Magietochter
erst jetzt bemerkte »damit potenzielle Kunden stiehlst? Dieses
Schiff hier ist unser Gebiet und wir dulden keine anderen Frauen!« Ich war
überrumpelt. An der Kleidung dieser Frauen erkannte ich endlich, was sie waren.
Kurze Röcke, weite Ausschnitte, bemalte Gesichter und aufwendige Haarfrisuren.
Und sie dachten allen Ernstes, das Kogan und ich…
Ich schluckte unter ihren feindseligen Blicken. Sie waren
offensichtlich eifersüchtig, doch ehe ich etwas erklären konnte, meldete sich
Dalan zu Wort.
»Das Reicht! Was zwischen der Sklavin und ihrem Herren vorgeht, geht
euch nichts an, verstanden?« Er klang herrisch und abfällig, so als wären diese
Frauen etwas Ekelerregendes. Keine von ihnen antwortete, doch sie starrten ihn
finster an. Er packte wieder meinen Arm, fester diesmal, und zog mich an ihnen
vorbei.
»Wo ist Jula«, flüsterte ich ihm zu.
»Vorausgegangen, sie dürfen ihn nicht mit uns sehen, er ist bei Bari.«
Erleichterte atmete ich aus. Wir gingen weiter und instinktiv drehte ich mich
noch einmal zu den Frauen um. Dann ging abermals alles ganz schnell…
Ich sah gerade noch etwas in der Hand der Wölfin aufblitzen, ehe sie
ihren Arm in unsere Richtung nach vorne schnellen ließ. Reflexartig stieß ich
Dalan mit aller Kraft zur Seite. Vor Schreck ließ er meinen Arm los, während
das Messer haarscharf an uns vorbei flog. Ich war nicht davon ausgegangen, dass
er mich loslassen würde, hatte zu viel Schwung und stürzte über die Reling.
Hart klatschte ich auf das Wasser. Kalt. Doch noch ehe ich in Panik ausbrechen
konnte, überkam mich eine schon fast vertraute Schwärze.
*
Er ging unruhig auf dem oberen Teil des Schiffes umher, wie er es
bereits die ganze Nacht getan hatte. Ihre Worte…sie gingen ihm nicht mehr aus
dem Kopf. Letztendlich hatte sie Recht, doch sie war immer noch ein Mensch! Sie
gehörte zu ihnen ! Selbst heute noch, Jahreswenden später, sah er sie
noch vor sich…Kälte und Angst erfasste ihn, schnürte ihm die Kehle zu. Nein, er
durfte nicht daran denken!
Diese ganze Situation brachte ihn durcheinander und er hatte keine
Ahnung wieso. Hielt sie ihn wirklich für herzlos? Warum interessierte es ihn
überhaupt? Er sollte sie hassen, doch das tat er nicht…je mehr Zeit er mit ihr
verbrachte…es war so verwirrend…was war nur mit ihm los?
Aufgeregte Stimmen brachten ihn zurück ins Hier und Jetzt. Die blonde
Hure und ihre Freundinnen hatten sich im unteren Teil des Schiffes versammelt
und marschierten geradewegs auf…verdammt…Dalan und das Mädchen zu, das gerade
an der Reling stand und auf den Drachensee hinausschaute. Sein Freund hatte sie
also gefunden.
Er konnte aus der Entfernung nicht hören, was die Hure zu ihr sagte,
doch er konnte sich denken, um was es ging.
Sie hatte gestern Abend, nachdem er seine Suche nach dem Mädchen
aufgegeben hatte, versucht ihn in ihre Kabine zu locken, doch er hatte sie grob
abgewiesen. Wahrscheinlich wollte sie sich rächen. Glücklicherweise ging Dalan
dazwischen und zog das Mädchen fort. Bei ihm war sie in Sicherheit. Er wollte
sich gerade wieder abwenden, da sah er das Messer.
Es ging alles ganz schnell. Elvin schubste Dalan zur Seite und flog
dabei über die Reling. Dalan griff sich das Messer und stürzte sich
blitzschnell auf die Hure, die Sekunden später tot zu Boden fiel. Soldaten
zogen bei diesem Angriff ihre Schwerter und noch ehe er sich dessen richtig
bewusst war, sprintete Kogan los.
*
Ich tauchte unter Wasser, dabei konnte ich doch gar nicht schwimmen…
Mit langen und kräftigen Zügen, bewegte ich mich vorwärts. Komischerweise
brauchte ich nicht einmal zu atmen. Um mich herum war alles blau, ich spürte
die sanfte Strömung.
»Schön euch wiederzusehen«, begrüßte ich die Stimmen, bevor sie
etwas sagen konnten. Ich merkte, dass sie lächelten ohne es zu sehen.
»Es freut uns auch, dich wiederzusehen, Elvin«, antworteten sie.
»Warum bin ich hier?« Elegant drehte ich ein paar Pirouetten und wartete auf
eine Antwort.
»Wir machen uns Sorgen um dich! Auf diesem Schiff sind zu viele
Leute, die dich tot sehen wollen. Es wird Zeit, dass ihr diesen Ort verlasst.«
Es wunderte mich nicht, dass sie von alldem wussten, ich nahm es ohne weiteres
so hin.
»Es ist unser vorletzter Tag, morgen werden wir das Schiff
verlassen.«
»Das wird nicht reichen! Ihr müsst vor heute Nacht von dort verschwinden,
oder es wird ein großes Unglück passieren!« Sie klangen ernsthaft besorgt. Doch
ich glaubte nicht
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