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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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hinüber. »… glaube ich nicht, dass Sie auf diese Weise Antworten erhalten.«
    »Nein, werden Sie nicht«, bestätigte McGowan. »Sie können mich so oft schlagen, wie Sie wollen.« Sie presste die Lippen zusammen, und ihr Körper spannte sich in Erwartung des nächsten Hiebes an.
    Randolph ließ die Faust sinken. Er nickte Sedgewick zu. »Sie haben recht. Es tut mir leid.« Als er den Kopf erneut McGowan zuwandte, kam ihm plötzlich ein Gedanke, der ein grimmiges Lächeln auf seine Miene zauberte. »Aber ich glaube, mir ist gerade eine andere Lösung eingefallen.«
    »Welche?«, fragte Sedgewick.
    »Das werden Sie morgen schon sehen …«

 
    KAPITEL 16: EINE SCHLAFLOSE NACHT

    »Nordengland in Aufruhr: In Bradford, West Yorkshire, tauchten am gestrigen Nachmittag mehrere bis zu zweieinhalb Fuß große Ratten auf. Einige Damen erlitten Nervenzusammenbrüche. James Goddard, ein beherzter Bürger, konnte eines der Tiere erschießen. Die übrigen entkamen. Doktor Lawrence Drake von der Royal Society erklärte auf Anfrage, es könne sich um Biberratten (Myocastor coypus) gehandelt haben, eine Nagetierart, die in Südamerika beheimatet ist, durch Handelsschiffe aber auch nach Nordamerika und Eurasien gebracht wurde.«
    – The Daily Telegraph, 22. April 1897
    22. April 1897, 02:17 Uhr GMT
England, London, geheime Hallen des Ordens des Silbernen Kreises
    Jonathan saß, ein Bein angewinkelt und den Kopf an die kühle Wand in seinem Rücken gelehnt, auf der Steinbank und starrte ins Leere. Er hatte Holmes und den anderen, die darauf hofften, jetzt ein paar Nachtstunden lang Ruhe zu haben und ihren Ausbruch vorantreiben zu können, helfen wollen, aber es hatte keinen Sinn gehabt. Er hatte zu schlafen versucht, aber es hatte nicht geklappt. So blieb ihm nichts anderes übrig, als vor sich hin zu brüten und die Gedanken treiben zu lassen.
    Sein Blick wanderte zu Kendra, die mit angezogenen Beinen und um die Knie geschlungenen Armen neben ihm hockte und den Kopf in die Armbeuge gelegt hatte. Er wusste nicht, ob sie schlief. Jedenfalls hatte sie sich seit einer ganzen Weile nicht mehr gerührt, und der graue Regenumhang mit der Kapuze ließ sie im schwachen Kerzenlicht, das in dem Raum herrschte, beinahe mit der Wand verschmelzen.
    Jonathan beneidete sie um das wetterfeste Kleidungsstück. Seine eigene Kleidung, eigentlich für den Alltag in der Redaktion des Strand Magazine gedacht, war nach ihrer spektakulären Rettungsaktion an der Bahnlinie zwischen Birmingham und London noch immer unangenehm feucht, und die kühle Luft in dem unterirdischen Gewölbe verhinderte, dass sich an diesem Zustand in absehbarer Zeit etwas änderte. Er unterdrückte ein Frösteln.
    Nach Kendras Rückkehr vor gut zwei Stunden hatten die Magier sie natürlich mit Fragen bestürmt, aber sie war in ihren Antworten einsilbig geblieben und hatte bloß gesagt, dass Wellington nichts Nützliches von ihr erfahren hatte – weil sie schlichtweg nichts wusste –, sie aber auch im Gegenzug leider nichts Hilfreiches über ihn.
    »Nun, eines wissen wir jetzt doch mit ziemlicher Sicherheit«, hatte dafür Holmes verkündet. »Randolph und die anderen sind entkommen. Denn wäre dein Großvater, Kendra, in Wellingtons Gewalt, hätte er wohl kaum versucht, dich zu befragen, sondern er hätte sich gleich an ihn gewandt.«
    Diese Erkenntnis schien Kendra zumindest ein bisschen aufzuheitern. Dennoch hatte sie sich recht bald auf die Steinbank zurückgezogen und in ihrem Kapuzencape vergraben. Jonathan hatte sich nach einer Weile zu ihr gesellt, nur für den Fall, dass sie jemanden zum Reden brauchte. Irgendwie fühlte er sich ihr näher als den anderen Magiern hier im Raum – Holmes einmal ausgenommen –, was vermutlich daran lag, dass sie beide das gleiche Schicksal teilten, in diesen Kampf um die Wahre Quelle als Außenstehende hineingezogen worden zu sein. Doch Kendra hatte geschwiegen. Und so saßen sie seitdem stumm nebeneinander, ähnlich wie Miss Spellman und Mister Winterbottom oder Misses Blackwood und Miss Morland, die ihrerseits auf der anderen Seite ihres Kerkers hockten und darauf warteten, dass die Nacht auf die eine oder andere Weise vorüberging.
    Mit einem Seufzen verlagerte Jonathan sein Gewicht auf die andere Seite, doch viel bequemer wurde die Steinbank dadurch auch nicht.
    »Wir müssen etwas unternehmen, Jonathan.« Kendras Stimme drang gedämpft durch den Stoff ihrer Kapuze, aber sie wirkte nicht verschlafen, sondern vielmehr zu allem

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