Mann einen Schlüssel aus der Hosentasche, mit dem er den Eisenring am Hals entriegelte. Der Henker ließ ihn achtlos fallen, packte Arlo am Kragen und zerrte ihn zum Schemel.
    Arlos Beine zitterten so stark, dass er es, obwohl er den rechten Fuß auf die Sitzfläche stellte, nicht schaffte, sich nach oben zu stemmen. Der Henker half nach. Anschließend stieg er auf eine Kiste, legte die Schlinge um Arlos Hals und zog sie enger.
    Der raue Strick biss in seine Haut.
    Er blinzelte, in seinem Innersten nur eine Blase reinen Entsetzens, die sich ausdehnte und schließlich barst. Tränen schossen ihm in die Augen. Sein Blick verschwamm. Der letzte klare, scharf geschnittene Eindruck war der des Himmels, in den das Abendrot blutete.
     

Kapitel 13
     
    Viele, die leben, verdienen den Tod.
    Und manche, die sterben, verdienen das Leben.
     
    J. R. R. Tolkien
     
     
    Arlo vernahm ein flappendes Geräusch am rechten Ohr, dann am linken, begleitet von einem leichten Luftzug auf den Wangen.
    Er blinzelte, öffnete die Augen. Etwas Kleines, Buntes flirrte vor seinem Gesicht herum.
    Es war der Vogel, derselbe, der Genthate den Tag vermiest hatte. Flatternd hielt er sich vor Arlo, legte den Kopf schief, seine Flügel zeichneten ein verschwimmendes Muster in die Luft.
    Will das Vieh sich an meinen Todesqualen ergötzen?
    Plötzlich zwinkerte der Vogel, zwinkerte wie ein Mensch!
    Der Henker machte sich bereit, den Schemel wegtreten.
    Gleich wäre es vorbei.
    Plötzlich gleißte etwas auf, so grell, dass Arlo den Kopf wegdrehte. Die Menschen riefen laut heraus und beschirmten ihre Augen. Dann wurde der Schein etwas matter. Dennoch strahlte der Platz in himmlischer Helligkeit, als wäre es nicht Abend, sondern Mittag.
    Was dann geschah, konnte Arlo einfach nicht glauben: Eine gigantische Figur materialisierte sich hoch über dem Tempel, gekleidet in Wolken, das Haupt umkränzt von Sonnenstrahlen. Ein Antlitz von erhabener Strenge, die Augen wie Feuerschmelze, aus der man Stahl goss. Die Brauen des Kolosses zogen sich zusammen, und sein Gesicht spiegelte Zorn.
    »Kniet vor Eurem Gott!«, donnerte die Stimme über den Platz.
    Starr vor Erstaunen und wohl auch Entsetzen ließen sich die Bürger und Pilger auf die Knie fallen, ein Meer niedersinkender Gestalten. Manche erhoben flehend die Arme, in vielen Augen standen Freudentränen, andere starrten mit offenem Mund auf …
    … Iros?
    Arlo schüttelte den Kopf. Das geschah doch nicht wirklich? Aber dieser Titan, er wirkte so real und über jeden Zweifel erhaben, seine Brust wie aus Beton ziseliert, die muskelschwellenden Schultern, der breite Hals, der getrimmte Kinnbart, die harten Lippen.
    »Ihr seid schuldig!«, donnerte die Erscheinung. »Schuldig, dass ihr auf Geheiß eines Ketzers, der sich die Robe des Hohepriesters durch List und Tücke angeeignet hat, die Hinrichtung eines Mannes duldet, der reinen Herzens ist!«
    Seine glosenden Augen tasteten über die Menge, schienen verborgene Seelenfalten, in denen sich Unredliches versteckte, nach außen zu stülpen. Viele keuchten gepeinigt auf, manche Menschen weinten offen, anderen schienen einer Ohnmacht nahe. »Selbst als der Altar zersprang, tatet ihr nichts, wart blind für das Zeichen eures Gottes!« Ein grimmiges Nicken. »Alle seid ihr schuldig. Und nun empfangt eure Strafe!«
    Arlo sah nach rechts zu Genthate, der zitternd vor den Überresten des Altars stand und sich gehetzt umblickte wie ein in die Ecke getriebenes Tier.
    Plötzlich kreischte jemand auf. Der Schrei kam von links, und er bekam rasch Gesellschaft. Bald erscholl ein Chorwerk verängstigter Stimmen.
    Die ersten Menschen begannen, sich durch das Leibermeer zu wühlen, rempelten und stießen und schlugen um sich, um möglichst schnell wegzukommen.
    »Kraliks!«, brüllte jemand.
    Jetzt sah Arlo sie auch.
    Mehrere Dutzend der Bestien tauchten nahe dem Tempel auf, gebogene Fangzähne, blitzende Augen. Langsam und doch von unbändiger Kraft beseelt kamen sie heran. Dieser Anblick zersplitterte selbst das stärkste Gemüt.
    Panik brach aus.
    Die Menschen trampelten sich über

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